90. Kapitel

14.4K 494 32
                                    

Tyler's Sicht

"Also, Ty das ist jetzt schwer. Für mich es zu erzählen und damit alles wieder vor mir zu sehen und für dich schwer, es dir anzuhören. Versprich mir, das du versuchst ruhig zu bleiben." Ich wusste nicht was sie mir gleich erzählt, daher nickte ich bloß. Ich nehme es mir natürlich vor, nicht aus zu rasten, aber wie gesagt ich kann mich nicht immer zurückhalten, vorallem wenn es um Menschen geht, die ich liebe.

"Es fing alles an, als meine Mutter mit mir zu Jake gezogen ist. Er hat sich erst gar nicht bemüht freundlich zu sein, oder mir etwas vor zu spielen. Er beleidigte mich zwar öfters, doch mehr war bis dahin nicht. Nach einigen Wochen, hörte ich des öfteren meine Mutter weinen, er schrie sie an, sie schrie ihn an. Ich dachte immer sie streiten, nur so war es nicht. Am Morgen nach solchen Nächten, fielen mir dann Verletzungen auf. Es waren aber immer blaue Flecke, nichts weiteres. Bis ich dann einmal als das Weinen meiner Mutter lauter war, hinein gegangen bin und ich gesehen habe, wie er sie geschlagen hat. Sie meinte, das es nur ein Ausrutscher war und es nicht noch einmal vorkommen wird. Ich habe ihr gesagt, das sie ihn sofort verlassen soll, doch sie weigerte sich.", sie atmetete schwer aus und spielte nervös mit ihren Fingern.

"Warum weigerte sie sich? Gewalt gegenüber einer Frau, ist das Allerletzte!" Sie hob kurz ihren Kopf um mir in die Augen zusehen, bevor sie dann wieder auf ihre Finger sah und weiter erzählte.

"Das finde ich auch. Nur sie wollte es nicht. Eines Abends war der Streit lauter als sonst, ich ging nach sehen und dann passierte es. Ich sagte, dass er sie in Ruhe lassen soll und dann verpasste er mir eine. Meine Mutter sagte, das ich selbst daran Schuld sei. Nach diesem Abend, wurde es dann anders. Man sah bei ihr nichts mehr, dafür war ich dann dran. Immer öfters passierte es, das er mich schlug. Ich redete mit Karin darüber, die es öfters sah, es aber nicht interessierte. Ich wollte ihn damals anzeigen, doch wurde davon abgehalten. Er drohte mir und meine Mutter tat es später auch, wegen der Firma.
Ich wurde gezwungen aus meiner Tanzgruppe aus zu treten, ich verlor Freunde. Wenn du etwas in der Schule auf mich geachtet hast, ist dir aufgefallen, das ich des öfteren ein Verband, Stützen oder sonstiges ab und zu trug. Es war die Hölle die Jahre. Es wurde nur jetzt immer schlimmer. Mir wurde bewusst das ich meiner Mutter egal bin, das es sie nicht stört, wenn er mich misshandelt. Du erinnerst dich an die Wunde an meinem Arm? Ty, er wollte mir mit der Schere in den Bauch stechen, doch ich hab mich bewegt und er traf glücklicherweise nur meinen Arm. Mir wurde bewusst, das er mich umbringen könnte in seiner Wut.", sie stockte und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen ab. Dieses gottverdammte Schwein!! Am liebsten würde ich ihm umbringen! Wie konnte er ihr das antun?? Wie konnte ihre eigene Mutter nur dabei zusehen??

"Wo es mir so schlecht ging und du zum See gekommen bist und für mich da warst..da vor, da-da hat er mich anders angefasst als sonst. Er-er wollte mich vergewaltigen, Ty. Darum bin ich danach nicht mehr nach Hause..ich konnte nicht mehr hierher, ich hab bei dir und bei Caithy geschlafen.. i-ich guck nur in diese Ecke und seh alles vor mir, wie ich dort am Boden lag u-und..", weiter kam sie nicht, denn sie brach so sehr in Tränen aus. "Dieses dreckige Schwein!! Scheiße Lina, es macht mich so wütend das zu hören!!! Es verletzt mich so scheiße doll, was dieses Mistvieh dir angetan hat!" Ich sprach lauter als gewollt, doch mehr zusammen reißen konnte ich mich nicht. Es war so so schon schwer genug nicht sofort zuvdiesen Kerl zu fahren und ihm die Kehle durch zuschneiden!

