B O N U S K A P I T E L

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ZWEI WOCHEN SPÄTER

»Hol mal neues Holz, Bobs«, murrt Jared gelangweilt und stochert mit einem dünnen, langen Stock in der Erde herum. »Bobs.«

Bobby zieht ein fassungsloses Gesicht. »Nein, Mann, ich bin doch nicht dein persönlicher Stöckeholer«, pampt er sofort und sucht nach Bestätigung in Karens Gesicht, die neben ihm auf einem Baumstamm hockt. Die Feuerflammen erzeugen eine orangene Hautfarbe der beiden, wobei es bei mir wohl kaum anders aussieht.

»Ich zähle bis drei«, sagt Jared daraufhin nur und sieht ihn scharf an. »Eins ... Zwei ...«

Abrupt steht Bobby auf. »Ist ja gut«, sagt er beleidigt und verschwindet in der Dunkelheit. Man hört ihn nur noch »Spast« murmeln.

»Ich glaube, die werden nie auf einem Niveau sein«, flüstert Reeve leise lachend in mein Ohr, woraufhin ich grinse. Nein, das werden sie nie. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn sonst wären sie nicht mehr Bobby und Jared.

»Hast du deinem Vater eigentlich schon gesagt, dass du das Footballstipendium nicht annehmen wirst?«, fragt Lois an Reeve gerichtet, der neben uns sitzt.

Reeve hat seinen Arm um meine Schultern gelegt, sodass ich mich an ihm anlehnen kann, während er mit meinen Haaresträhnen spielt. »Hab ich«, antwortet Reeve und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche.

»Was hat er dazu gesagt?«, fragt Jared diesmal, der sich neu ins Gespräch einklinkt.

Reeve lacht ironisch. »Na ja, er hat mich erstmal eine Zeit lang angeschriehen und mir erzählt, wie toll er doch damals war und dass ich den gleichen Weg wie er gehen soll. Daraufhin meinte ich, dass ich das ja gar nicht will. Das meine Interesse eigentlich dem Meer gilt und dann hat er mich ausgelacht, bis er gecheckt hat, dass ich das komplett ernst meine. Dann war er beleidigt und wütend zugleich, weswegen ich in mein Zimmer gegangen bin«, erzählt er und lacht am Ende sogar ehrlich.

»Das war's?«, fragt Lois ungläubig.

»Nein, aber meine Mutter hatte selbst keine Lust mehr auf sein Gehabe und meinte, er solle sich nicht in so eine Entscheidung meines Leben einmischen. Das hat ihm zwar nicht gefallen, aber er hat mich seitdem nicht mehr darauf angesprochen«, beendet Reeve sein Gespräch zwischen ihm und seinem Vater. Ich habe die ganze Zeit nichts gesagt, weil er noch am selben Abend durch mein Fenster gestiegen ist, um es mir zu erzählen.

»Und jetzt? Hast du dich schon für ein College angemeldet?«

»Noch nicht. Ich wollte mir erst die Angebote ansehen«, erklärt Reeve und zieht mich dabei etwas näher an sich. »Außerdem-«

»Scheiße, Leute«, schreit Bobby plötzlich und komt völlig aus der Puste bei uns angerannt.

»Wo sind die Stöcker, Bobby?«, fragt Jared vorwurfsvoll, woraufhin er einen giftigen Blick von Bobby kassiert.

»Ich schwöre, da war ein Bär«, keucht er und sieht sich ängstlich um. Das bringt mich wiederum zum lachen. »Was ist daran so witzig?«

»Hier leben doch keine Bären, das war wahrscheinlich nur ein Gebüsch«, lache ich immer noch.

»Reeve, sag ihr, sie soll mich nicht auslachen«, befiehlt Bobby und starrt mich gewinnerhaft an.

Dann höre ich Reeve neben mir lachen. »Nope«, antwortet er provozierend und drückt mir einen Kuss auf den Hals.

»Asoziales Pack«, brummt Bobby daraufhin und setzt sich beleidigt neben Karen, die ihm einen Kuss auf die Wange gibt.

»Hier ist ein heißer Single anwesend, also entweder ihr hört auf, solche Zärtlichkeiten auszutauschen oder einer von euch lässt mich mitmachen«, sagt Jared und grinst pervers. Wir alle ignorieren Jareds Einwand und tun so als hätten wir ihn nicht gehört, obwohl man ihn nicht wirklich überhören konnte. »War ja klar, ich hau rein«, sagt er dann, steht auf und verlässt uns. Vermutlich wird er sich jetzt irgendwo herumtreiben, wo er jemanden aufreißen kann.

Jared wird auch jemanden finden, ob er da nunmal dran glaubt oder nicht. Ich weiß es.

***

Als ich am nächsten Morgen aufwache, sehe ich Reeve neben mir in meinem Bett schlafen. Immer wenn ich vor ihm wach bin, beobachte ich ihn. Es gibt immer wieder eine Kleinigkeit, die ich neu entdecke an ihm. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Stalker bist?«, brummt Reeve auf einmal und erschlägt mich mit seinem Arm, den er ausgestreckt auf mich gelegt hat.

Sofort stelle ich mich schlafen, doch kurz darauf wird mir die Decke weggezogen, weil Reeve sie auf den Boden geschleudert hat. »Ey, was soll das?«, frage ich verständnislos und werfe der Decke einen sehnsüchtigen Blick zu.

»Du hast nicht geschlafen, kleiner Parrot«, grinst er und betrachtet mich kurz. »Deine Farbe geht raus.« Nachdenklich zieht er an meinen Haaren. »Du musst sie nachfärben, sonst kann ich dich nicht mehr Parrot nennen«, weist er mich an und zieht eine bedauernde Schnute.

»Und wieso hast du jetzt meine Decke weggenommen, du Idiot?«

»Weil wir für das, was wir jetzt vorhaben, mehr Platz benötigen«, grinst er anzüglich und rollt sich auf mich. Ohne mir Zeit zu lassen, um vielleicht zu protestieren, was ich eh nicht tun würde, drückt er seine Lippen auf meine und lässt langsam seinen Körper auf meinen sinken. Sofort lasse ich meine innere Gegenwehr fallen und ziehe ihn enger zu mir, fahre mit meinen Händen durch sein weiches Haar und genieße einfach seine Berührungen.

Bis, na ja, bis plötzlich die Türklinke meines Zimmers runter gedrückt wird und auf Widerstand stößt, weil ich die Tür am Abend schon abgeschlossen habe. »Six?«, ruft meine Mutter durch die Tür. Genervt seufze ich. Verflucht seist du. »Six, ich komme nicht rein. Wieso hast du abgeschlossen?«

Ich werfe Reeve einen undefinierbaren Blick zu, woraufhin er lacht. »Damit genau DAS nicht passiert, Mom. Verschwinde von meiner Tür«, rufe ich aufgebracht und lausche, ob sie geht.

»Schlaues Kind«, murmelt sie. Kurz darauf höre ich sie die Treppe herunter gehen und ich atme erleichtert auf.

»Was ist denn mit ihr?«, frage ich Reeve kläglich, der nur grinsend die Schultern zuckt und sich wieder zu mir herunter beugt, um mich zu küssen.

Nach einer Zeit löst er sich von mir, bleibt aber in meiner Nähe, während er mir ins Gesicht sieht. »Ich wollte dich noch was fragen«, flüstert er geheimnisvoll.

»Was denn?« Neugierig sehe ich ihn an. Vielleicht möchte er ja mit mir ins Süßigkeitenland oder er fragt mich, ob ich seine Frau werden will. Aber, oh mein Gott, dazu bin ich noch gar nicht bereit. Leicht panisch sehe ich ihn an und warte darauf, dass er es jetzt endlich ausspuckt.

»Six Rose Gear, oder nein. Kleiner Parrot, möchtest du mir die Ehre erweisen und mir sagen, dass du mich liebst?«, fragt er gespielt charmant.

Fassungslos schaue ich ihn an. »Bitte was?«

Reeve grinst noch immer. »Du hast mich schon verstanden. Sag mir, dass du mich liebst, Parrot.« Das kommt jetzt ehrlich etwas unerwartet. »Na los, sag schon.«

»Reeve ...«

»Ich liebe dich«, erweitert er meinen Ansatz.

»Arschloch«, nuschele ich und Reeves Grinsen wird noch breiter.

»Vielleicht bist du das ja, aber ich liebe dich trotzdem«, sagt er leise und jetzt vollkommen ernst. »Ehrlich, Parrot, ich liebe dich. Und das schon lange.« Ich kann nicht andes und lächele ihn an. »Und, Six, was sagst du?«

»Ich liebe dich«, bringe ich schweratmig heraus und bin überrascht, dass ich nicht kotzen muss. Hm, neue Entdeckung und weil's so schön war, gleich noch einmal. »Ich liebe dich, Reeve«, flüster ich in sein Ohr und muss lachen, als sein Atem meinen Nacken kitzelt.

»Das ist alles, was ich hören will«, schmunzelt er und drückt seine Lippen erneut auf meine, wie um die neuen Worte so einzufangen und nie loszulassen.




Soo Leutis, ein Bonuskapitel, weil ich danach gefragt wurde und ihr alle so cool und toll seid, wollte ich euch diesen Gefallen tun #sonnenbrilleinmyface

Ich hoffe, es ist nicht ganz so katastrophal, und wenn doch: dann yolo because that's life :D

Aber ein Danke an alle, die diese Geschichte gelesen haben und für die lieben Kommentare und so :}

icebel

My Bad NeighborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt