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Maddy und die anderen zwei sind tatsächlich standhaft geblieben. Keiner von ihnen hat mir etwas über Liam verraten. Was mich nur noch mehr neugierig gemacht hat, obwohl ich eigentlich hätte sauer sein sollen. Auf seine Erklärung bin ich echt gespannt. Und er brauch eine verdammt gute, denn mit einer einfachen Entschuldigung hat sich für mich diese Sache nicht erledigt.

"Liam wartet schon auf dich." teilt mir Aiden mit, der den grauen Jeep fährt. Hinter ihm sitzt Maddy und auf dem Beifahrersitz befindet sich Scott. Ich sitze somit auf den noch letzten freien Platz, neben Maddy.

Zu Aidens Worten sage ich nichts. Ich bin dafür viel zu sehr auf Liam fokussiert. Allein schon der Gedanke ihn nach heute Morgen wieder zusehen, weckt unwohle Gefühle in mir.

Als wir im Reservat ankommen, sehe ich schon Liam und Milan am Tor warten. Ja, jetzt wird es ernst. Ich hoffe nur, dass Liam eine wirklich sehr gute Erklärung parat hat, denn ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte mich von seiner Familie fern zu halten, die ich so sehr ins Herz geschlossen habe. Ich weiß nicht, ob ich mich von ihm fern halten kann.

Mit einem mulmigen Gefühl springe ich aus den großen Auto. Maddy war schneller als wir anderen und befindet sich bereits in Milans Armen und verteilt unzählige kleine Küsse auf seinen Lippen. Die beiden passen wirklich gut zusammen.

Dann fällt mein Blick auf Liam, der mir mit einem Nicken deutet ihm zu folgen. Stumm tue ich, was er verlangt und erkenne, dass wir wieder zu der Stelle am Bach im Wald gehen.

Als hätte Liam meine Gedanken gelesen, sagt er: "Ich möchte ungestört mit dir reden und das geht am besten an einem Ort den nur wir beide kennen."
Zum Schluss lächelt er sogar leicht. Das erste freundliche Zeichen, dass ich heute von ihm bekomme. Heute morgen ist er ja geflüchtet und am Auto eben hatte er eine sehr abweisende Haltung eingenommen.

Nach ungefähr einer halben Stunde ertönt das bekannte Rauschen des Baches und nur wenige Sekunden später kann ich ihn auch erkennen. Es sieht sogar noch fast genauso aus wie beim letzten Mal. Das Seil am Baum hängt noch und ja sogar das Gras, auf dem Liam und ich geschlafen haben, ist noch etwas platt gedrückt.

"Also?" sage ich abwartend und setze mich mit verschränkten Armen auf meine Jacke, die ich zuvor auf den Boden gelegt habe, da es sich in den letzten Tagen doch sehr abgekühlt hat. Außerdem erwarte ich ein etwas längeres Gespräch und da habe ich keine Lust ewig zu stehen.

Mit einem lauten Seufzer tut es Liam mir nach. Überraschenderweise ist dieser nur mit einer einfachen Jeans und einem weißen Shirt bekleidet. Müsste er da nicht eigentlich frieren? Selbst mir ist es etwas frisch in meinem dicken Pulli.

"Du willst sicher die Situation von heute Morgen erklärt bekommen. Aber in Wahrheit kann ich dir das gar nicht erklären." antwortet Liam ziemlich wage und schaut dabei auf den Boden.

"Dann ist es bei dir üblichen mitten in der Nacht in fremde Häuser einzubrechen?" frage ich etwas entsetzt nach.

"Nein, so ist das auch wieder nicht." verteidigt sich Liam und schaut wieder hoch.

"Sondern?" hake ich erneut nach. Man, sonst ist er doch auch nicht so zurückhaltend.

"Es ist kompliziert." murmelt er und rückt etwas näher zu mir ran. Allein seine Nähe bringt mich um den Verstand, aber ich muss standhaft bleiben. Ich darf jetzt nicht einknicken, nicht bevor er mir eine annehmbare Antwort gegeben hat.

"Du machst es kompliziert." antworte ich darauf hin und erhebe mich von meinem Platz, um etwas Abstand zu Liam zu gewinnen.

"Es gibt aber so vieles, von dem du noch nichts weißt." versucht mich Liam zu beruhigen und er erhebt sich ebenfalls.

"Dann klär mich auf." bringe ich verzweifelt auf und schaue ihm erwartungsvoll in seine magischen grünen Augen.

"Das geht nicht, nicht jetzt." antwortet Liam und nimmt mir somit jegliche Hoffnung.

"Ich glaube es ist besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen." teile ich ihm meinen Entschluss mit und hebe gleichzeitig meine Jacke vom Boden auf.

"Tu mir das nicht an Kathy. Ich brauche dich." bringt Liam flehend hervor und umgreift meine Arme, um mich am gehen zu hindern.

"Lass mich los Liam." sage ich enttäuscht. So habe ich mir unser Gespräch sicher nicht vorgestellt. Allein schon die Vorstellung nicht in Liams Nähe zu sein tut weh, aber wenn er nicht ehrlich zu mir ist, dann kann ich ihm auch nicht vertrauen.

"Darf ich dich wenigstens nach Hause bringen?" fragt Liam traurig nach und schaut mir dabei erwartungsvoll in die Augen. Nein, jetzt bloß nicht schwach werden!

"Es ist wahrscheinlich besser wenn ich alleine gehe. Ich brauche etwas Zeit für mich." antworte ich und dränge mich an ihm vorbei. "Wenn du dich dazu entschlossen hast, mir doch die Wahrheit zu sagen, dann weißt du ja, wo du mich findest." ist das letzte was ich sage, bevor ich in den Tiefen des Waldes verschwinde.

Es zerreißt mir das Herz, ihn so stehen zu lassen. Aber es geht nicht anders. Er ist mir in dieser Woche sowieso viel zu wichtig geworden und hat in so kurzer Zeit meine Welt komplett auf den Kopf gestellt. Ich wollte mich doch auf die Schule konzentrieren, damit ich endlich aus Blue Wood flüchten kann. Und jetzt tritt da ein fremder Mann in mein Leben und bringt alles durcheinander.

Es ist besser so! Ich habe mich richtig entschieden! Denke ich...

Luna - menschliche Gefährtin Where stories live. Discover now