Familie.

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Ich war lange weg! Leider viel Stress zurzeit aber hier sind gleich drei neue Teile- ich hoffe es gefällt und ich hinterlasse ganz liebe Grüße 💞💞

Anas Familie blieb bis zum Ende der Besuchszeit an ihrem Bett und unterhielt sie, mit alten und neuen Geschichten aus ihrem Leben und so viel Herz und Humor, das Ana bald schon fast vergessen hatte, das sie überhaupt in einer Klinik, in einem sterilen Krankenhausbett lag.
Das kleine Restaurant ihrer Eltern, in das sie ihr ganzes Leben, Blut und Schweiß investiert hatten, lief mehr oder weniger gut, Ana wusste das ihre Eltern sicherlich, ihr zu liebe, um einen sicheren Schein zu wahren, viel schön redeten, aber sie wirkten auch auf ihre Art, aufrichtig zufrieden.
Sie waren gute, hartarbeitende Menschen und verdienten nicht weniger, als alles Glück auf Erden aber sie waren genügsam, wollten nur überleben, grade so über die Runden kommen, Hauptsache den Kindern geht es gut.
Wenigstens gesundheitlich, schien es Ihnen allerdings bestens zu gehen, und das war immer das wichtigste.
Auch Amirs Leben schien sicherer, konstanter, ruhiger. Er arbeitete hart im Familienladen, mied krumme Cliquen, mit denen er früher zutun hatte und hatte "das Unkraut" wie Anas Mutter, Kiffe naserümpfend nannte, seit Monaten nicht mehr angerührt.
Ana lauschte ihnen selig lächelnd und betrachtete die schönen, gütigen Gesichter dieser Menschen, die sie so vermisst hatte.
Anas Familie fragte in all diesen Stunden nie wirklich nach ihrer eigenen beruflichen Situation, vielleicht um sie zu schonen, vielleicht weil es alte Wunden aufreißen würde, vielleicht hatte Michael sie vorgewarnt?
Ana war ihnen jedenfalls dafür dankbar und genoss die Leichtigkeit ihrer gemeinsamen Zeit umso mehr.

Auch Kimba war den ganzen restlichen Tag über bei Ihnen geblieben und erklärte sich sogar, zu Anas außerordentlicher Freude und Dankbarkeit, am Abend noch dazu bereit, die drei nachhause zu fahren. Die Eltern brachte Kimba, zu Ana in die Wohnung und Amir zu einem Bekannten bei dem er übernachten wollte, da Anas Winzwohnungs-Kapazitäten leider komplett ausgeschöpft waren mit ihren Eltern zu Gast.

Anas Werte waren bei der Abend-Visite wenig später, wundersamer Weise- trotz Not OP am Tag zuvor, ausgesprochen gut. Auch ihre Schmerzen hatte sie den ganzen Tag über, kaum bemerkt. Die Freude des Wiedersehens überwiegte scheinbar durch und durch, und als Sie jetzt, nach einer sehr vorsichtigen und, durch die Assistenz eines 20 jährigen Azubis, eher unangenehmen, Dusche, wieder im Krankenhausbett lag, bekam sie das zufriedene Lächeln garnicht mehr aus dem Gesicht. Die Schuld, mit der sie nach dem Bruch mit ihren Eltern leben musste, der völlige Kontaktentzug den sich sowohl sie als auch ihre Familie geleistet hatten, die Angst, das ihr Bruder ohne sie wieder auf die Schiefe Bahn gelangen könnte, all das, fiel von ihr ab. Eine Leichtigkeit erfüllte sie, die sie in den letzen Monaten verloren hatte. Und zu danken hatte sie das alles, einem egoistischen, kleinen Spinner, von dem sie vor wenigen Tagen noch markerschütternd enttäuscht wurde, und den sie jetzt mehr als alles andere vermisste.

Michael hatte ihre Familie für sie kontaktiert, hatte sie eingeflogen, den sinnlose Streit zwischen der dickköpfigen Tochter und den verletzten Eltern dadurch geschlichtet. Er hatte ihr dieses Geschenk gemacht.
Aber wo war er? Wieso verletzte er sie so, rettete sie dann, gab ihr die Familie und ließ sich selbst nach all diesen Geschehnissen nicht blicken?
Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber sie brauchte ihn. Auch jetzt, trotz des noch im Raum stehenden Konfliktes.

Sie blieb noch eine ganze Weile wach. Die wirren Gedanken ließen keine Müdigkeit zu aber ihr Geschwächter Körper verlangte irgendwann einfach danach.
Und so nahm sie bald darauf, grade die kleine Fernbedienung am Bett zur Hand, um das Licht zu löschen und endlich den Versuch zu starten, etwas Ruhe zu finden, als es sachte an der Tür Klopfte.
Ana richtete sich neugierig auf, strich ihre locken aus dem Gesicht und blickte einen Moment zur Tür, bevor sie sachte "Herein?" sagte.
Michael trat, oder Schlich viel mehr, vorsichtig ins Zimmer und lächelte matt und etwas besorgt, als er ihr mitgenommenes blasses Gesicht, die zahlreichen Schläuche und den Tropf erblickte. Er fuhr sich nervös durch den Bart, als er langsam aufs Bett zuging,
"Hey..." Flüsterte er und ergriff ihre Hand,
"Heyyyy! Was machst du hier so spät?" Fragte Ana überrascht und schloss ihn vorsichtig in die Arme, Michael grinste schief als er sich von ihr löste,
"Habe dem Azubi in der Nachtschicht nen Fuffi zugesteck..."
"Na hoffentlich nicht dem Azubi der mich beim Dusch und Toilettengang begleiten musste..."
"Bastard!" Flüsterte er, strich ihr aber lächelnd durchs wirre Haar,
"Flüster nicht so, wir sind hier nicht im Mausoleum..." Sagte Ana und grinste müde.
"Wie geht's dir Süße?" Er setzte sich vorsichtig auf das quietschende Bett und Ana rutschte zur Seite, so das er sich seitlich neben sie quetschen konnte, den Arm über ihr Brust legend, seine Lippen an ihre Schläfe presste.
"Es geht mir gut... Wo warst du denn Mensch?!" Sagte sie etwas frustriert und betrachtete die tiefen Schatten unter seinen Augen.
"Ich war die ganze Zeit während und nach der OP hier, nachdem ich deine Family abgesetzt hatte, wollte ich euch aber ein bisschen Zeit geben und nicht stören... Ich weiß das ihr euch viel zu sagen hattet... Und ich, ich wusste nicht ob du mich überhaupt sehen wolltest."
Ana betrachtete eine Weile sein ernstes Profil, während er sprach und angewidert die Kanüle in ihrem Handrücken betrachtete, bevor er ihre Hand zärtlich küsste und sie aus treuen, besorgten Augen ansah,
"Danke Michael..."
Sagte Ana und war jetzt selbst sehr leise,
"Wofür?"
"Deine Hilfe, meine Eltern, ich... Ich weiß nicht wie ich mich bei dir bedanken soll..."
"Wo sind die drei eigentlich?" Fragte er und ignorierte gekonnt ihre Worte,
"Ich wollte sie eigentlich alle auch im Astoria unterbringen, Amir sollte sich melden und..."
Ana griff nach seinem Bart und zog ihn an sich, unterbrach seine Ausflüchte mit einem langen zärtlichen Kuss,
"Danke!" Sagte sie erneut und starrte ihn an, er schüttelte sachte den Kopf,
"Das ist selbstverständlich Ana... Ich hoffe nur du weißt... Ich höre dir zu, was dir wichtig ist, ist mir wichtig. Ich habe meine dummen Momente, und die sollst du mir nicht ohne weiteres nachsehen aber... Lass dich bitte nicht abfucken, ich gebe mir Mühe. Familie ist alles man, wenn dir was passiert wäre ohne das ihr euch ausgesprochen hättet, ohne das wir beide uns ausgesprochen hätten- fuck. Ich will nicht mehr streiten. Du bedeutest mir viel..." Seine Augen sahen unruhig durchs Zimmer und er seufzte schwer,
"Und ich wusste das die Versöhnung mit deinen Eltern auch eine schnellere Genesung bedeutet, was bedeutet das du schneller wieder bei mir bist, also war es ja auch Eigennutzen. Damit kenne ich mich ja aus wa..." Fügte er etwas beschämt hinzu und lächelte schwach, aber die Bedeutung seiner Worte umschlang Ana wie eine warme Decke und sie kuschelte sich unmerklich näher an ihn.
Ihr lagen jetzt drei wichtige Worte auf der Zunge, sie sehnte sich danach den Satz auszusprechen aber gab sich damit zufrieden, ihre Finger mit seinen zu verflechten und ihr Gesicht in seinen warmen, wohlriechenden Nacken zu legen.
Jetzt wo sie bei ihm war, kam der Schlaf ganz einfach und bald schon vielen ihr immer wieder die Augen zu, fast war sie schon eingeschlafen als seine unsichere Stimme noch einmal die Stille durchbrach,
"Ana das mit dem Buch, es tut mir ehrlich so leid ey... Ich habe Josip und dem Verlag schon gesagt das du..."
fing Michael jetzt an, sie wusste wie sehr ihn das belastete und atmete tief ein und aus bevor sie ihm mit müder aber bestimmter Stimme ins Wort fiel,
"Michael ich verzeihe dir, aber tu mir einen Gefallen-"
"Alles." Warf er hastig ein,
"Lass mich da raus, es ist dein Ding, euer Ding, und ganz ehrlich- vielleicht wäre es anders gelaufen wenn du direkt an mich gedacht hättest aber ich möchte... Ich möchte nicht bei dem Projekt mit machen ok? Es ist alles in Ordnung aber, ich würde mich dabei nicht mehr richtig wohl fühlen... Alles klar? Kannst du das so akzeptieren? Und lass dein schlechtes Gewissen nicht deiner Arbeit im Weg stehen bitte, mach es und mach es vernünftig!"
Sie hörte ihn erleichtert schnaufen,
"Also kein schlechtes Gewissen?"
"Das habe ich nicht gesagt!" Sagte sie bestimmt, "Nur soll es dir nicht das Buch vermiesen!"
Beide lachten leise und er zog sie enger an sich, küsste ihre Stirn und blieb bei ihr bis sie eingeschlafen war und noch einen Moment länger, in dem er sie betrachtete, eine wirre Haarsträhne aus dem friedlich schlafenden Gesicht strich und auch ihm lagen jetzt diese drei Worte auf den Lippen.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt