Kapitel 45 [überarbeitet]

200 25 2
                                    


Mein Vater hatte immer gesagt, egal was die Leute ihm über sich selbst erzählten, er glaubte ihnen nicht. Als Arzt war das für ihn nur von Vorteil, denn vergaß ein Patient ihm von einer Medikamentenallergie zu erzählen, konnte das den Tod zur Folge haben. Oder gab er jemandem die falsche Blutinfusion, so würde auch das nicht sonderlich hilfreich sein bei der Rettung.

Als Notfallchirurg fehlte ihm meistens die Zeit, um alles Doppelt zu überprüfen, aber im sonstigen Leben war diese Einstellung sehr wertvoll für ihn geworden. Er war skeptisch gegenüber all den kleinen Hausfrauengeschichtchen, die sich unsere Nachbarn erzählten, wusste, wann der Elektriker ihm Bären aufbinden wollte und bemerkte sofort, wenn seine Kinder ihm etwas verschwiegen.

So genervt ich auch als Jugendliche davon gewesen war, jetzt wünschte ich mir, ich hätte ebenfalls diese Gabe. In Gedanken an meinen Vater spielte ich mit dem Seelenband an meinem Hals herum. Themba, Clara und Calum liefen schweigend neben mir her. Wir hatten so etwas wie die Kontrolle eingenommen und versuchten zu sehen, wenn die Waldläufer irgendwo Hilfe brauchten. Die Meisten stockten für einen kurzen Moment, wenn sie den weißen Wolf und seine Begleiter sahen, aber im Großen und Ganzen ging jeder meist Schweigend seinen Aufgaben nach. Die Ausgesandten des Rates hatten alle Informationen im Dorf verteilt. Die Luft knisterte vor Anspannung und Nervosität.

Diane, hörte ich Flynns Stimme in meinem Kopf und verlangsamte meinen Schritt. Seitdem wir uns wieder vertragen hatten, hatte sich die Verbindung, die ich vorher mit Gabriel mit Körperkontakt hatte aufbauen können, erweitert. Wir mussten nicht einmal in der Nähe sein und konnten miteinander reden. Sie sind aufgewacht.

Den Waldgeistern sei Dank, seufzte ich. Sofort änderte ich meine Richtung und machte mich auf den Weg zum Krankenhaus.

„Die Urwäldler sind wach geworden", erklärte ich mich den Anderen gegenüber.

Im Krankenhaus herrschte, wie auch über der Oberfläche, reges Treiben. Heiler und Wurzelpflücker, die Kräuter fertig mixten. Boten, die Vorräte offenbarten und beim Packen halfen.

Ich setzte mich neben das Bett des blonden Jungen und seines Bruders. Man hatte sie zusammengeschoben, weil Serena der Meinung gewesen war, dass sie die gegenseitige Nähe brauchten. Themba legte sich zu meinen Füßen, während mein Bruder und Calum zu Hunter und Oanah liefen.

„Wie geht es dir?", fragte ich Troy leise. Er sah blass aus, dunkle Augenringe zierten sein Gesicht und er hatte noch mehr an Gewicht verloren.

„Gut", log er. Ich versuchte ihm aufmerksam zuzulächeln, doch stattdessen wurde nur deutlich, wie viele Sorgen ich mir tatsächlich machte.

„Ist das die Meisterin?", fragte eine dünne Stimme. Ich sah fort und auf das Bett vor. Dunkelbraune Augen musterten mich. Bevor ich etwas sagen konnte, atmete ich tief durch und versuchte mein pochendes Herz zu beruhigen.

„Hallo", sagte ich vorsichtig. „Ja, ich bin die Meisterin. Aber du kannst mich einfach Diane nennen." Der blonde Junge lächelte mir freundlich zu und nickte dann. Er wirkte schüchtern. Seine Gesichtszüge waren zart und noch immer wirkte er enorm schwach.

Hinter ihm hörte ich das rascheln der Decken, dann tauchte ein anderer Kopf auf. Die Gesichtszüge waren dieselben, aber statt der hellen Haare hatte der andere Junge ein dunkles Rot und Sommersprossen, die überall auf seiner blassen Haut verteilt waren.

„Hast du es ihr gesagt?", fragte der rothaarige Junge. Er wirkte viel fitter als sein Bruder. Ich erinnerte mich an seine Bauchwunde und musterte ihn. „Schon fast wie neu", verkündete der junge Urwäldler, als er meinem Blick gefolgt war. Mit einem Ruck zog er sein Oberteil hoch und entblößte eine weiße Narbe. „Euer Efeu ist noch besser als man es sich erzählt." Den Stoff wieder über die Haut gezogen, drehte er sich erneut zu Troy um.

Die WaldläuferDär berättelser lever. Upptäck nu