Kapitel 3

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[Auf dem Bild seht ihr, wie ich mir ihre Haare vorstelle]

Da ich aufgrund meiner Handysuchaktion den Anruf meiner Mutter verpasst habe, ich zu faul bin, um sie zurückzurufen, fahre ich einfach nach Hause und begegne sie hoffentlich dort.
Vor dem Haus stelle ich mein Fahrrad in die Einfahrt, hole meine Schlüssel aus der Tasche und betrete das Haus.

Sofort kommt meine Mutter aus der Küche gewuselt und sieht mich streng an.
»Wieso hast du nicht meinen Anruf entgegen genommen?«, fragt sie anklagend.

»Ich musste erstmal mein Handy suchen und -«

»Dafür bleibt jetzt keine Zeit. Wir müssen los.« Hektisch holt sie ihre Schlüssel.

»Aber ich bin doch gerade erst ge-«,doch ich werde unterbrochen, indem sie meine Tasche auf die Treppe wirft, mein Handgelenk greift und mich durch die Haustür hinaus zum Auto zerrt.

Wenn ihr glaubt alle Mütter seien ruhig und geduldig, kennt ihr meine noch nicht. Wenn sie etwas will, muss es jetzt gleich passieren. Kein Wenn oder Aber.

Mit einer hohen Geschwindigkeit braust sie in Richtung Supermarkt und fährt quietschend in die Einfahrt. Meine Finger krallen sich in den Sitz unter mir und mein Frühstück ist auf dem besten Weg mir zum zweiten Mal 'Hallo' zu sagen. Torkelnd steige ich aus dem Auto und folge meiner Mutter in den Laden.

»Verrätst du mir jetzt, wieso du es so eilig hattest?«

»Six, wir veranstalten doch morgen das Abendessen«, erklärt sie mir. Jetzt ist sie völlig ruhig, so als wäre sie gerade nicht dabei gewesen uns in den Tod zu fahren. Verständnislos blicke ich sie an.

»Was für ein Abendessen? Ihr habt mir von nichts erzählt«, erinnere ich sie. Sie schaut mich nicht an, sondern arbeitet ihre Einkaufsliste ab.

»Wenn du meinst, Liebes. Hol mir mal die Süßkartoffeln«, verordert sie mir und packt zwei Brote in den Wagen.

Murrend gehe ich auf die Suche nach den Süßkartoffeln. Es ist wohl besser, wenn ich nachher meinen Vater frage. Der Zustand meiner Mutter wird vermutlich noch bis mogen anhalten. Oder ihr ganzes Leben lang.

Nachdem ich die Süßkartoffeln gefunden habe, will ich wieder zurück zu meiner Mutter gehen, als etwas meine Aufmerksamkeit erregt. Da ist doch tatsächlich Finnick Lawson, der angeregt vor einem Regal voller Gewürze steht.

Schnell schaue ich mich um und verstecke mich hinter einem Regal. Er muss ja nicht unbedingt mitbekommen, dass ich mit meiner Mutter Süßkartoffeln einkaufen bin.

Offensichtlich scheint er wirklich zu wissen, welche Art der Gewürze er sucht.
Er ist bestimmt leidenschaftlicher Koch und könnte mir ein romantisches Abendessen zaubern - wenn nicht, sogar noch mehr.

Wie in Trance trete ich einen Schritt näher und bewege mich auf das Regal vor mir zu, um ihn besser zu beobachten. Vielleicht hat Reeve gar nicht mal so Unrecht gehabt, als er meinte, dass ich eine Stalkerin sei.

Finnick läuft weiter zum nächsten Regal, wie von selbst folge ich ihm und bekomme gar nicht mit, wie bedrohlich diese Situation hier werden kann.

Und alle kennen den Moment, indem man etwas voll peinliches tut. Bei mir ist es die Bekanntschaft mit einem Regal voller Lebensmitteln, die alle fröhlich und munter herunterpurzeln. Die Dosen rollen vor mir den Gang hinunter und ich kneife erstarrt die Augen zusammen.

Laut und scheppernd bewegen sich die Lebensmittel auf den Fliesen. Großartig, das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich beim stalken auffliege. Ich sollte an einem Ninja - Training teilnehmen.

My Bad NeighborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt