Kapitel 50 [überarbeitet]

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Gabriel. Shay. Hailey. Gabriel. Ich. Wir alle miteinander verbunden wegen einer alten Geschichte, die sich angefangen hatte zu wiederholen. Diese Verbundenheit machte uns stark, sie ließ uns kämpfen und sie ließ uns leben. Doch wir liefen alle auf das Ende des Krieges zu und jeder von uns wusste – der Krieg kostete Leben. Niemand von uns war wirklich sicher.

Als wir zurückkehrten in die wirkliche Welt und Sambira und die Bibliothek hinter uns lassen, da verfolgten mich die Worte. Es waren Sambiras, die uns die Wahrheit über unsere Zeit erzählt hatte, über mich. Oanahs Worte, die zurückkehrten – es geht nicht gut aus für die Fünf. Elijah, der in meinem Kopf auftauchte. Ich liebe dich, flüsterte er. Dann wieder sprach er über die Völker, zeigte mir die Welt der Waldläufer und rettete mich mehr als einmal aus piekären Situationen. Alexis. Er hat einen Schwur geleistet, Diane. Für sich selbst. Er hat deine Schwester verloren. Er kann nicht dich auch noch verlieren.
Während die Dunkelheit über unseren Verstand hereinbrach und uns zurückbrachte in den Krieg fragte ich mich, ob wir ihn tatsächlich beenden würden. Fanden Kämpfe jemals ein Ende? Oder würden wir verfolgt werden, bis zum Rest unseres Lebens, würden schreiend aufwachen wegen der Alpträume und dann bemerken, dass der Tod unserer Liebsten Wirklichkeit war? Würden unsere Herzen nach Personen rufen, die nicht mehr existierten? Würden unsere Seelen jemals Ruhe finden in dem Lärm, der sie von nun an verfolgen würde?

Das Schreien der Elstern war es, das mir als Erstes in den Kopf drang. Ich öffnete die Augen. Überraschenderweise ging es mir gut. Keine blutende Nase, keine schmerzenden Körperteile. Nein, Ruhe durchflutete mich. Ich spürte die Gegenwart der anderen Vier, hörte, wie sie sich langsam aufrichteten und staunend auf den Vogelschwarm hinter uns blickten. Die Elstern hatten einen wilden Strudel um die alte Eiche gebildet. Langsam nahm ich die Handflächen von der Rinde, betrachtete die beiden Schmuckstücke. Flynn trat neben mich und sah auf mich herab, griff zögerlich nach seinem Armband. Unsere Blicke trafen sich. Seit er entschieden hatte, bei mir zu bleiben, hatte sich etwas in seine Augen gelegt, dass ich nicht kannte. Trauer war schon immer da gewesen, doch sie hatte sich verändert. War es Wut? Verbitterung? Vielleicht sogar Hass?

Flynn griff nach meiner Hand und zog mich in eine Umarmung. Während er ausatmete spürte ich das Zittern seines Körpers. Ich konnte die Sorge spüren, die von ihm ausging und die Fragen hören. Was soll ich tun?, schien er zu rufen. Was soll ich tun mit dem Wissen darüber, wer ich bin?

Du entscheidest wer du bist, antwortete ich seinen Gedanken. Du, und niemand anderes.

Diese Unterhaltung fand statt zwischen unseren Körpern, in unseren Köpfen, doch ohne das der jeweils Andere tatsächlich Worte hörte. Für drei Sekunden waren es einfach nur wir, die akzeptiert hatten, dass wir waren wer wir waren und das jede Sekunde ändern konnten.

Themba kam herbeigelaufen und rieb ihren Kopf gegen unsere Beine. Auch sie sagte nichts, doch ihr Blick glitt über den Waldboden zu einer Schlange, die sich daraus erhob. Sie war schwarz und weiß gefleckt und hatte gelb leuchtende Augen. Sie erhob sich in die Luft und sah für einen Moment zu mir. Ihr kleiner Kopf schien zu nicken. Dann drehte sie sich fort und kroch auf Shay zu, blieb neben ihm stehen.

Die Elstern kreischten laut, als sich ein Adler durch sie hindurch bahnte. Auch sein Blick ruhte für einen Moment auf mir, bevor er sich neben Gabriel niederließ. Dann ein Fuchs, mit stechenden Augen und aufrechter Haltung. Er lief auf Hailey zu, setzte sich neben sie.

Sie sind alle hier, sagte Themba leise. Und sie werden nicht mehr gehen.

Ich sah hinab auf meine Wölfin, die die Stille in meinem Kopf beendet und die ruhige Blase durchbrochen hatte. Ich sah zu Flynn. Er beugte sich hinab zu dem weißen Wolf zu unseren Füßen und sah ihr in die hellen Augen. Er hatte sie gehört, das wusste ich. Während er seine Hand auf ihre helle Stirn legte, zögerlich beinahe, da sah ich in dem Grün seiner Augen den Wald. Ich sah die Kraft der Pflanzen, ich sah Mut und Leben und Liebe.

Die WaldläuferHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin