18.- Zu viel Angst

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Der Mann setzt sich auf den Couchtisch vor uns und grinst erst Angus und dann mich an. "Ach, ganz vergessen. Ich bin übrigens der William. Bin ja immer froh, wenn ich Besuch bekomme. Und ihr macht Urlaub hier? Bist bestimmt die Enkelin, was?", wendet sich William an mich und ich versuche nicht rot zu werden. "Ne, ich bin... Keine Ahnung.", lache ich. "Ist eine neue Freundin von mir. Die Shay.", erklärte Angus.
"Shay, schöner Name. Ich hatte auch mal eine Freundin, die Shay hieß.", sagt William. "Wollt ihr vielleicht was trinken? Ich hab alles da. Wasser, Cola, Tee... Bier? Sogar Whisky, wenn ihr wollt." Angus und ich wechseln einen Blick und bevor ich Wasser antworten kann, sagt Angus: "Wir nehmen beide nen Whisky!" "Super! Das gefällt mir.", lacht William und verschwindet. Angus schaut sich währenddessen noch ein wenig im Zimmer um. "Ich glaubs nicht. Alles noch sie wie früher. Bis auf die Möbel natürlich. Ich weiß noch, als ich meiner Mutter geholfen hab, die Tapete hier anzubringen. Wie alt die schon ist." Angus scheint zu überlegen, doch auch für ihn scheint es schon so lange her zu sein, dass er dafür das Zeitgefühl verloren hat.

Da kommt auch schon William zurück mit drei Gläsern und einer noch fast vollen Flasche schottischen Whiskys. Ich spüre einen kurzen, spitzen Schmerz in meinem Herz. Schottland. Aidan.
Doch darüber kann ich zum Glück nicht lange nachdenken, da ich trinken soll. Der Whisky brennt ganz schön und mit Tränen in den Augen beginne ich zu husten. Angus und William lachen über mich. "Hier komm, nimm noch ein Schlückchen. Du kannst es vertragen, Mädel.", meint William und schüttet mir sofort nach.
Und so geht das eine ganze Weile. Ich weiß gar nicht wie viel Uhr es ist, als ich mich lachend auf dem Ledersofa kugele und William und Angus zuhöre, die die verrücktesten Witze erzählen. Die sind natürlich nicht lustig, doch bei dem Alkoholeinfluss hätte ich sogar über den Untergang der Welt gelacht. Obwohl, das hätte ich auch ohne Alkohol.

"Und... Und jetzt passt auf.", hickst William und gibt sich die größte Mühe nicht vom Tisch zu kippen. Angus und ich klopfen uns schon jetzt vor Lachen auf die Schenkel.
"Was macht n japanischer Golfer im Schwimmbad?" "Pffff..... Keine Ahnung!!", brüllt Angus und haut auf den Tisch. "Ach, ne.", unterbricht William ihn, "Es war... Es war gar kein Golfer. Das war ein Rennfahrer!" Das finde ich jetzt besonders lustig und lache noch lauter. "Haaaa, der war gut!", kreische ich und halte ihm mein leeres Glas Whisky hin. Mittlerweile schmeckt der gar nicht mal so schlecht. William kippt mir wohlwollend nach, wobei die Hälfte vom Getränk auf meinem Schoß landet, was wieder wahnsinnig witzig ist. "Und jetzt.... Jetzt du. Erzähl du mal nen Witz, Shay.", meint Angus und stupst mich fest an, sodass mir mein Glas fast aus der Hand gefallen wäre. "Ach was", winke ich ab. "Komm Mädel, gib dir nen Ruck. Du kennst doch auch bestimmt nen Wisss!", möchte William mich ermutigen. "Na gut. Na gut.", stimme ich mit erhobenen Händen schließlich zu. Schwankend und mit einem drehenden Kopf steige ich auf den Tisch und schaue zu meinen beiden Zuhörern runter. "Ich kenne genau.... Einen Witz. So" Angus und William klatschen bereits begeistert in die Hände und grölen.
"Und der geht so: Wie nennt man einen." Ich stoße kurz auf. "Tschuldigung. Nochmal von vorne. Wie nennt man einen Keks unterm Sonnenschirm?" Die beiden zucken mit den Schultern. "Na ein schattiges Plätzchen!", rufe ich laut und trinke mein Glas in einem Zug aus, um es mit Schwung auf den Boden zu werfen, wo es zerbricht. "Wuhu!" "Yeeeaah!", brüllt William und lässt sein Glas ebenfalls zerbersten. Angus, der aus der Whiskyflasche trinkt, reist begeistert die Arme in die Luft und haut dabei fast den Kronleuchter aus den Ankern.
"I just wanna scream and lose control! Throw my hands up and let it go! Forgot about everything and run away!", beginne ich plötzlich zu singen, ohne wirklich zu wissen warum. Irgendwas in mir, das schreit so laut, dass ich es raus lassen muss. Und bei dem Alkoholpegel ist es ein Wunder, dass ich den Text des Liedes richtig hinbekomme.
"Die Kleine roooooockt!", schreit William mit einer Stimme so tief und rau, das man meinen könnte, er wäre Alice Cooper persönlich. Ich nehme Angus an den Händen und ziehe ihn zu mir auf den Tisch, wo ich anfange zu hüpfen und die Hände durch die Luft werfe. Auch William tanzt auf dem Boden und ich singe immer und immer wieder die selbe Zeile. "Life is so hard, it hurts like hell!"

All I ever feel (Aidan Turner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt