...Verlobt. Geschieden.

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So hier das Wort zum Sonntag. Ich hoffe es gefällt. Und danke das ihr alle so fleißig kommentiert und Nachrichten schreibt, das freut mich total! Deswegen widme ich das Kapitel erstmal allen Lesern und wünsche euch einen guten Start in die Woche!💞

Etwas in Michael zerbrach. Mit solcher Wucht das nichts in ihm überblieb. Keine Wut oder Schmerz. Der Ring in seiner Hosentasche begann zu glühen, fast schon fürchtete er, die Schatulle könnte ein Loch in seine Jeans brennen. Er versuchte diesen Gedanken zu ignorieren aus Angst, Ana könnte etwas bemerken.
Seit Tagen wollte er nichts mehr, als Ana diesen Ring, dessen vergangene Geschichte und Michaels Zukunftsvision mit ihr zu teilen. Doch nun konnte er sich nichts schlimmere vorstellen, als Ana, die von dem Ring oder seinem Vorhaben erfahren könnte. Erst musste er dieses unglaubliche Chaos klären. Ana musste verrückt geworden sein.
Er griff reflexartig nach einer Zigarette und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Aber er fand die Kraft nicht, die alles einnehmende Stille zu unterbrechen.
In der leere seiner Gedanken bildete sich nur ein einziges Wort, immer wieder und wieder hörte er es in seinem eigenen Kopf, bevor er es aussprechen konnte.
"Was?" Seine Stimme klang verletzt aber hatte auch etwas bedrohliches. Anas Hände verkrampften sich vor ihrem Gesicht. Ihre Schultern zuckten schwer auf und ab, sie sah so elend aus, wie Michael sich grade fühlte. Alles in ihm wollte sie jetzt berühren, trösten, irgendetwas tun, aber er konnte nicht, er konnte sie kaum ansehen, geschweige denn anfassen. Die Hand in der er die Zigarette hielt, zitterte unaufhörlich.
"Ana was zur Hölle redest du da?" Wiederholte er sich nach einer weile.
Sie blickte jetzt auf, räusperte sich und wischte mit ihrem Schal über ihre aufgequollenen Augen.
"Romeo, er hat... Ich wollte es ihm sagen, wirklich, du musst mir glauben, ich wollte es grade aussprechen... Und plötzlich unterbricht er mich, erzählt von Hamburg. Ich wusste das er dort ein großartiges Angebot bekommen hatte und ich habe ihn Samstag angefleht, nichts unüberlegtes zutun. Das er die Chance nutzen sollte, keine Rücksicht auf mich nehmen solle. Aber er saß da und redet von uns, unserer Zukunft, das er noch nie so gefühlt hat."
"Ich verstehe immer noch nicht..." Er schüttelte den Kopf, hatte sie sich weich reden lassen? War das was sie füreinander fühlten egal? War es eine Lüge?
"Michael er hat dieses Angebot abgelehnt für mich, für uns. Er hat alle Zelte dort abgebrochen und will hier bleiben für mich... Ich kann nicht... Ich konnte ihm das nicht antun, das war die Chance seiner Karriere, seines Lebens- ich konnte es nicht- ihn so zurück lassen, ohne Freundin, ohne Perspektive und ihm das Herz brechen, ich konnte es nicht, nicht nach all dem was ich ihm angetan habe..."
Wieder stille, nur unterbrochen von Anas leisen Schluchzern. Michael stand auf, er konnte das alles nicht glauben.
Aufgekratzt lief er wieder auf und ab, fuhr sich durchs Haar und blieb abrupt stehen, die Leere war nun endlich der Wut gewichen, er schüttelte den Kopf, bis sich selbst schmerzhaft auf die Unterlippe und lief dann wieder wie eine Raubkatze durch den Raum,
"Ich muss bei ihm bleiben..." Flüsterte Ana resigniert, nahm sich nun ebenfalls eine Zigarette.
"Ana was redest du da eigentlich? Ich habe noch nie sowas dummes aus deinem Mund gehört alter. Wie stellst du dir das vor, du bleibst bei dem Mann den du nicht liebst, zwingst dich irgendwie mit ihm dein Leben zu verbringen und wir sehen uns weiterhin heimlich alle paar Wochen? Wie lange soll das denn gut gehen? Das ist komplett behindert! Das ist doch kein Leben, für keinen von uns." Er schrie, seine Stimme überschlug sich, Ana blickte zu Boden.
"Nein Michael, wir sehen uns nicht mehr. Wir können uns- ich bin hier um mich zu verabschieden. Romeo ist ein guter Kerl und ich werde ihm einfach nichts von alledem sagen. Er... Ich werde ihn lieben, und lernen... Das mit dir und mir ist vorbei." Ihre Stimme war leise, fast wie ein flüstern, doch ihre Worte hallten laut wie Kanonenschüsse in ihm wieder.
"Alter, das ist doch totaler Bullshit Ana! Wie kann man so..." Er brach ab, nichts machte noch Sinn. Er hatte das Gefühl in einem schlimmen Traum gefangen zu sein. Das konnte alles grade nicht passieren. Er wollte schreien, die Suit verwüsten, Ana packen und schütteln, aber er hatte es nicht in sich. Er war auf einmal so schrecklich müde.
"Ist das deine endgültige Entscheidung?" Fragte er jetzt kalt und blieb wie angewurzelt stehen.
Ana konnte ihn nicht ansehen, sie nickte stattdessen zögerlich, schaute aber weiterhin betreten auf ihre Hände.
Er ging langsam zum Esstisch und ließ sich auf einen der Stühle fallen, der Schmerz drohte ihn zu übermannen,
"Dann geh jetzt bitte." Vier Worte. Vier einfache, schnell ausgesprochene Worte, die in ihrer Endgültigkeit doch so gravierend waren, noch nie war ihm etwas schwerer gefallen als jetzt zu sehen, wie sie gebrochen aufstand und zur Tür ging. Ihr Gesicht glänzte nass von den Tränen. Das weiß ihrer Augen war so tief rot, das es in diesem Licht fasst schwarz wirkte. Michael konnte sie kaum ansehen.
"Michael, ich-"
"Bitte sag das jetzt nicht." Er spürte ein ziehen in seinem Hals, Tränen traten jetzt auch in seine Augen und er wandte sich endgültig von ihr ab, lauschte ihren Schluchzern, einen Moment lang, bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und er allein war und sich auf Anhieb so einsam fühlte, wie vielleicht noch niemals zuvor.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt