65. Kapitel

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Lina's Sicht
 
"Babe, wir sind da. Lass uns aussteigen.", sprach Tyler neben mir und hielt mir die Tür auf. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht mal mitbekommen habe, dass wir inzwischen bei ihm Zuhause angekommen sind. "Oh, äh ja.", murmelte ich nur und stieg aus.

Ich war die ganze Fahrt über am überlegen, ob es das richtige ist, mit Tyler mit zu fahren. Es fühlte sich nicht falsch an, sonst wäre ich immerhin nicht eingestiegen, doch ob es richtig war, wusste ich dann auch wieder nicht. Er meinte zwar, dass er keine Fragen stellen wird, doch trotzdem wird er irgendeine Reaktion zeigen, wenn er die Wunden sieht. Vielleicht brauch ich sie ihm auch gar nicht zeigen. Doch falls ja, was wird er denken? Er ist nicht blöd, er wird sehen, dass es Striemen von einem Gürtel sind. Doch was wird er denken, von wem sie sind? Einen Fremden? Vor einigen Wochen, wäre ich weg gelaufen und nicht mit jemanden mitgegangen, wenn er dabi wäre meine Wunden zusehen, niemanden hätte ich sie gezeigt, doch warum war es mir nicht mehr so wichtig es geheim zu halten? Warum stört es mich nicht, wenn es auf fliegen würde? Warum denke ich anders als vor ein paar Wochen? Vielleicht weil ich die Hoffnung, meine Mutter wieder zu bekommen aufgegeben habe. Obwohl sie in meiner Kindheit nicht oft da war, dachte ich trotzdem das sie meine Mutter ist und ichcihr helfen muss, ichcsie nicht alleine lassen kann. Doch diese Hoffnung ist spätestens heute Abend komplett gestorben. Sie hat alles zugelassen alles, also hätte sie auch zu gelassen, dass er mich vergewaltigt. Bei den Schlägen, hat sie sich doch auch nicht, dazwischen gestellt, da hat sie eher auf geatmet und war froh, dass sie nicht dran war.
Warum stört es mich nicht, wenn Tyler meine Wunden sieht? Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Warum ist es mir nicht mehr so wichtig, es geheim zuhalten? Warum würde es mich nicht stören, wenn es jemand heraus finden würde? Liegt es daran, dass ich langsam nicht mehr kann? Das drei Jahre Misshandlung ausrreichen? Das ich kaputt bin? Müde von diesem ganzen geheim Haltungen? Es leid bin, alle Menschen von mir wegzustoßen? Einfach nicht mehr die Schläge aushalten kann?

Und vielleicht liegt es auch daran, dass es heute Abend so eskaliert ist, das er weiter gegangen ist, als ich jemals gedacht habe, das die Grenze überschritten ist. Das das Maß voll ist. Wie lange kann ein Mensch körperliche, sowie seelische Schmerzen aushalten, ohne zusammen zubrechen? Und ich denke, das meine Grenze erreicht ist, wenn ich noch immer so alleine wäre, wie vor ein paar Wochen, dann wäre ich spätestens heute zusammengebrochen, spätestens heute, wäre ich an allem kaputt gegangen. Ich fühle mich nach dem was heute vorgefallen war,so anders, ich kann es nicht beschreiben.
 
Noch immer kann ich es nicht glauben, dass Tyler heute zum See gekommen ist, mich in den Arm genommen hat, einfach für mich da war, ohne jegliche Fragen zu stellen. Ein anderer hätte die ganze Zeit gefragt was vorgefallen wäre, warum ich beim See war, doch er nicht. Er wusste das er mich in den Arm nehmen sollte und Fragen zu stellen es für mich noch schlimmer gemacht hätte.

Ich kann nicht beschreiben, wie dankbar ich ihn dafür bin, für alles. Als er mich im Arm nahm und mich dann küsste, dieses Gefühl in meinem Bauch, als wenn tausend Schmetterlinge wild umher flattern. Wie er mich alles für einen Moment vergessen lassen hat. Es gab nur ihn und mich, uns.
Dieses Kribbeln an den Stellen, wo er mich berührte, es ist unglaublich, was dieser eine Junge mich fühlen lässt, was er mit mir anstellt. Noch nie habe ich auch nur annährend so etwas gespürt. Nie hat jemand solche Gefühle in mir ausgelöst, wie Tyler. Ist er der Grund, warum ich nicht mehr so weiter machen möchte, beziehungsweise kann, wie bisher? Ich kann nicht wieder alle von mir wegstoßen, vorallem ihn nicht. Es ist so, als würde er mich magisch anziehen, überall wo ich bin, hoffe ich das er auftaucht, meine Augen suchen immer nur, sein Gesicht. Egal wo ich bin, ich hoffe immer ihn zu entdecken.
 
"Alle schlafen schon, komm hoch wir gehen in mein Zimmer. Ich nehme an, du willst nicht in einem Gästezimmer schlafen, wir sind es ja eigentlich schon gewohnt, nebeneinander zu schlafen.", lächelte er mir aufmunternd zu und nahm meine Hand in seine und zog mich die Treppen hoch. "Ich wollte auch in kein Gästezimmer, ich will nicht alleine sein.", sagte ich wahrheitsgemäß. "Ich auch nicht.", murmelte er und schenkte mir sein unglaubliches Lächeln. Dieses Lächeln liebte ich überalles, es erwärmte mein Herz, jedes Mal wenn sich dieses Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Es war nicht sein normales Lächeln, oder sein Badboy- Grinsen, nein es war ein ehrliches, atemberaubende Lächeln, bei dem sich süße Grübchen bildeten. Ich liebte sie so sehr, wenn sie jedes mal bei diesem Lächeln in sein Gesicht traten.
 
"Ich nehme an, du willst etwas von mir zum schlafen, wie ich sehe gefallen dir meine Sachen.",lachte er und spielte darauf an, dass ich seine Jacke trug. Ich lächelte zaghaft zurück und nickte ihn zu. "Ja, sie gefallen mir. Und ja, och bräuchte was von dir zum schlafen."
Er kramte eine Boxershorts und ein T-Shirt heraus und reichte sie mir. "Habe ich dir schon gesagt, dass ich es liebe dich in meine Sachen zusehen?", hauchte er in mein Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus und ich bemerkte wie ich rot wurde. Scheiße, immer wieder muss diese peinliche Röte in mein Gesicht treten.
"N-nein, das hast du glaub ich noch nicht gesagt.", flüsterte ich leise zurück und kaute nervös auf meine Unterlippe.

Er legte seinen Finger auf meine Lippe. "Gott, scheiße lass das.", flüsterte er zurück und sah mich mit funkelnden Augen an. Verwirrt sah ich ihn an. "Was meinst du?"
Er zog eine Augenbraue hoch und blickte auf meine Lippe. "Du weißt nicht, was das für eine Wirkung auf mich hat.", hauchte er zurück und nahm während er sprach den Finger von meiner Lippe und streichte mir jetzt über die Wange, die noch immer erhitzt waren, was durch sein Kommentar nicht gerade besser wurde.

Ich wusste nicht, das ich so eine Wirkung auf ihn habe. Ich habe nie darüber nachgedacht, das es jemand an machen könnte, wenn ich auf meine Lippe kaue. Ich lächelte zurück und lehnte mich dichter zu ihm rüber. "Sorry, wusste ich nicht.", hauchte ich in sein Ohr, sodass er meinen warmen Atem spürte, was ihn zusammen zucken ließ.

"Ich lehnte mich zurück, gab ihn ein Kuss auf die Wange und verschwand mit den Worten 'ich geh mich mal umziehen' in sein Badezimmer.

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