Kapitel 9

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Ich habe jetzt noch eine Stunde Mathe und kann dann endlich nachhause gehen, allerdings habe ich das ohne Karen. Also sitze ich gerade im Unterricht und folge diesem eher unfreiwillig.

»Bildet bitte einfach die Gruppen vom letzten Mal, ich möchte, dass ihr die beiden Aufgaben zusammen macht«, sagt Mr. Stone und gedanklich knalle ich meinen Kopf gegen den Tisch.

Wiesoo? Kann der nicht losen oder so was?

Ich merke, wie sich Reeve neben mich niederlässt und mich von der Seite mustert. Ich verdrehe die Augen und versuche die erste Aufgabe zu lösen, was natürlich nicht klappt, da ich eine absolute Null darin bin.

Ich merke, wie sich Reeves Gesicht meinem nähert und dicht neben mir verharrt. Seinen Atem spüre ich leicht an meinem Hals. »Du machst das falsch«, flüstert er mir ins Ohr und mir läuft ein kleiner Schauer über den Rücken.

Ich drehe mein Gesicht in seine Richtung, sodass uns nur wenige Zentimeter voneinander trennen. »Dann mach es doch besser«, fordere ich ihn heraus.

Seine Augenbrauen wandern in die Höhe und er schaut mich amüsiert an, jedoch ohne auf Abstand zu gehen. »Gerne«, sagt er nur und beugt sich über die Aufgaben, um sie zu lösen.

Nach nicht mal drei Minuten ist er fertig und schaut mich provozierend an. Erstaunt sehe ich ihn an und vergleiche meine Lösung mit seiner, die nicht mal annähernd gleich ist.

»Ich kann's halt«, sagt er und ich höre ihn leise lachen.

Da fällt mir nichts anderes als “arroganter Idiot“ ein.

Plötzlich spüre ich wieder seinen Atem in meinem Nacken und ich versteife mich. Hell, wieso tut er das?

»Ich könnte dir Nachhilfe geben«, gibt er zu bedenken und beugt sich mit seinem Gesicht über meine Schulter.

»Nein, danke«, stöhne ich genervt auf. »Und jetzt nimm Abstand oder ich scheuer dir
gleich eine«, brumme ich noch und drücke ihn von mir weg.

Schmunzelnd hebt er seine Hände und lehnt sich wieder zurück. »Ich wollte nur helfen«, sagt er und grinst mich blöd an. Ich gebe nur ein Schnauben als Antwort und schreibe seine Lösung weiter ab.

Woher weiß er das alles? Da stehen Zahlenkombinationen, die ich noch nie gesehen habe.

Aufeinmal bemerke ich eine Hand, die mein Knie mit Fingerspitzen umkreist, was sich sofort mit einem Kribbeln auf meiner Haut bemerkbar macht. Ich muss nicht viel nachdenken, um zu wissen, dass es sich um Reeves Hand handelt, welche sich jetzt in kreisenden Bewegungen einen Weg über meinen Oberschenkel bahnt.

Meine Haut beginnt zu kribbeln und lässt meine Konzentration in den Keller sinken.

Ich schnappe sein Handgelenk und halte es fest. »Noch einen​ Schritt weiter und du bist ein toter Mann, Hunter.«

Unschuldig schaut er mich an, bis es einem verschmitzten Lächeln gleicht. »Dir hat es gefallen«, raunt er in mein Ohr und erneut läuft mir ein kleiner Schauer über den Rücken.

»Du hast ein zu großes Ego, kleiner Mann.«

»Mag sein, aber die Tatsache, dass du meine Hand immer noch an deinem Oberschenkel festhälst, berechtigt mein großes Ego, kleiner Parrot«, überheblich lächelt er mich an und bewegt seine Finger unter meiner Hand.

Schnell schlage ich seine Hand weg und rutsche mit meinem Stuhl etwas weiter nach links. Weg von ihm. Reeve lacht leise und zieht sich von mir zurück.

                                                                  ***

Mittwoch. Ich bin Mal wieder auf der Toilette und lese mir interessante und wichtige Informationen über all die Leute durch, nachdem ich vorher wirklich für kleine Mädchen war.

My Bad NeighborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt