Kapitel 21

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Kayleight

Das, was Justin und Riley uns erzählte, hörte sich schrecklich an. Es fühlte sich an, als würden sie von einer ganz anderen Person reden. Von jedem, aber nicht von Samuel. 

Während die anderen alle saßen, stand ich noch immer. Ich wollte mich einfach nicht hinsetzen. Sie hörten Hunter die ganze Zeit zu. Er sprach davon, dass dieser Fluch tatsächlich sehr gefährlich sei. Samuel verwechselte richtig und falsch, Freund und Feind. 

Ich fuhr mir durchs Haar und ging zur Haustür. Justin hielt mich fest und sah mich an. Es wirkte, als wolle er sagen, dass alles wieder gut werden würde. Dass Samuel wieder gesund werden würde. Doch er hatte Hunter gerade ebenso sehr zugehört wie ich; diesen Fluch konnte man nicht rückgängig machen. 

»Ich muss ein wenig an die frische Luft, Justin. Bitte«, bat ich ihn und seufzend nickte er. Er hatte keine andere Wahl, als mich gehen zu lassen. Ich wäre ohnehin gegangen. Natürlich würde ich wieder kommen, aber ich brauchte erst einmal ein wenig Zeit für mich. Zudem war es früh am Morgen, da würde Sasha bestimmt nicht auf mich warten. 

Ich lief also durch das verschneite New York und beobachtete die Menschen, die an mir vorbei liefen. Ein junges Paar, das noch so glücklich wirkte. Vermutlich waren sie erst wenige Wochen zusammen. Kinder, die von ihren Eltern mit dem Schlitten durch die Gegend gezogen wurden. 

Auch meine Eltern haben das getan. Nicht nur bei mir, auch bei Layla. Und ich wollte das auch bei Sydney machen können. Ehe ich mich versah, stand ich vor dem Haus meiner Familie. Seit einer Woche habe ich mich nicht bei ihnen gemeldet. Ob sie sich Sorgen machten? Bestimmt. Vor allem meine Mutter. Doch es war ihre Schuld gewesen, dass ich gegangen bin. 

Plötzlich öffnete sich die Tür. Layla sah mich an und auf ihren Lippen bildete sich ein Lächeln. Sofort kam sie zu mir und umarmte ich. Die Umarmung musste ich erwidern, denn schließlich war sie meine Schwester. Und sie konnte nichts für die Dinge, die meine Mutter sagte. 

»Besuchst du Mommy und Daddy?«, wollte sie wissen. Doch ich schüttelte den Kopf. So weit war ich noch nicht. Vielleicht irgendwann, aber noch nicht heute. Deshalb sagte ich ihr, ich sei wegen ihr hier. 

»Ich möchte zu einer Freundin. Bringst du mich hin?«, fragte sie dann und schloss die Haustür. Ich nickte und wir liefen los. Sie sagte mir den Namen der Freundin. Shailene. Ich kannte sie nicht. Erst jetzt wurde mir klar, wie viel ich von ihr verpasst hatte. 

Auf dem Weg dorthin hatten wir viel Spaß. Sie bewarf mich mit Schneebällen und ich tat das gleiche bei ihr. Dann kamen wir bei Shailene an und sie umarmte mich erneut, bevor sie hineinging. 

Ich nahm mein Handy heraus und beschloss Jorge zu schreiben. Vermutlich wusste er noch nicht, was mit Samuel geschehen war und er sollte es wissen. Zwar mochte er ein Psychopath sein - ja, dieser Meinung war ich noch immer -, doch sie waren Freunde. 

Schließlich lief ich wieder zurück, denn ich konnte mich vor der Wahrheit nicht ewig verstecken. Komischerweise kam ich zur gleichen Zeit an wie Jorge und rief seinen Namen. Er drehte sich zu mir um und nickte mir entgegen. Ich schloss die Tür auf und wir gingen beide hinein. 

»Wirst du uns trotzdem helfen?«, wollte ich wissen und blieb auf der Treppe stehen. Ich sah zu ihm hinunter und er zu mir hinauf. Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schien nicht zu verstehen, was ich meinte. 

»Naja, der einzige wirkliche Grund, weshalb du uns überhaupt geholfen hast, war immer Samuel gewesen. Wenn er nun...stirbt, wirst du uns dennoch helfen? Oder wirst du verschwinden?« Er schien darüber nachzudenken. Es war wahr, er hatte tatsächlich nur geholfen, wenn es um Samuel ging. Darüber hatten Justin und ich ein paar Mal geredet. Er denkt, dass Jorge schon längst über alle Berge wäre, wenn Samuel nicht auch hier wäre. 

dark night ➹ j.b ✓Where stories live. Discover now