Konfrontation

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Gegen sieben klopfte Yasser an die Tür und strahlte mit Kimba um die Wette. Er sah in seinem Anzug unglaublich gut aus. Und Kimba, die ein wunderschönes weißes Partykleid und traditionellen Hochzeitsschmuck ihrer Mutter trug, sah aus wie ein Engel. Die beiden küssten sich innig und Ana seufzte gerührt, bevor sie sich aus dem Raum Schlich, die ausladende Treppe herunter ging und zu den anderen, bereits eingetroffenen Gästen, in den Riesen großen Saal in der Mitte des Hauses stieß, der jetzt fertig dekoriert und im gedimmten Licht, atemberaubend war. Es gab, Gott sei dank, keine Platzkarten und so setzte sich Ana einfach an den Tisch, an dem sie am meisten Leute kannte. Arbeitskollegen, gemeinsame Freunde und Kimbas Cousinen hießen sie willkommen und zogen sie sofort in ihr Gespräch über das prachtvolle Haus.

Der Saal hatte sich bis acht fast komplett gefüllt und endlich stießen, unter lautem Beifall auch Kimba und Yasser zu ihren Gästen. Es wurde gratuliert und geküsst bis Yasser und Kimba irgendwann den forderten Teil des Raumes erreicht hatten und vor ein Mikro traten um nochmal alle willkommen zu heißen.
"Wir zwei waren schon immer ein bisschen anders, und deswegen wird auch unsere Feier heute anders. Wir essen jetzt alle in Ruhe zusammen, und dann wird dieser Saal frei geräumt für die Minibar und zum Tanzeeeeeen!" Einige Mädchen kreischten freudig bei dieser Aussage und der Rest des Raumes lachte auf,
"Aber wir haben auch noch große Räume zum sitzen und chillen und Heizkörper auf der Terrasse für die Raucher. Dieses wunderschöne Haus heute hat für jeden was zu bieten, und wurde uns organisiert von meinem guten Freund und Bruder Michael, in diesem Sinne bedanke ich mich bei dir Bruder und euch allen anderen, danke fürs kommen, wir lieben euch, die Bar und das Buffet sind eröffnet!"
Alle jubelten. Stühle scharrten. Der ganze Raum murmelte und Ana hörte Geschirr klappern. Aber sie machte keine Anstalten aufzustehen. Stattdessen huschte ihr Blick in die Richtung, in die Yasser grade geprostet hatte und versuchte Michael irgendwo auszumachen. Und tatsächlich, er stand da mit einem Glas Champagner in der Hand, sie musste kurz grinsen, zu keinem Moment hatte sie ihn in einem Anzug erwartet und er hatte sie nicht enttäuscht, ein übergosses schwarzes Hemd ohne Kragen hatte er zu einer schwarzen eleganten Hose und den neusten schwarzen Yeezys kombiniert, er trug die Uhr seines Vaters und eine elegante Kette. Sein Bart war etwas länger als sonst, aber wie immer top gestylt, er sah etwas dünner aus, aber seine Schultern schienen breiter, hatte er etwa angefangen zu trainieren? Er lachte grade ausgelassen über etwas das Yasser zu ihm sagte und warf den Kopf in den Nacken. Ana schloss die Augen. Sie hatte den Klang seines Lachens vermisst. Sie atmete tief ein und wand sich ab. Was tat sie da bloß, das kleinste Anzeichen von Schwärmerei musste sie sofort unterbinden, dachte sie grade und leerte ihr Glas energisch als Kimba ihre Schulter berührte.
"Na wollen wir endlich essen?"
"Wenn mein Kleid das aushält, gerne!" scherzte Ana und ging Hand in Hand mit Kimba zum Buffet.

