Kapitel 29

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Doch die Antwort ließ auf sich warten. Auch nach einer Stunde schrieb er nicht zurück, weshalb ich ihm vorsichtshalber meine Adresse schrieb. Mit Mason hingegen hatten wir etwas mehr Glück. Er würde sich direkt auf den Weg machen und ins nächste Flugzeug steigen. Wenigstens einer, der etwas motiviert wirkte.

»Und nun?«, kam es von Jorge. »Wegen diesem Zwischenfall wird sich alles hinauszögern. Was, wenn Julien nicht lange dichthält? Dann ist der Plan ein Reinfall.« Wo er recht hat, hat er recht. Wir müssen so schnell wie möglich zuschlagen. Das erste mal haben wir einen Vorteil Sasha gegenüber. 

»Würden Riley und Justin nicht so über reagieren, dann hätten wir dieses Problem nicht«, entgegnete Mary. Ihrer Stimme konnte man anhören, dass sie sich immer noch darüber aufregen könnte. Es gab keinen Zweifel, dass sie den beiden nicht eine scheuern würde, wenn sie ihr einen Anlass gaben.

Jorge wollte gerade den Mund aufmachen, als Arizona mit einer weinenden Sydney auf dem Arm hinauskam. Sie reichte sie mir. »Ich glaube, sie braucht ihre Mom«, sagte sie und ich lächelte leicht, während ich Sydney etwas beruhigte. 

Die Jungs sahen Arizona einfach nur stumm an, während Mary sie fragte, wie hoch die Chance sei, dass Cole uns helfen würde. Sie schien überrascht darüber zu sein, dass wir ihn um Hilfe gebeten haben. 

Sie zuckte mit den Schulter. »Nicht sehr hoch, denn er macht nichts ohne Samuels Erlaubnis.« Als sie seinen Namen erwähnte, zuckte ich leicht zusammen. Ich versuchte die Gedanken an ihn so gut es ging zu verdrängen. Doch leider war dies unmöglich. 

Die Mehrheit in diesem Raum wusste zwar von seinem Tod, doch Mary und Arizona waren noch nicht eingeweiht. Genauso wenig wie Justin. Aus diesem Grund könnte Arizona recht haben, dass Cole nicht helfen wird. Vermutlich glaubt er, Samuel sei noch am Leben. 

Es vergingen weitere Stunden, in denen wir aßen, redeten und den Schneefall beobachteten. Riley kam nicht aus seinem Zimmer und auch von Justin fehlte noch immer jede Spur. Sydney hatte Gefallen an Hunter gefunden, doch es ließ sich einfach nicht erkennen, ob er sie überhaupt mochte. 

Dennoch fing er sie auf, als sie bei einem Laufversuch hinfiel, damit sie nicht auf dem Boden landen würde. Jorge blieb auf Abstand und saß weiterhin auf dem Sofa, als es plötzlich klingelte und wir alle zur Tür sahen. War es Justin? 

Arizona ging zur Tür und öffnete diese. Es war nicht Justin, der im Türrahmen stand. Nein, es war Cole. Ich hatte ihm noch zwei weitere male geschrieben, denn wir brauchten wenigstens eine Antwort. 

Er kam herein und zog seine Jacke aus, wodurch sein weinroter Pullover zum Vorschein kam. Seit dem letzten mal hatte er sich nicht verändert. Aber warum auch? Er war ein Vampir. 

Nachdem er die Schuhe auszog, kam er zu uns. Zuerst fiel sein Blick auf mich. »Wenn ich beschäftigt bin, kannst du mir so viele Nachrichten schicken, wie du möchtest. Dann kann ich nicht antworten. Aber ich bin hier, wie kann ich helfen?«, wollte er wissen. 

So begannen wir ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Dabei kam jedoch die Lüge zum Einsatz, in der Samuel verschwunden und nicht Tod sei. Dass dieser nicht mehr aufgetaucht war, schien ihm auch aufgefallen zu sein. 

»Und was genau soll ich jetzt machen? Ich kann euch nicht helfen, ich-« Doch Arizona ließ ihn nicht ausreden. »Du wirst uns helfen, denn schließlich wohnst auch du hier in New York. Willst du die Stadt wirklich einem dreckigen Dämon überlassen?« Nachdem sie das sagte, sah sie entschuldigend zu Hunter, doch diesen schien das nicht zu stören. Vermutlich hörte er in ihren Gedanken, auf welche Art sie es meinte. 

Cole hob eine Augenbraue und sein Blick fiel ebenfalls zu Hunter. »Sagt ihr, während ihr mit einem Dämon zusammenarbeitet«, entgegnete er. Nun horchte Hunter gespannt auf. Doch sich selbst verteidigen, das tat er nicht. 

