Kapitel 19 [überarbeitet]

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Es war Nina die sich meiner Schwester annahm. Ich wartete etwa eine halbe Stunde lang auf Troy am verabredeten Platz und dachte über all das nach, was geschehen war. Natürlich machte ich mir Sorgen um Calum, aber egal wie ich es drehte und wendete, es gab keine andere Möglichkeit um ihn in Sicherheit zu wissen. Auf dem Heimweg hatten mir zudem Alexis und Gabriel gleichermaßen versprochen, ebenfalls nach ihm zu sehen. Und das Argument, dass wir es sofort wüssten, falls jemand meinen Bruder und den Bären angriff, wog schwer. Zwar gab es noch immer die Angst, dass wir nicht mit Elijah zusammen sein könnten, sollte er die Gefühle seines Patentieres bemerken, doch dieses kleine Schlupfloch unserer Theorie versuchte ich so gut es ging zu verdrängen.

Troy kam also deutlich zu spät und als er endlich vor mir stand, wirkte sein Gesicht noch düsterer als sonst immer. Irgendwie war ich traurig, dass Nina auf Emma aufpasste und sie unterrichtete. Die Zwillinge waren sich zwar in ihrem kompletten Verhalten auf minimale Unterschiede absolut gleich, doch das Mädchen war mir immer sympathischer vorgekommen. Zu oft erinnerten mich Troys Launen an die von Elijah. Sein wechselhaftes Gemüt war etwas, womit ich in Zeiten wie jetzt, wo Unordnung und Chaos in meinem Kopf sowie in der Welt herrschte, nicht umgehen konnte. Troy, genauso wie Elijah, waren keine Waldläufer auf die ich mich einhundert Prozent stützen konnte. Zumindest sagte mir das mein Gefühl. Und noch während ich über den Vergleich der beiden nachdachte und darüber, dass Troy trotz allem irgendwie aufgeweckter erschien als der Blätterkrieger, beichtete mir der angehende Lehrer, dass wir nicht in der Lage sein würden die unsichtbare Mauer aufzubauen, auf die ich so viel Hoffnung gesetzt hatte.

„Wie bitte?", fragte ich geschockt und rappelte mich auf. Ich hatte mich gegen einen Baumstamm gelehnt und den Waldläufer von unten auf die ganze Zeit beobachtet. Doch diese Nachricht warf mich aus meiner eingetretenen Liturgie.

„Es tut mir leid", entschuldigte sich Troy. „Aber es ist nun einmal so: Ihr habt eine immens große Magie freigelassen heute morgen. Ja, ich habe schon davon gehört", sagte er, als er meinen überraschten Blick wahrnahm. Dieser Junge schien schneller zu wissen was geschah als die betreffende Person selbst.

„Nina und ich haben uns überschätzt. Wir beobachteten ein einziges Mal, wie jemand solch eine Mauer errichtete, aber wie viel nun doch dahinter steckte konnten wir nicht ahnen. Und nun, wo Eure Kräfte selbst erschöpft sind..."

„Aber es muss doch einen Weg geben!", rief ich aus. „Gabriel und Alexis sind ebenfalls Waldläufer mit Kräften. Warum können sie nicht helfen?"

„Leserin, Ihr versteht nicht", redete Troy wieder auf mich ein. „Angenommen, wir würden diese Barriere errichten können: Was würde geschehen, sollte es dazu kommen, dass ein Günstling der Meisterin sie durchtritt? Sie würde Nachforschungen anstellen lassen, und sobald sie dahinter käme wer Euch geholfen hat-"

„Ich werde Euch beschützen, das verspreche ich. Euch und Eure Schwester. Aber das hier muss geschehen, die Waldläufer müssen sehen, dass sie sich verteidigen können und müssen."

Troy seufzte. Er sah ein, wie wichtig diese Mission war, doch auch seine Argumente waren standhaft. Er hatte Recht, vor allem was den letzten Teil seines kleinen Monologes anging. Wir alle würden bestraft und des Dorfes verwiesen werden, wenn nicht sogar Schlimmeres, sollte herauskommen, dass wir sie betrogen hatten.

Doch trotzdem schien ich etwas in Troy ausgelöst zu haben. Seine grünen Augen verrieten mir, dass er in seiner Überzeugung, mir seine Hilfe zu entsagen, schwankte.

„Ich verspreche Euch", fügte ich leise hinzu und trat näher an ihn heran, wie um meine Argumente zu unterstreichen.

„Sollte es zu einer kritischen oder fragwürdigen Situation kommen, so werde ich sofort und ohne zu zögern alles abbrechen. Habt Ihr mir geholfen bei der Errichtung, wird Euer Name in diesem Zusammenhang nicht mehr fallen, außer Ihr wollt es. Und ergibt sich eine andere Möglichkeit, irgendeine, um diese Zwischenstation des Widerstandes zu überwinden, so werde ich sie ergreifen und Euch und Eurer Schwester wird nichts nachgesagt werden können."

Die WaldläuferWhere stories live. Discover now