Sie hatte es irgendwie gemanagt Michael nicht über den Weg zu laufen und hatte sich stattdessen mit einem Teller Salat und Sushi zu Kimba an den Tisch gesetzt. Sie aßen und lauschten den Erzählungen von der Hochzeit vor zwei Wochen und sie hatte Michael irgendwann völlig aus den Augen verloren, was gut war, denn so musste sie sich nicht mehr ständig nach ihm umdrehen.
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, sah Kimba sie kurz darauf etwas seltsam an,
"Hat sich Romeo noch nicht gemeldet?"
"Nein..." Seufzte Ana und versuchte ihre Enttäuschung zu verstecken,
"Das Meeting ist sehr wichtig, er kommt oft erst spät nachts da los, ich hoffe es ist heute anders..."
"Das hoffe ich auch." Sagte Kimba etwas nachdenklich,
"Ja... Alles ok?" Hakte Ana nach,
"Ja ich denke nur... Hast du Michael schon gesehen?"
"Ja vorhin kurz..." Sagte Ana so beiläufig wie möglich,
"Habt ihr euch begrüßt?"
"Nein, nein er stand mit Yasser weiter weg, ich- wieso, sollte ich ihn begrüßen?" Fragte Ana unsicher,
"Ich weiß nicht, wäre das vielleicht einfacher, und nicht so Strange wie jetzt, wo ihr gegenseitig ständig nach einander Ausschau haltet?"
"Er hält Ausschau nach mir?" Zischte Ana und ihr Herz klopfte unmerklich schneller,
"Er hat auf jeden schon des Öfteren zu dir rüber geschielt und du ja auch..."
Ana wollte sich rechtfertigen aber das hatte eigentlich keinen Sinn, stattdessen schaute sie sich jetzt nochmal beiläufig um und sah ihn am Buffet, tatsächlich schaute er in diesem Moment auch zu ihr rüber und zum ersten Mal trafen sich ihre Blicke. Sie fühlte sich elektrisiert als seine ernsten, schönen Augen einen Moment auf ihr ruhten. Ana lächelte ihm zaghaft zu, Michaels Blick blieb jedoch versteinert, stattdessen verengten sich seine Augen kurz und er schaute dann unbeirrt weiter auf seinen Teller. Ana runzelte die Stirn.
"Hast du das grade gesehen?" Fragte sie Kimba, die ebenfalls etwas schockiert schien und nickte.
Ana verließ in diesem Moment der Appetit und sie stocherte verletzt in ihrem Grünzeug rum.
Natürlich hatte sie keinen Freudentanz erwartet, aber war es ihm wirklich nicht mal möglich sie zu begrüßen? Jegliche Hoffnung an diesem Abend neutral mit der Situation umzugehen, hatte Ana nun verloren und so begann ein unangenehmer Marathon des aus-dem-Weg-gehens und abstand-haltens. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber ihre Feierstimmung schien ruiniert. Kleine Tänzchen und Vorführungen für das Paar, belächelte sie halbherzig und als der Raum fürs Tanzen geräumt wurde und alle applaudierten und zu zappeln begangen, verzog sie sich in einen, in blaues Licht getauchten Raum, in dem ruhigere ambient Musik lief und sich bald schon Leute auf großen weißen Sitzecken und Sesseln tummelten, tranken und lachten. Yassers Bruder, Ahmed, hatte ihr grade Fotos der Feier im Libanon auf seinem Handy gezeigt, als das Brautpaar zu ihnen stieß und sich schwer seufzend neben sie auf die Couch fallen ließ.
"Puh jetzt ist auch mal gut mit beglückwünschen!" Sagte Kimba keuchend und legte ihren Kopf auf Anas Schulter,
"Yasser ist schon besoffen." Fügte sie genervt hinzu,
"Bin ich nicht! Bin ich..." Lallte Yasser und lachte so laut das alle irgendwann mit lachen mussten,
"Hach wie geht's dir denn?" Fragte Kimba irgendwann Ana, die mit den Schultern zuckte und müde lächelte,
"Wieso? Was los?" Fragte Yasser sofort aufgebracht,
"Niiiichts du Idiot! Michael benimmt sich nur noch kälter als erwartet und hat nicht mal hallo gesagt."
"Ja war doch klar, hätte ich wohl auch nicht nach all dem..." Hickste Yasser und schämte sich sofort für die Worte als er Anas trauriges Gesicht sah,
"Nein das mein ich nicht. Du weißt wegen allem was er vor hatte, und dann die Abfuhr..."
Kimba und Ana richteten sich auf,
"Was hatte er denn vor?" Sagten sie wie aus einem Mund und Yassers Blick veränderte sich,
"Nichts ich hab schon zu viel gesagt!" Er stand hektisch auf,
"Bleib sofort hier oder-" begann Kimba doch Yasser schüttelte den Kopf,
"Sorry ich hab es ihm versprochen und, und außerdem weißt du- ich habe keine Angst vor dir wenn ich besoffen bin hah!" Und mit den Worten wankte er davon und ließ Ana und Kimba verwirrter denn je zurück.
"Was zur Hölle?" Fragte Ana sie und sah dann zu Ahmed der nur
"Ich weiß von nichts!" Sagte und dann ebenfalls abzog.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt