Kapitel 42 [überarbeitet]

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Wir folgten den beiden Kriegern wieder hinaus ins Innere der Wolke und suchten uns unseren Weg zurück. Ich wurde das stechende Gefühl nicht los, dass Myronel jeden Schritt von uns sah und beobachtete. Es war, als würden wir im Inneren seiner Augen laufen und jeder einzelne Schritt war bewacht, wurde vorhergesehen und war bereits vermerkt, bevor wir ihn selbst getan hatten.

So viele Fragen lagen mir auf der Zunge, doch ich war nicht in der Lage auch nur eine von ihnen zu formulieren und zu stellen. Shay lief neben mir, das Gesicht in Falten gelegt, in ihrer Hand ein gebogenes Schwert, welches ich bis jetzt noch nie an ihr bemerkt hatte. Wahrscheinlich ein Mitbringsel aus dem Camp des Trägers.

Gabriel und Flynn liefen am Ende. Auch ihre Gesichter zeigten deutlich die arbeitenden Gedanken, doch etwas in Flynns Gesicht ließ mich zögern. Da war mehr als die einfache Sorge, mehr als die Fragen und die Erinnerungen an die vergangenen Stunden. Doch als der grünäugige Junge aufblickte und meinem Blick begegnete verschwand dieser seltsame Ausdruck aus seinem Gesicht. Er versuchte mir aufmunternd zuzulächeln, doch die Sorgen beschatten sein Gesicht.

Mit einem bitteren Gefühl im Mund blickte ich wieder nach vorne. Die Krieger Myronels liefen in einem Gleichschritt und einer so starken Synchronität, dass es den starken Verdacht hervorrief, dass viel Arbeit und Training dahintersteckte. Ich wollte gar nicht wissen, wie mein verrückter Vater seine Soldaten trainierte und wie er sein Volk von Denkern, wie er sie nannte, ausdünkte. Etwas lief hier gewaltig schief, und doch lag es in keinster Weise in meinem Aufgabenbereich, auch dieses Problem zu lösen. Stattdessen würde viel mehr auf uns zukommen, als ich in diesem Moment ahnen konnte.

Die Urwäldler führten uns zurück in den Berg. Es kamen uns nun mehr andere Urwäldler entgegen als auf unserem Hinweg, und bei manchen glaubte ich fast Überraschung im Gesicht zu lesen. Darüber, dass wir lebend wieder zurückgekehrt waren?

In der Mitte einer kleinen Höhle mit vier Abzweigungen blieben die Krieger stehen und drehten sich zu uns um. Erst jetzt betrachtete ich sie eingehender und stellte fest, dass sie äußerst jung waren. Es war keine schwere Frage, weswegen. Es war einfach, heranwachsende Kinder zu beeinflussen und zu formen, so wie man es wollte. Myronel würde den Einfluss auf die heranwachsenden Generationen verwenden und sie zu dem machen, was er wollte. Diese Einsicht wiederum beantwortete eine meiner vorangegangenen Fragen. Was er tat, um die Denker in seinem Volk auszuschalten? Er ließ einfach keine nachkommen. Mit dem Einfluss auf ihre Ausbildung war es der beste Weg zu verhindern, dass ihn jemand hinterfragte. Es schüttelte mich für einen Moment. Wenn er sein zweites Kind in die Finger bekommen würde, würde das einen weiteren Urwäldlerischen Anführer bedeuten, ohne Skrupel und Gewissen. Das durfte auf keinen Fall geschehen.

„Junge Meisterin", sagte nun einer der beiden Krieger und wartete, bis ich ihn ansah. Ich nickte, ein Zeichen dafür, dass er weitersprechen durfte. „Ich werde Euch zu Eurem Wolf führen. Eure Begleitung wird in Oanahs Höhle geführt, wo sie auf Euch und die Mejestra warten werden."

„Oanah ist mittlerweile eine Majestra?", entfuhr es Serena überrascht, ihre Augen weiteten sich. Die beiden Krieger warfen sich einen unsicheren Blick zu, dann antwortete der Andere: „Die alte Majestra, die Ihr noch in Erinnerung haben werdet, ist wegen eines bedauerlichen Unfalls gestorben." Serena lachte trocken auf, ein spitzes, ironisches Lachen, das ihre Ungläubigkeit deutlich zum Vorschein brachte.

„Welcher Unfall war es dieses Mal? Ein falscher Schritt die Bergspitze hinunter? Ein schiefgelaufener Zauber? Eine giftige Pflanze, die sie aus Versehen in ihren Tee gerührt hat?"

„Ein Schüler, der mit einem Messer in der Hand gestolpert und ihr in den Rücken gefallen ist."

„Oh. Es schien dringend gewesen zu sein." Serenas Stimme triefte vor Verachtung. Sie sah zu mir. „Ich werde die Meisterin begleiten. Der Rest kann zu Oanah gebracht werden."

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