Heiß.

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Es war Hochsommer und zum ersten Mal seit der kostspieligen Anschaffung, war Ana dankbar für die unverschämt teure Klimaanlage, die sie sich von ihrem Vermieter hatte andrehen lassen. Während Berlin in einer kochenden Suppe aus, schwüler stickiger Luft und Temperaturen im dreißiger Bereich versank, genoss Ana ein verlängertes Wochenende daheim, in völliger Frische, mit kurzen Abstechern raus auf die Terrasse nur um sich dann zügig wieder drinnen abkühlen zu können. Sie konnte sich nichtmal dazu durchringen, ihr perfekt klimatisiertes kleines Reich, führ einen Abstecher mit Kimba und Yasser, in das, mit dem Rad, in 15 Minuten zu erreichende Freibad, zu verlassen.
Aber eine Pause von der Non-Stop Hochzeitsplanung der beiden, hatte sie sich auch irgendwie verdient, dachte sie jetzt und scrollte tief seufzend durch die 3 Emails zum Thema Hochzeit/Kleid/Location, die sie alleine in den letzten 5 Stunden von Kimba bekommen hatte.

Sie saß, nach einem zwei stündigen Sonnenbad auf ihrer Terrasse, jetzt in einem Top und kurzen Bootyshorts, Eistee trinkend in ihrer kühlen Küche, hatte vor einer halben Stunde Essen bei ihrem Lieblingsrestaurant bestellt und blätterte in der Zwischenzeit, gekonnt Kimbas Mails ignorierend, durch ein Mode-Magazin und fühlte sich durch und durch entspannt, als plötzlich ihr Handy vibrierte und Romeos Name auf dem Display erschien.
Ihr Magen verkrampfte sich augenblicklich, ein Phänomen das zum Alltag geworden war, seit ihrem Ausrutscher auf der Verlobungsfeier. Jedesmal wenn Romeo sie anrief oder sie sich trafen, setzte für einen kurzen Moment diese markerschütternde Panik in ihr ein, hatte er es erfahren? Hatte er es irgendwie rausbekommen? Würde jetzt der Moment sein, in dem er sie damit konfrontierte, sie könnte es nicht ertragen. Zu kurz lag es erst zurück, das sie selbst in dieser Situation war und nun stand sie auf der anderen, schrecklichen Seite.

Sie warf den Gedanken ab und ging zögerlich ans Telefon,
"Hallo du!"
"Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen Ana!" Sagte Romeos Stimme ungewohnt streng und sofort klammerte sie sich an ihrer Küchenzeile fest und kniff die Augen zusammen,
"Was?" Brachte sie ängstlich hervor,
"Du sollst mir doch nicht immer so süße Sachen schenken!" Lachte er dann herzlich ins Telefon und Ana atmete gelöst aus,
"Ich bin aus geschäftlichen Gründen in Hamburg, nicht zum Vergnügen!" Fügte er hinzu, Ana hatte ihm ein Ticket für das Konzert seiner Lieblingsband gekauft und in seinem Rucksack gebunkert, in der Hoffnung, das er das Ticket irgendwann auf der Hinfahrt entdecken würde,
"Ja aber du bist grad in Hamburg wenn sie dort spielen und es ist ihr einziger Deutschland Gig! Das ist Schicksal! Also freu dich!" Lächelte sie jetzt in den Hörer.
"Ja ich freue mich auch, so richtig!"
"Jaaaaa? Warum?" Sagte Ana und lachte gespielt doof,
"Weil das meine Lieblingsband ist!" Lachte er doof zurück. Plötzlich läutete es an der Tür und Ana drückte Gedanken verloren auf den Öffner ohne auf das Display zu gucken, da sie eh mit dem Lieferanten rechnete und scherzte weiter mit Romeo rum,
"Und warum noooooch?" Sagte sie in den Hörer und griff nach ihrer Geldbörse, bevor sie sich gegen die offene Tür lehnte und auf den Lieferanten wartete. Aber jemand anderes trat plötzlich vor sie, unschlüssig lächelnd blickte er sie an und sagte leise "Na... Wollte hier was abgeben." und hob wortlos die Hand, aus der jetzt ihr schwarzer Slip baumelte. Der Slip den sie wenig elegant, nach der beschissenen Aktion auf der Party, irgendwo draussen auf dem Boden vor der Mauer vergessen hatte. Ana ließ den Hörer ein wenig sinken und starrte von dem winzigen Stück Stoff, zu Michaels amüsiert funkelnden Augen rüber,
"Weil ich so eine perfekte, süße Freundin habe!" sagte im selben Moment Romeos stimme an ihrem Ohr und Ana versuchte mühsam den Blick mit Michael zu brechen.
"Ana? Ana bist du noch dran?" Sie atmete lautlos ein und hob dann hektisch den Hörer an ihr Ohr,
"Ja sorry, sorry, bin noch dran... aber mein Essen ist jetzt da, kann ich dich nachher zurück rufen?" Sie versuchte ihrer Stimme den mechanischen Ton zu nehmen, den sie aus irgendeinem Grund grade adaptiert hatte.
"Alles klar Ana, bis dann und lass es dir schmecken!"

Mit einem bleiernerem Gefühl im Magen legte sie auf und riss sofort darauf den Slip aus Michaels Hand, bevor sie sich kurz im Flur links und rechts umsah und dann zur Seite trat und ihm wortlos Einlass gewährte.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt