Kapitel 18

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Arizona fuhr sich durchs Haar. Seitdem Hunter ablehnte, uns zu helfen, sind zwei Stunden vergangen. Noch immer war sie aufgewühlt und verstand nicht, weshalb Hunter nicht half. Das tat fast niemand hier. 

»Er ist ein Dämon, Arizona. Soll ich dir noch eine Definition davon geben?«, kam es von Julien. »Es war von Anfang an klar, dass er uns nicht hilft. Am Ende ist er eben auch so ein Monster wie Sasha.« Ich würde gern etwas dagegen sagen, denn der Meinung war ich nicht. Doch ich hielt mich zurück. 

Ein Streit war das letzte, was wir gerade brauchten. Es war schwer genug zu wissen, dass Riley vermutlich bald sterben würde. Und dann noch ein Streit? Außerdem würde es seine Situation am Ende nur verschlechtern. 

Während die anderen weiter über Hunter diskutierten, dachte ich nach. Er war ein Dämon, das wussten alle. Aber wie genau war ein Dämon denn? Das wusste hier im Grunde eigentlich niemand. Sie nahmen an, es zu wissen. Sie schlussfolgerten aus dem, was andere über sie erzählten. 

Doch was, wenn Dämonen anders waren? Wenn sie nicht so waren, wie alle sagten? Früher dachten auch alle, Vampire seien Monster, die nur nach menschlichem Blut verlangen und keinerlei Gefühle haben. Gut, auf einige mag das vielleicht zutreffen. Aber auf alle? Niemals. 

Sie durften das nicht verallgemeinern. Vielleicht hatte Hunter seine Gründe, weshalb er nicht helfen wollte. Er sagte, er könnte damit auch sein eigenes Leben riskieren. Wer von uns würde das für einen Fremden freiwillig machen?

Ich stand auf und ging in das Zimmer, in welches Hunter verschwunden war. Es war das von Justin und mir. Wäre Justin das aufgefallen, hätte er ihn von dem Betreten abgehalten, denn Sydney war hier drinnen. 

Hunter spielte mit ihr. Ohne Frage wusste er, dass ich hier war und dennoch machte er damit weiter. Ich lächelte leicht. 

»Sie mag dich«, sagte ich und Hunter legte sie schließlich wieder aufs Bett. Er nickte nur. »Sie ist ein süßes Kind.« Das sagten viele und doch brachte es mich immer wieder zum lächeln. Ja, das war Sydney wirklich und ich hatte das Gefühl, dass sie auch später wunderschön sein wird. 

Ich setzte mich an den Rand des Bettes und blickte zu Hunter. Vielleicht vermutete er schon, worauf ich ihn ansprechen würde, weshalb er seufzte. 

»Hör zu Kayleight. Ich weiß, euch liegt viel an Riley, aber ich kann euch nicht helfen. Dämonen sind egoistisch und nicht dafür bekannt, gute Freunde zu sein. Ich habe meinen Part getan und werde noch heute abreisen«, erklärte er und versuchte so sein Verhalten zu rechtfertigen. Doch das würde ich nicht hinnehmen. 

Für mich ist es genau das gleiche, als würde ein Vampir sagen; 'Ich habe ihn getötet, weil ich ein Vampir bin'. Doch dieser Vampir hätte ihn nicht töten müssen und genauso wenig musste Hunter sich egoistisch verhalten, nur weil einige andere seiner Art es taten. 

»Du musst dich nicht so verhalten, nur weil du ein Dämon bist. Wärest du so egoistisch, wie du behauptest, dann hättest du uns von Beginn an nicht geholfen«, sagte ich und lächelte leicht. Er wirkte überrascht von meinen Worten, als hätte er nicht damit gerechnet, dass je jemand so etwas behaupten könne. 

»Und die Sache mit der Freundschaft kannst du nicht sagen, wenn du es nicht wenigstens versuchst.« Erst nachdem ich diesen Satz gesagt hatte, kam mir in den Sinn, dass er das vielleicht schon des öfteren hatte. Wie alt war er? 1000? Da musste er schon einige Freunde gehabt haben. 

