Die Geschichte

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"Diese Geschichte handelt von nem' kleinen Mädchen dass oft traurig ist;
dass keine Freunde hat und deshalb nur zu Hause sitzt.
Sie würde so gerne mal raus aber sie traut sich nicht,
den sie hat große Angst vor dem was da draußen ist."

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"Muttertag.." sagt sie leise. Der Tag ist grau, von dicken Wolken behangen. Das Mädchen in den sonst so gewohnten schwarzen, spitzen Kleidern wirkt noch trauriger als sonst. Genau an diesem Tag ist es passiert, die unheilvolle Schicksalswendung. Sie schnieft kurz und atmet dann tief durch. Erst jetzt bemerkt sie wie lange sie das Grab anstarrt. Das Grab einer Person die ihr noch jetzt, nachdem sie schon tot ist mehr als alles auf der Welt bedeutet.

Ihr Mutter.

Es ist Muttertag. Ein ganz besonderer Tag für das Mädchen, denn an diesem Tag ist sie mit ihrem Vater zusammengekommen und vorallem ist es ein besonders schrecklicher Tag für sie. Es ist ihr Todestag. Er ist nun schon 14 Jahre her das der Unfall, nein der Mord sich ereignet hat. Sie umklammert bei der Erinnerung an das Bild in der Zeitung und an den Text der darunter stand noch kräftiger den Strauß schönster Blumen, die sie wie jedes Mal für sie besorgt. "Tut mir leid Mama, ich habe ihn noch nicht gefunden. Ich verschwende meine Zeit damit in der Schule zu sein und mich an eine so verrotte Stadt wie diese hier zu vergnügen. Er ist hier und ich habe noch keinen einzigen Weg gefunden ihn zu finden. Es tut mir so schrecklich leid... " schlurzt sie etwas und beißt sich angestrengt auf die Unterlippe, dann fasst sie sich wieder und kniet sich hin. Sie streicht mit den Fingerspitzen über die Schrift und legt dann den Strauß auf die Graberde.
Doll lächelt aber nun und meint kopfschüttelnd:"Aber es ist schon komisch. Du hast mir den Brief da gelassen und ich lese ihn so oft mich etwas auch betrübt durch. Das normale Leben verändert mich, es macht mich weicher und ich habe manchmal in letzter Zeit sogar Mitleid. Mitleid mit meinen Opfern, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Vorallem aber ist es.. wie sage ich? Ist es ungewöhnlich zur Zeit. Am Hals habe ich zwei Nervensägen nun, seitdem ich hier bin." Kurz muss sie kichern und ihr Blick wird verträumter, dann krallt sie die Finger in die Erde:"Ich muss sie wohl irgendwann beseitigen. Oh, verzeih... das sollte ich nicht an so einem Ort wie dem hier sagen." Sie schüttelt den Kopf und richtet sich wieder auf:"Was würdest du sagen? Das ein Junge sich für jemanden kaputtes wie mich interessiert? Achja, du würdest sagen: 'Für jeden Topf gibt es einen Deckel! Endlich hast du auch deinen gefunden!'sowas wäre typisch für dich, wenn ich Vater glauben kann. Er hat mir in letzter Zeit so wenig von dir erzählt, dass bedaure ich sehr und ich hoffe doch sehr, dass er dich auch oft besuchen kommt. Naja, zumindest allein und nicht in Begleitung anderer die er hier gleich mit beseitigen will."

Oft redet sie über alles mit ihrer Mutter, über alles was ihr einfällt, was sie verändert hat in der letzten Wochen und wie es ihr geht. Einmal hat sie sogar geweint. Oft stand sie aber auch nur da und hat stumm den Stein angeschaut, sich geschworen es zu beenden und dann alles abzulegen, doch bisher keine Spur und keine Anzeichen, auf den Mörder, den Mörder ihrer Mutter. Die Geschichte von damals war in allen Nachrichten, eine Gruppe von Killern/Räubern, die ein restaurant überfielen und dabei mehrere auf dem Gewissen haben. Der Anführer aber, hat vorallem diese eine Frau auf seinen Schultern. Die Frau, die Psychologin, die ihre Tochter beschützt hat und dabei alles verweigert hat. Die mutige Mutter, hat sich schützend vor ihr Kind gestellt und verweigert es dem Mann zu geben, der dieses als Geisel wohl nehmen wollte. Dies endete damit, dass der Mann unter Druck stand und ihr gedroht hat, doch sie hörte nicht und redete auf ihn ein. Er rastete so aus, dass er einfach geschossen hat.
Eigentlich wollte die Frau nur auf ihren Mann warten, der Verspätung wegen der Arbeit hatte und dann mit ihm den Tag feiern. Es wurde zu einem blutigen letzten Akt.

Nichts. Es war nichts dann mehr. Nach ein paar Tagen hat sich niemand mehr mit diesem Fall befasst, als wurde alles einfach unter den Teppich gekehrt. Genau das erfuhr sie als sie älter wurde und sie bereit war. So wütend wie sie ist, konnte sie niemand aufhalten, einfach alles und jeden der beteiligt war zu töten. Genau das erschwerte ihr die Arbeit, doch sie fühlte sich von dem Augenblick an viel freier, viel besänftigter.
Sie atmet tief durch und sagt leise, bevor sie sich verabschiedet:

"Mum... weißt du: Ich wünscht', es wär' ein Märchen. Wir sehen uns bald wieder, hab noch einen schönen Tag. Denn den werde ich bestimmt auch haben." 

Langsam dreht sie sich um und verlässt das Grab. Verlässt den Ort, wo die letzte Person liegt die weiß wie sie vor all dem war. Sie hat die Erinnerungen mit in ihr Grab genommen und somit das Kapitel der Puppe aufgeschlagen. Es ist nicht ihre Schuld, sie hat sie beschützt und war die perfekte Mutter.

In goldenen, schnörkel Buchstaben steht geschrieben: "Ruhe in Frieden, geliebte Tochter, Mutter und Partnerin: Dr. Leanne Robinson."

He Called Me DaughterWhere stories live. Discover now