#35

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Louis' POV:

"Das ist Sunny." Kaum dass ich das Büro meines Trainers betrat, stieß ich gegen eine Blondine, die nur völlig  gelangweilt von ihrem Handydisplay aufsah.
Verwirrt starrte ich zu Marc, der an seinem Schreibtisch saß und mit einem Kugelschreiber spielte, dann wanderte mein Blick wieder zu besagter Sunny.

Diese setzte nun ein strahlendes Lächeln auf und wollte mir die Hand reichen, die ich allerdings ignorierte. Stattdessen setzte ich mich Marc gegenüber und taxierte ihn mit einem drohenden Blick. "Sag mir bitte, dass sie nicht das ist, was ich denke."
Er grinste so dümmlich, dass ich ihn am liebsten am Kragen gepackt, über den Tisch gezerrt und aus dem nächsten Fenster geworfen hätte. Aber ich bemühte mich, ruhig zu bleiben, bis er sagte: "Sunny hast du in London kennengelernt und ihr habt euch so rasend schnell ineinander verliebt, dass du sie auf der Stelle mit nach Los Angeles genommen hast. Also ja, sie wird ab jetzt deine Freundin sein."

Wütend spannte ich meinen Kiefer an. "Du kannst mich nicht dazu zwingen, irgendein Model zu daten", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch Marc schüttelte nur missbilligend den Kopf. "Lou du weißt, wie das funktioniert. Entweder du spielst nach meinen Regeln, oder du musst gehen."

Augenblicklich sprang ich auf. "Dann geh ich!", verkündete ich, was ihn allerdings bloß zum Lachen brachte. "Natürlich. Du gibst einfach so deinen Traum auf. Nur wegen einem Kerl." Das Wort Kerl betonte er so, dass ich kurz davor stand, ihm den Hals umzudrehen. Homophobes Arschloch.
Doch er hatte Recht. Ich konnte meinen Lebenstraum nicht einfach so platzen lassen, ohne nicht einmal gründlich darüber nachzudenken. Schließlich war es mein Beruf, mein Hobby, das was mich ausmachte.

Anscheinend sah man mir mein schwindendes Selbstbewusstsein an, denn Marc lächelte nun milde und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Und jetzt komm und setz dich. Immerhin gibt es einiges zu bereden."
Also ließ ich die Tortur, mit ihm und Sunny über unsere angebliche Beziehung zu sprechen, über mich ergehen, auch wenn ich kurz davor war, in Tränen auszubrechen.

Das Gefühl, dass ich vor zwei Jahren hatte, als Harry und ich uns zum Abschied ein letztes Mal geküsst hatten, bevor unsere Wege sich trennten, war nichts im Vergleich zu den Messerstichen, die nun mein Herz plagten. Jetzt hatte ich gerade erst wieder Harry zurück und fühlte mich, als würde ich ihn direkt wieder verlieren.

Dementsprechend niedergeschlagen kam ich später wieder Zuhause an. Harry, der heute Abend ein Vorstellungsgespräch mit seinem zukünftigen Lektor haben würde, war zum Glück noch nicht aufgebrochen, sondern stierte wie immer auf seinen Laptopbildschirm.
Eine Weile beobachtete ich ihn, wie er Wort für Wort tippte, ehe er sagte: "Ich muss dir etwas sagen." Überrascht hob ich die Augenbraue und erwiderte: "Ich dir auch."

Beide total angespannt, setzten wir uns auf die Couch ins Wohnzimmer, damit wir besser reden konnten. "Du zuerst", meinte er, weshalb ich tief Luft holte, bevor ich die Bombe platzen ließ: "Mir wurde eine Alibifreundin verpasst."

Einige Sekunden herrschte Stille zwischen uns, dann wiederholte er stammelnd: "Eine.. Alibifreundin?" Auf mein Nicken hin atmete er zitternd ein. "Und was heißt das jetzt?"
Sofort nahm ich seine Hände in meine und strich beruhigend über deren Rücken. "Ich werde mich nicht von dir trennen", flüsterte ich. "Aber... Unsere Beziehung muss erst mal weiterhin geheim bleiben, bis ich das alles aus der Welt geschafft habe."
Ich erkannte, wie Tränen in seinen Augenwinkeln glitzerten, die ich ihm sofort mit der Daumenkuppe wegwischte. "Ich habe dir versprochen, es nicht zuzulassen, dass man dich mir wegnimmt. Und dieses Versprechen werde ich halten."

Ein schwaches Lächeln zierte seinen Mund , aber ich wusste, dass es ihm im Moment schwer fiel, mir zu glauben, weshalb ich mich zu ihm lehnte, um ihn zu küssen.
Sobald wir uns lösten, hauchte ich ein "Ich liebe dich" gegen seine Lippen. Er umfasste meinen Nacken und küsste mich erneut. "Ich liebe dich auch", erwiderte er, nachdem er mich losgelassen hatte.
Dennoch konnte ich meine tapfere Fassade nicht länger halten, sondern  begann, fürchterlich zu schluchzen.

"Egal wie oft ich mit ihr essen gehen werde oder wie oft sie mir bei einem Spiel zujubelt, ich werde dich lieben. Egal, wie viele Fotos man von uns macht oder wie viele Fragen ich in Interviews zu ihr beantworten muss, ich werde dich lieben.
Und ich werde nicht aufhören, meinen Trainer zu bearbeiten, bis er es endlich einsieht, dass er mich nicht kleinhalten kann."

Zwar waren meine Worte schwer verständlich, aber trotzdem verstand Harry sie und mich näher zu sich in den Arm. "Und ich werde dich lieben, egal ob Leute das wollen oder nicht", wisperte er in mein Ohr, während er seine Arme um mich schlang und seinen Kopf in meine Halsbeuge vergrub.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der wir nur einfach da saßen und uns gegenseitig Trost spendeten. Irgendwann allerdings richtete Harry sich wieder auf, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen. "Ich bin um acht mit den Leuten vom Verlag zum Essen verabredet, deshalb muss ich mich jetzt fertig machen."
Er drückte mir einen letzten Kuss auf die Stirn, dann verschwand er im Bad.

Erst, als eine halbe Stunde später die Wohnungstür ins Schloss fiel, fiel mir ein, dass er mir eigentlich auch etwas  hatte sagen wollen.

crying in 3674 different languages.

ich hoffe, ihr bringt mich nicht um.
lasst ihr mir trotzdem ein bisschen liebe in den kommentaren meine muffins? 🍩 (ich weiß dass das n donut ist but who cares)
lieb euch ♥

spaces between us (larry) ✔Where stories live. Discover now