49. Kapitel

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Tyler´s Sicht

Lina kam nach noch nicht mal einer Minute von der Toilette wieder und setzte sich zu mir ins Bett.
"Geht es besser?" Sie sprach so leise und bedrückt. Sie hatte noch immer Tränen in den Augen, es ist doch scheiße! Sowas von scheiße, dass dieses Mädchen wegen mir leiden muss! Was bin ich für ein Arschloch! Ich hätte mich meinem Vater stellen müssen! Einen Arsch in der Hose haben müssen und ihn die Wahrheit sagen müssen! Aber nein, ich bin hier und lass ein Mädchen wegen mir weinen.
"Ja es geht schon. Es tut mir leid, ich hab scheiße geträumt. Sonst spreche ich nie im Schlaf."

Sie schaltete das kleine Nachtlicht ein und setzte sich im Schneidersitz vor mir.
"Erzählst du mir von deinem Traum, bitte?" Sie sah mich erwartungsvoll an.
"Wenn du es unbedingt wissen willst."
Sie nickt nur einmal und gibt mir damit zu verstehen, dass ich weiterreden soll.

"Ich- ich war wieder in diesem Krankenhaus, es war wieder nachts. Nur es war anders. Es war ein anderer Grund, warum ich dort war. Mein Vater war mit Lizzy aus der Stadt verschwunden, ich konnte sie nicht mehr finden. Sie meinten, dass sie mir helfen können. Dann bin ich ebend so wie Samstag Nacht auch dort hingefahren. Doch sie wollten mir gar nicht helfen, sie haben mich zusammengeschlagen und wollten das ich DICH ihnen ausliefere. Natürlich sagte ich nein, sie sollen mich dafür nehmen. Sie drohten mir, mich umzubringen. Dann lief alles so ab, wie in der Nacht auch. Ich war wieder an diesem scheiß Stuhl festgebunden und dann begannen sie auch schon damit mich zuschlagen. Fernando holte zum letzten Schlag aus und ich wurde ohnmächtig. Ich dachte wirklich, dass ich sterbe. Scheiße Lina, ich dachte wirklich das ICH tot bin! Dann sah ich dich! Ja ich sah dich und dann war ich mir sicher, dass ich tot sein muss, sonst würde ich dich nicht sehen. Gerade DU, warum solltest DU mir zur Hilfe eilen?! Gerade weil ich am Abend dich angelogen habe und du wütend auf mich warst, war es für mich unrealistisch, dass gerade DU da stehst! Der Engel kam auf mich zu. DU warst und bist der Engel, Lina. Ich weiß nicht, was wäre gewesen wenn du nicht gekommen wärst?! Ich wäre doch zu Grunde gegangen, ich wäre auf diesem Stuhl noch immer festgebunden und wäre irgendwann jämmerlich zu Grunde gegangen."

Ich machte eine kurze Pause und sah, wie sich eine Träne aus ihrem Auge schlich und ihre Wange herunterlief. "Du sollst nicht weinen, schon gar nicht wegen mir!" Mühsam streckte ich meine Hand nach ihr aus und wischte die Träne mit meinem Daumen weg.

"Ja, ich war ein wenig sauer, wegen der Lüge, aber ich war am meisten darüber sauer, dass du feiern gehst und nicht bei mir warst. Tyler? Es tut so weh zuhören, was dir in dieser Nacht angetan wurde. Ich hatte so ein komisches Gefühl im Bauch, dass etwas nicht stimmte als ich mitten in der Nacht aufgewacht bin. Wie sieht eigentlich dieser Fernando aus? "

"Er ist ein Wichser. Mmh, wie sieht er aus?! Er hat schwarzes Haar, ist Mexicaner, dunkelbraune, fast schwarze Augen, ungefähr 40, ca. 1,80 groß und stämmig. Achja und hat verdammte Goldzähne, wenn er das Maul aufreißt." Ihre Stirn zog sich in Falten und auf einmal wurde sie ganz blass.
"Lina?? Was ist los??" Erst schüttelte sie ungläubig den Kopf, bevor sie wieder sprach.

"Ich kenne ihn!" Flüstert sie so leise, dass man es kaum hören konnte. Scheiße was?! Sie kennt ihn?! Will er deswegen Informationen über sie??
"WAS?? Scheiße Lina, WOHER kennst du dieses Arschloch??"
Sie legte mir eine Hand auf die Wange und meinte, dass ich mich nicht so aufregen dar.
"Er... er war im Lokal, du weißt doch noch als ich dir von dem Typen erzählt habe, der mich bedrängt und belästigt hat.. ich glaub er war es."

Ich musste mich zusammenreißen. Ich atmete tief ein und versuchte nicht auszurasten. "DIESER PENNER!!! Hast du eine Ahnung davon, was er von dir WILL?" Brachte ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Warum gerade Lina?! Was will er nur von ihr? Sie strich mit ihrer Hand über meinen Kiefer und meine ebend noch angespannten Kiefermuskeln, begannen sich wieder etwas zu beruhigen.

"Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht Ty. Ich weiß nur, dass er mir an die Wäsche wollte und als ich entkommen bin, meinte er 'beim nächsten Mal' das heißt, dass er wieder kommt." Dieses Stück Scheiße, er hätte sie auch vergewaltigt, wären sie nicht auf dem Parkplatz gewesen! Ich muss sie beschützen! Ich WILL nicht, dass ihr etwas passiert und ich außerdem, bin ich ihr das schuldig!
Sie schürzte die Lippen und begann zu weinen, ich sollte ihre Tränen nicht sehen, darum schaltete sie das Licht aus und drehte sich von mir weg.
"Lina? Dir wird nichts passieren, verstanden? Ich verspreche es Dir. Ich werde dich jedes Mal von der Arbeit abholen. Versprochen, es passiert dir nichts, dieser Wichser bekommt dich nicht." Sie sagte nichts, sondern schluchzte nur leise. Ich konnte es nicht ertragen, sie weinen zuhören. Auch wenn es mir höllisch wehtat, drehte ich sie zu mir um und zog sie dicht an meinem Körper. Ich streichelte ihr mit dem Daumen sanft über ihre Schläfe und versuchte sie zu beruhigen. Es wirkte anscheinend auch, während ich ihr Gesicht streichelte, berührte sie mein Arm. "Wenn du dich bewegst, dann tut dir das doch weh."
Gerade darum macht sie sich Gedanken. Wie kann ein Mensch so selbstlos sein, wie dieses Mädchen. Sie braucht nicht so eine Aufmerksamkeit, wie die meisten anderen Schlampen, die nur an sich denken und nicht an andere.

"Mach dir darum keine Sorgen, Sweety das geht schon." Das Schluchzen verstummte nach kurzer Zeit und sie schloss erschöpft ihre Augen. Noch einige Zeit verharrten wir so, sie schlief in meinen Armen und ich streichelte ihr noch jetzt sanft über's Haar. Sie wirkt so beruhigend auf mich. Ich weiß nicht, wäre ich jetzt alleine würde ich durchdrehen vor Schmerzen, aber wenn sie neben mir liegt, ich weiß nicht wie sie das macht, aber sie strahlt so eine Ruhe aus.

Doch irgendwann überkam auch mich die Müdigkeit und ich schlief ein.

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