Fallende Sterne

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Dann fing Celeste plötzlich an zu lachen. „Nein! Das glaubst du wohl! Ich will etwas ganz anderes!", ihr Lachen war nicht mehr so abstoßend wie vorher.

„Was willst du?", Gray horchte auf.

„Die Welt.", kurz und knapp, aber sehr überzeugend.

„Die Welt?", äffte Gray nach.

„Ja, die Welt! Ich will die Weltherrschaft! Dafür lebe ich!", sie legte den Kopf in den Nacken und lachte und breitete die Arme aus. Dann verfinsterte sich ihr Blick wieder. „Ich werde dafür alles tun! Koste es was es wolle!" Gray nickte.

„Hast du etwa unser Versprechen vergessen?", fragte er überzeugt.

„Nein, es ist mir nur egal!", entgegnete sie lachend.

„Aber mir ist es nicht egal, weil du mir wichtig bist!", brüllte er sie förmlich an. Er wusste, dass es nichts bringen würde. Doch die unerwartete Gegenfrage kam überraschend. „Bin ich dir wirklich so wichtig?"

„Ja, und wie wichtig du für mich bist! Bitte komm zurück!", flehte er sie an. Sie schüttelte den Kopf.

„Niemals! Ich will die Weltherrschaft! Das ist mein Lebensziel!", sie lachte von sich überzeugt und setzte wieder an. Die Musik verwandelte sich in einen Windstrudel und saugte alles auf. Jedoch war dies wesentlich stärker als alles andere zuvor. Gray stellte sich mit dem Schwert in die Schusslinie und wehrte damit den Wind ab. Isis hatte Recht behalten. Mit dem Schwert kam er wirklich gegen ihren Wind an. Damit gab er ihr Kontra.

„Abschaum!", sie fluchte schon zum wiederholten Mal. Sie ging wieder zu ihrem Eisenfächer über und verzichtete auf ihre geliebte Distanz. Sie sprang in die Luft und ein Paar neue Flügel entfaltete sich. Damit stürmte sie auf ihren Gegner zu, der nur noch ausweichen konnte. Sie gwann deutlich die Oberhand. Sie war flink, schnell und jedes ihrer Angriffe saß. Ehe Gray überhaupt reagieren konnte, war er von Schnittwunden übersät. Einige davon gingen sehr tief. Blut floss bei jeder Bewegung. Trotzdem sah man, dass sie lieber auf Distanz blieb. Ihre Bewegungen waren viel zu groß ud ausgeholt. Leider war Gray auch nicht für den Nahkampf geschaffen.

Der Kampf zögerte immer weiter hinaus, weil keiner sich zurückhielt. Nach einiger zeit merkte man, dass sie nicht auf derselben Wellenlänge waren. Celeste war einfach viel zu schnell und Gray ging schon langsam die Puste aus. Celeste war kein bisschen erschöpt. Keiner benutzte auch nur die geringste Magie. Es ging nur um reine Körperkraft. Das Schwert und der Fächer prallten immer wieder aneinander ab und die Nutzer steiften aneinander vorbei.

Während des Kampfes hatte Gray immer wieder Erscheinungen. Er konnte sie jedoch nicht von Realität und Halluzination unterscheiden. Er sah seine Gegnerin lächeln. Immer wenn sie aneinander vorbeistreiften und die beiden Waffen sich mit einem Klirren verabschiedeten, sah er sie lächeln.

Dann sprangen sie plötzlich zurück und liefen nicht mehr aufeinander zu. Celeste steckte den Fächer wieder ein und Gray stemmte sich gegen sein Schwert. Dann mussten sie beide lächeln. Sie kannten allebeide die Schwächen und Stärken des anderen.

"Es reicht", hörte Gray sich selbst sagen. Celeste sah ihn fragend an und schnalzte mit der Zunge. Sie ging in die Knie und sprang auf den nächsten Kirchenturm. Sie holte aus und zertrümmerte die Spitze. Die riesige Glocke fiel krachend zu Boden. 

"Sehe ich genauso. Du lässt mich in Ruhe und ich lasse dich laufen", zischte sie zurück und verschränkte die Arme. 

Dann schrie sie urplötzlich und griff sich an den Hals. Ein Berg aus Kristall türmte sich hinter ihr auf und zerstörte sich wieder von selbst. Eine unsichtbare Hand schien sie nach hinten zu ziehen. Ein Schatten war hinter ihr zu erkennen. 

Gray war erstarrt vor Schreck. Er sah nicht was sie da tat, aber sie war mächtig in Schwierigkeiten. Dann wurde Celeste plötzlich hochgehoben und gegen ein Haus geschleudert. Schreiend knallte sie dagegen. Die Mauer war eingerissen. 

"Er ist es!", schrien die Vampire durcheinander. Viele verschwanden auf der Stelle. Die Verbliebenen sahen dem Spektakel zu. 

Voller Wucht flog Celeste vor Gray auf den Boden. Ihr Körper war blutüberströmt. Sie hustete und versuchte sich aufzurichten, doch ihre Beine versagten. Gray wagte es nicht sie anzufassen. Sie keuchte, doch dann riss wieder etwas an ihr. Sie formte ein Wort mit den Lippen, das ihn erstarren ließen.

Lauf

Celeste schrie als sie wieder hoch in den Himmel gezogen wurden. Diesmal schien die unsichtbare Kraft sie ganz gepackt zu haben, denn sie wehrte sich nicht mehr. Ihr Kopf sackte auf nach unten. Etwas hatte sie fest im Griff. 

Was dann geschah, war für Gray in Zeitlupe. Die Kraft ließ nach und Celeste stürzte kopfüber in die Tiefe. Sie zeigte keinerlei Regung. Sie fiel.

Und fiel.

Und fiel.

Sie sah aus wie ein gefallener Engel. Ihre Flügel hatte sie verloren. 

Gray wusste nicht genau, was er da tat. Er rannte nach vorn, in die Richtung, in der Celeste vom Himmel herabfiel. Eine Eisscholle bildete sich unter ihr als sie dem Boden gefährlich nahe kam. Doch das Eis konnte ihren Sturz nicht federn. Wie ein Eisbrecher kracht sie hindurch und stürzte mit dem Kopf auf den Boden.

"Nein", flüsterte Gray und sprintete los. Er ließ sich neben sie auf die Knie fallen und drehte ihren Körper so um, dass sie mit dem Gesicht zu ihm lag. Sie war blutüberströmt.

Plötzlich schoss ein Kristall aus dem Boden, der ihn zurückweichen ließ. Es bedeckte Celeste komplett und schmolz zu einer Einheit zusammen. Gray stellte mit Entsetzen fest, was es darstellte. 

Es war ein Sarg.  

A Vampire's Tears (Gray x OC)Where stories live. Discover now