(32) Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.

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Eingesperrt in einem Badezimmer hatte man wirklich viel Zeit, um nachzudenken. Über sich, über die Zukunft, über das Leben. Vor allem aber darüber, wie man den Typen loswurde, der gegen die Tür hämmerte und dessen Schuh man beinahe schon feierlich umarmte. Naja, zumindest theoretisch. Praktisch war ich nun mal nicht der Mensch, der sich mit sowas überschätztem wie Nachdenken aufhielt.

Stattdessen riss ich die Tür auf, wartete, bis Liam erschrocken über dieses Ereignis in den Raum gestolpert war und knallte sie dann schnell wieder zu, um erneut abzusperren. So. Jetzt hatte ich uns also im Bad eingeschlossen. Hoch lebten meine Verzweiflungsaktionen.

Liam musterte mich angesäuert. „Was soll das denn werden- Ist das da etwa mein Schuh?"

„Liam, bevor du etwas tust, hör mir kurz zu! Ähm, ich meine, bitte. Wir müssen- Also, ich muss- wie war das Wort noch? Äh,  genau. Reden." Meine Nervosität versteckte ich ja richtig gut. Dummerweise hörte Liam urplötzlich auf mich, verschränkte böse seine Arme, lehnte sich an die Dusche und presste seine Kiefer aufeinander, während er mich mit einer Mischung aus Kränkung und Hass musterte. Ich räusperte mich nervös. Shit, warum schrie er mich nicht einfach an, wie sonst auch?

Ich hüstelte unschlüssig herum, um schließlich wütend loszukeifen. „Alter, ich versteh nicht, warum du so sauer bist! Was ist dein Problem?! Wir haben uns doch sowieso gehasst, wie kannst du mir vorwerfen, dass ich nicht ehrlich war? Du hast schließlich auch behauptet, noch mit Sophia zusammen zu sein!" Japp. Entschuldigungen hatte ich drauf. Im Ernst, Nina, mach ihm Vorwürfe, dann wird er dir bestimmt schneller verzeihen!

Wie zu erwarten, verzog Liam wütend sein Gesicht. „Es ist ein Unterschied, ob ich etwas behaupte, damit jemand mich in Ruhe lässt, oder ob ich hemmungslos die ganze Zeit nur Bullshit erzähle und allen etwas vormache!"

Ich würde Liam in wenigen Minuten vermutlich niemals wiedersehen, ich musste echt mal aufhören, so unversöhnlich zu sein! Soweit der Plan. Aber sein dummes, hochnäsiges Gesicht weckte eine fürchterliche Wut in mir, die ich nun mal nicht unterdrücken konnte und meine Stimme wurde deutlich lauter. „Ich hab dir nichts vorgemacht! Ja, ich hab mich ein Jahr älter gemogelt, um den Job zu bekommen, und dann hat sich das irgendwie so aufgebaut. Ich kann ja ansatzweise nachvollziehen, dass du wütend bist, weil du mir sowieso nie vertraut hast, aber ich habe doch nicht gelogen, um dir zu schaden! Diese Notlügen waren nur, damit ich den Job bekomme!"

Liam schnaubte ungläubig. „Na klar. Inwiefern war das mit der Vegetariersache denn bitte nötig?"

„Im Ernst jetzt, das wirfst du mir vor? Keine Ahnung, zu dieser Lüge hat Niall mich genötigt. Ich hatte eben noch keine Möglichkeit, mit der Wahrheit rauszurücken!"

Das fiese, hochnäsige Lachen von Liam ließ mich kurz erschaudern, weil ich so gehofft hatte, es nie wieder hören zu müssen. „Och, du Arme. Es war deine Entscheidung, eine verlogene Kriminelle zu werden, genauso, wie es deine Entscheidung war, jedem hier etwas vorzuspielen. Willst du jetzt etwa auch noch, dass ich Mitleid mit dir habe?"

„Nein danke, Mitleid brauch ich echt nicht! Aber du könntest ja zur Abwechslung mal versuchen, mich zu verstehen!" Hm, wie wäre Plan C: Ich konnte einfach ihn das Klo runterspülen und zu den Kanalratten verbannen.

Wütend löste Liam seinen Rücken von der Dusche und schritt auf mich zu, um mir enttäuscht entgegenzuflüstern. „Dich verstehen? Wie soll ich dich verstehen? Ich weiß ja überhaupt nicht, wie du wirklich bist!"

Ich schluckte und verlor meine Beherrschung, um verzweifelte mit seinem Schuh in der Luft herumzufuchteln. „Seit ich dich kenne, weiß ich das auch nicht mehr, Liam! Ich dachte immer, ich bin rücksichtslos und war stolz darauf, einzubrechen und die perfekte Betrügerin zu sein. Aber ich bereue genau das gerade mehr als alles andere! Ich will nur, dass du eins weißt: Egal, was in Zukunft passiert, ich werde mich wirklich ändern. Higgins hat mich gefeuert, aber ich werde mir etwas anderes suchen. Etwas seriöses. Einen richtigen Job. Vielleicht ja sogar tatsächlich Kickboxtrainerin. Dann kann ich meine Schüler auf dich loslassen."

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⏰ Last updated: Sep 06, 2020 ⏰

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(N)One DetectionWhere stories live. Discover now