"I-ich weiß, Ty e-es ist auch schwer für dich.", mumelte sie vereint und drückte sich mit aller Kraft gegen meine Brust. "I-ich brauch dich Tyler, so, so so sehr.", fügte sie noch hinzu und es tat mir weh im Herz. Zu zusehen, wie sehr sie leidet, was ihr alles angetan wurde, der Schmerz in ihrer Stimme, wenn sie davon erzählt, ist nicht zu vergleichen mit dem Schmerz, den sie durchstehen musste. Wie konnte sie so lange stark bleiben? Wieso konnte ich sie nicht eher finden? Warum ist sie mir nicht eher aufgefallen? Vielleicht hätte sie dann nicht soviel mehr durchmachen müssen. Wie konnte dieses Arschloch sie nur anfassen!

"W-wie geht es jetzt weiter Ty?", fragte sie hilflos und sah zu mir auf. Als sie mich ansah, tat es mir noch mehr weh. Dieser Schmerz in ihren Augen, gab mir noch den Rest.

"Der Typ muss dafür bezahlen, was er dir angetan hat, Lina! Du musst hier raus.", sprach ich somit das offensichtliche aus.

"Ich, ...ich hab aber Angst, das mir nicht geglaubt wird, oder meinem Dad etwas passiert..Fernando war Zeuge, Ty. Er hängt da mit drin." Als wenn ich es geahnt habe, erst jetzt macht es einen Sinn. Nur er kannte Lina und Jake konnte ihm alle Informationen über Lina beschaffen, also was sollten die Fragen? Dann weiß er inzwischen auch, das ich ihm die anderen Fragen nie ehrlich beantwortet habe. Nur was sollte das?

Des weiteren erzählte mir Lina von dem Gespräch mit ihrem Vater und was sich damals wirklich zugetragen hatte. Es war erschreckend zu hören, zu was ihre Mutter fähig war.

******************

Lina's Sicht

"Du kannst hier aber nicht mehr bleiben Lina.", sagte er zum wiederholten Male und strich mir beruhigend über den Rücken.

Ich war Tyler so dankbar, für alles! Das er mir zugehört hat und für mich da ist. Es fällt ihm sehr schwer damit umzugehen. Er war angespannt und versuchte sich zusammen zu reißen, was er für Gedanken hat, weiß ich nicht, aber in welche Richtung sie gehen, kann ich mir denken und das kann man ihm nicht verübeln.

Noch immer war da die Frage, wie es jetzt weiter geht.

"Wir packen jetzt deine Sachen, Liebling.", sagte er bestimmend und stand auf.

"Und dann?"

"Und dann packen wir jetzt deine Sachen zusammen und du kommst mit zu mir! Wir überlegen, wie wir am besten handeln, aber als aller erstes musst du hier raus." Damit lag er nicht falsch. War das jetzt endlich mein Weg hier raus? War das das Ende dieser schlimmen Zeit? Keine Schläge, Verletzungen, keine Angst mehr? Ist es jetzt wirklich zu Ende mit alldem?

Tyler hatte recht, das ist der richtige Weg. Das ist mein letzter Tag in diesem Haus gewesen. Mein letzter. All das kann ich jetzt hinter mir lassen. Ich hoffe das Tyler's Dad nichts dagegen hat, wenn ich mit meinen Sachen in sein Haus komme. Ich hoffe, das er mich verstehen wird und mir helfen kann, alles andere in die Wege zu leiten und den richtigen Weg zugehen. Er kennt sich immerhin mit alldem aus.

Tyler packte gerade die Sachen aus meinem Kleiderschrank im einen Koffer, während ich gerade im Badezimmer die nötigen Dinge zusammen suchte. Nach kurzer Zeit, waren dann auch schon der Großteil der Sachen gepackt. Das wichtigste hatte ich und wenn ich den Rest davon nicht mehr bekommen würde, würde ich es auch verschmerzen. Das einzige was ich jetzt nur noch will, ist hier raus.

Zusammen trugen wir die Taschen nach unten, bis auch die letzte im Flur stand. Tyler holte sich gerade seine Jacke von oben, während ich mir meine Schuhe überzog.

Doch dann öffnete sich auch schon die Tür...


Show The World Your True FaceWhere stories live. Discover now