»Dann drücke ich es lieber so aus; Dämonen sind nicht gerade für ihre Loyalität bekannt«, entgegnete er. Nun war ich diejenige, die seufzte. Wie konnte ich ihm deutlich machen, dass er nicht zwingend so sein muss, wie die meisten Dämonen? Dass er selbst über sich bestimmen konnte?

»Mag sein, dass die anderen so sind, okay? Aber du bist du und du bist nicht so. Du bist gütig und hilfsbereit. Als uns keiner helfen wollte, hast du es getan. Bitte...versuch wenigstens ihm zu helfen, Hunter«, bat ich ihn. Ich flehte förmlich, denn mir gingen die Argumente aus.

Sollte er jetzt noch immer nicht helfen wollen, dann müsste ich das akzeptieren. Vielleicht würden wir auch einen anderen Weg finden. Doch gerade war nunmal Hunter unsere beste Option. 

Eine ganze Weile sah er mich an bevor er seufzte. »Na gut, ich werde helfen. Aber ich werde nicht für ihn sterben, verstanden?« Ich nickte und umarmte ihn einfach. Er würde versuchen, Riley das Leben zu retten.

Gemeinsam gingen wir wieder zu den anderen. Verwundert lagen die Blicke auf uns, doch ich ging stumm zu Justin und nahm seine Hand. Hunter erklärte Arizona, dass sie Wasser in die Badewanne einlaufen lassen soll. Er würde Riley ins Badezimmer tragen. Der Rest sollte hier draußen bleiben. Sie würden Ruhe dafür brauchen. 

»Wie hast du das hinbekommen?«, fragte Mary verwundert. Ich zuckte nur mit den Schultern. »Geredet.« Dabei beließ ich es auch. Dann widmeten wir uns dem Essen. Mary besorgte für Justin und Julien Blutbankwaren, während ich für den Rest hier Mittagessen kochte. Justin fütterte Sydney und spielte dann ein wenig mit ihr. 

Auch das Mittagessen verlief recht ruhig. Nur hin und wieder war etwas aus dem Badezimmer zu hören, doch wir versuchten das zu ignorieren. Und als Kyle, Jaxon und Jorge auftauchten, funktionierte es auch ganz gut. 

Sie erklärten uns, dass sie noch immer nichts präzises gefunden hatten und Jorge sagte, dass sich Sasha auch noch nicht per Handy gemeldet hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich auch nichts anderes erwartet. Obwohl ich auch stark daran zweifelte, dass er die Feierlichkeiten genoss.

Vielleicht war er einfach in einer anderen Stadt und widmete sich dieser, während er uns denken ließ, er würde New York in Ruhe lassen. Und dann würde er plötzlich und unerwartet wieder zuschlagen. 

Im Grunde blieb uns eigentlich nichts weiter übrig als warten und versuchen herauszufinden, wie wir ihn töten konnten. 

Da die anderen in der Nacht nicht hier waren, erzählten wir ihnen von Hunter und dann von Riley. Sie wirkten geschockt. Selbst Jorge schien das ein wenig mitzunehmen. 

Doch ich wollte nicht, dass irgendwer traurig war. Es war ein Feiertag und diesen sollten wir glücklich verbringen. Jedenfalls so gut es ging. Aus diesem Grund wechselte ich das Thema und versuchte, etwas lustiges zu erzählen. Und es funktionierte. Die Stimmung hellte sich ein wenig auf. 

Auch Sydney half dabei, die Sorgen von uns allen ein wenig zu vergessen. Mit Kyle hatte sie gerade ihren Spaß. Später würde ich ihr erzählen, er sei ihr Onkel. Denn irgendwo war er das auch. 

Gerade als alle halbwegs gut drauf waren, kam Hunter aus dem Badezimmer. Sofort zog er alle Blicke auf sich. Auch den meinen. Er sah verschwitzt aus und wir warteten alle darauf, dass er zu reden begann. 

dark night ➹ j.b ✓Where stories live. Discover now