»Hunter ist nicht Sasha«, sagte Mary. »Er steht auf unserer Seite.« Den letzten Teil sagte sie fest entschlossen, was Hunter überrascht schauen ließ. Dachte er wirklich, dass wir ihm nicht vertrauen würden, weil auch er ein Dämon war? Er sollte uns mittlerweile besser kennen. 

»Weil er euch ein, zwei mal das Leben gerettet hat? Kommt, so dumm könnt ihr nicht sein. Würde er auf eurer Seite sein, wüsstet ihr doch schon längst, wie man Sasha tötet.« Dieser Satz ließ mich leicht schmunzeln. 

»Hatten wir das etwa ausgelassen? Das Blut eines anderen Dämons kann ihn töten. In dem Fall das Blut von Hunter.« Sein Blick glitt zu mir und er musterte mich, als wäre er überrascht, dass ich überhaupt noch am Leben war. 

Cole schien dann eine ganze Weile zu überlegen, bis er schließlich einen Plan forderte. Und genau da lag der Haken. Wir hatten keinen. Das einzige, was wir bis jetzt geplant hatten, war unsere Verstärkung. Doch wie wir den Plan durchführen wollen, das wussten wir nicht. 

Ich mag ihn nicht, meinte Hunter in meinem Kopf. Er ist voreingenommen. Wenn ich könnte, dann würde ich ihm jetzt zustimmen, doch ich blieb still. Meine Meinung über Cole war geteilt. Mochte ich ihn? Nein. War er ein Freund? Nein. Traute ich ihm? Vielleicht. Brauchten wir ihn? Ja, und genau deshalb würden wir mit seinem voreingenommenen selbst zurechtkommen müssen.

Cole musterte jedes einzelne Teammitglied, als würde er nach Schwächen suchen und er schien auch recht bald welche gefunden zu haben. 

»Wie ist Jorge bei euch gelandet?«, wollte er wissen. Ob er ihn kannte, wusste ich nicht, doch er schien auf jeden Fall schon von ihm gehört zu haben. Jorge erklärte daraufhin sein kleines Missgeschick auf seine übliche Art und Weise. Selbstgefällig, ein wenig arrogant und mit kalter Stimme. 

Das schien Cole nicht wirklich von uns zu überzeugen. »Mary Black, dich kennt man auch auf der ganzen Welt«, meinte er und Mary grinste stolz. Wie sie unter Vampiren bekannt wurde, wollte ich eigentlich gar nicht wissen. 

»Um das zusammenzufassen. Ich soll mit euch zusammenarbeiten. Ein Team voller Mörder, die noch dazu zerstritten sind und keinen Plan haben?« Erst als er das aussprach wurde mir klar, wie besonders unsere Freundschaft eigentlich war. So verschieden und dennoch füreinander da. 

»Wenn es hart auf hart kommt, dann sind wir füreinander da. Niemand würde irgendwen sterben lassen.« Auch diesen Satz sagte Mary mit einer solchen Überzeugung, dass ich ihn am liebsten glauben würde. 

Aber würde Jorge wirklich bleiben, wenn er sterben könnte? Und würde Hunter tatsächlich sein Leben für uns aufs Spiel setzen? Von keinem von ihnen würde ich es verlangen, deshalb würde auch Cole die Wahl frei treffen dürfen. 

Er setzte sich zu Jorge auf das Sofa und erneut fiel sein Blick zu Hunter. Ihm schien es wirklich überhaupt nicht zu passen, dass Hunter ein Dämon war.

»Weiß dein Boss, was du hier tust?« Die Frage stellte er an Hunter. Boss? Arbeitete Hunter etwa für jemanden? Das war unmöglich. Er hätte uns das gesagt. Und außerdem würde er dann nicht die ganze Zeit über hier sein, oder?

Auch ich sah zu ihm und ich konnte sehen, wie er langsam nervös wurde und aufstand. Seine Hände steckte er in die Hosentasche. Mir war aufgefallen, dass er das immer tat, wenn er sich wegen irgendetwas unwohl fühlte. Hatte Cole etwa recht? Arbeitete er für jemanden?

»Er...ich wurde beurlaubt«, gab er schließlich zu und sah noch immer nervös zu Cole. Dieser sah nun jeden von uns an und schien zu erkennen, dass wir überhaupt keine Ahnung hatten, wovon er sprach. 

»Ach wisst ihr es nicht? Dämonen arbeiten in der Regel für den Teufel.« Teufel? Wie in Himmel und Hölle? Das war jetzt nun wirklich quatsch. Oder? Mein Augen glitten wieder zu Hunter und sein Blick verriet alles was ich wissen musste. Hunter arbeitete wirklich für den Teufel.

dark night ➹ j.b ✓Where stories live. Discover now