Verliebt, Verlobt, Karaoke.

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Ana saß seufzend auf dem großen, weichen Teppich vor ihrem Sofa. Sie kratzte sich gedankenverloren an der Stirn und ließ den Blick durch den Raum schweifen und schüttelte dabei leicht den Kopf. Sie war umgeben von Penisen. Großen und kleinen Penisen. Manche waren heller, manche dunkler, einige pink und lila. Sie schob sich zwei von den kleinen roten Penisen, die verstreut auf dem Wohnzimmertisch lagen, in den Mund und kaute andächtig, während sie grade nachzählte, wie viele Penise sie wohl für die Getränke brauchen würden, als plötzlich ihr Telefon klingelte.
Michael, stand dort über der FaceTime Anfrage und ein leises Lächeln huschte über ihre Lippen als sie sich kurz durchs Haar fuhr und dann dranging.
"Naa du..." Seine Stimme war kratzig und er sah etwas knitterig aus, er schien grade aufgestanden zu sein, es war 15 Uhr aber er hatte auch am Abend zuvor einen Clubgig gespielt und so verkniff sie sich einen Spruch,
"Selber na, alles ok?"
"Joa, bin im Arsch und der Tonfutzi hat gestern richtig meinen Kopf gefickt. Kein Bock mehr auf Club Shows ey..."
Sie nickte andächtig und schob sie noch einen kleinen Penis in den Mund,
"Was issten da leckeres?" Fragte Michael und beobachtete wie sie grinsend kaute,
"Schwänze... Mhhh!" Sagte Ana und lachte dann los,
"Was laberst du alter!" Sagte er verwirrt aber musste selber lachen,
"Ey ich bin umgeben von Pimmeln man, gib dir das-" sie schwenkte mit dem Handy um sich herum, lachend beäugte Michael die Shotgläser, Servietten-Ringe, Teller, Strohhalme, Muffins, Kekse und Ballons, die alle mehr oder wenig Penisförmig um sie herum lagen und standen. Zum Schluss zeigte sie nochmal auf die Schwanz-Gummibärchen, bevor sie sich kichernd noch einen reinschob.
"Boah krass-" sagte Michael und Ana wusste nicht ob er amüsiert oder angeekelt klang, "ich hätte dich irgendwie nicht für sone Dorfdulle gehalten, die Pimmelzeug auf solchen Parties für witzig hält..." Er lachte laut und schüttelte den Kopf, auch Ana lachte ausgelassen,
"Halloooo!? Bin ich auch nicht! Das ist doch alles Ironie! Kimba und ich wissen voneinander, das wir nichts schlimmer finden als solche peinlichen Junggesellenabschieds-Aktionen. Ich musste also sowas bringen! Ich hätte also entweder einen Stripper buchen können, dann wäre aber Yasser ausgerastet, oder hätte ihr so einen Bauchladen und Kostüm-Ding aufzwingen müssen, aber das würde bedeuten das wir so in der Öffentlichkeit gesehen werden und da wäre ich ausgerastet. Also! Dekoriere ich meine Wohnung mit peinlichen Pimmeln, bis es ihr richtig schön unangenehm ist, serviere einen Haufen Penisförmiges Food, und dann fahren wir in eine angesagte Karaokebar und der eigentliche Abend kann beginnen."
Michael hatte ihren Worten gelauscht und nickte nun beeindruckt,
"Nicht schlecht, turnt mich ein bisschen an wie du da mit den ganzen Pimmeln im Mund, böse Pläne schmiedest..." Sagte er und Ana war es jetzt die lachen musste,
"Ich bin wie du weißt nachher auch in Berlin..." Fügte er hinzu und grinste dreckig.
"Michael ich muss noch 3000 Penise in meiner Wohnung verteilen und für zwanzig Frauen Alkohol kaufen und um 21 Uhr fängt die Party schon an und du gehst doch heute auch mit Yasser und den Jungs weg!" Sie versuchte geschäftigt und beiläufig zu klingen, konnte aber nicht so richtig verstecken wie enttäuscht sie eigentlich war, ihn wieder nicht sehen zu können und auch Michael sah jetzt etwas betreten in die Kamera, sie hatten sich in den letzten drei Wochen, seit dem Kurztrip, nicht mehr gesehen. Heimlich telefonierten sie jetzt so oft es ging aber sie vermisste seine Nähe unbeschreiblich.

Schon länger war der Gedanke in ihr gereift, sich nun für Michael zu entscheiden und sich von Romeo zu trennen. Sein prall gefüllter Terminkalender hatte ihnen jedoch ebenfalls wenig Zeit geboten und zwischen Tür und Angel oder beim gemeinsamen Mittagessen, konnte Ana es jedoch nicht über sich bringen die Beziehung zu beenden. Sie brauchten Zeit, eine Aussprache, das schuldete sie ihm.
Die Entscheidung, ihm noch eine Chance zu geben, hatte sie noch nicht angesprochen vor Michael. Er würde sich freuen, unbeschreiblich glücklich sein, aber auch zwischen Ihnen beiden müsste ein langes Gespräch stattfinden. Alles für ihn aufzugeben, noch einmal, das erforderte Regeln und vertrauen. Und auch vor Kimba und Ihrer Familie damit rauszurücken, ängstigte Ana. Im Endeffekt hegte und pflegte sie diese Idee also nur in ihrem Kopf und versuchte abzuwägen, sich und ihrer Angst gut zuzusprechen, sich einzureden das alles schon funktionieren würde, aber so ganz glaubte sie sich das selbst nicht.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt