(7) Hab das mit dem Lächeln probiert. Steige jetzt doch wieder auf alle töten um

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Langsam drehte ich mich von der Tür weg zurück zur Küche (mit der den Geräuschen nach krepierenden Kaffeemaschine) und blickte T-Rex fassungslos an. Meine Hand pulsierte sogar ein wenig, so fest hatte ich Liam eine geknallt. Konnte mir mal bitte jemand sagen, warum ich das getan hatte? Also, ich wollte das zwar schon ewig, aber es sah doch gerade beinahe danach aus, als würde alles gut werden! 

Liam hatte (aus welchen Grund auch immer) dafür gesorgt, dass ich den Job zurückbekam. Ich hätte vielleicht einfach Danke sagen müssen und wir konnten uns in Frieden ignorieren, aber nein, das ruinierte ich dann gleich mal. Wer hätte gedacht, dass ich es mal bereuen würde, Liam Payne eine reinzuhauen? Ich jedenfalls nicht, soviel stand fest.

T-Rex räusperte sich bei meinem Anblick. „Warum hat er das gesagt? Hast du ihn etwa auch erpresst?"

„Natürlich nicht! Keine Ahnung, was der für ein Problem hat." Ehrlich, ich würde meine Fähigkeit zu schmecken dafür hergeben, Liams Gedanken lesen zu können, und das sollte was heißen bei meiner Nutellaliebe. Himmel, da sollte nochmal einer sagen, Frauen wären kompliziert zu verstehen! Liam war wie eine Sudoku-Kreuzworträtsel-Puzzle-Zauberwürfel Kombination, die in irgendwelchen exotischen Fremdsprachen Vokabeln morste! Ich seufzte und widmete mich dem Kaffee. T-Rex seufzte mit. „Hör zu, Ninja, ich ... es tut mir leid, was ich abgezogen habe, ehrlich. Ich wollte das nicht und es war das beschissenste, was ich je im Leben getan habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, ich war so verzweifelt, weißt du? Ich bin in letzter Zeit leider ziemlich daneben. Ich bereue es mehr als alles andere, was ich in meinem Leben je vermasselt habe und wollte dir das noch sagen, weil wir uns vermutlich bald nicht mehr sehen."

„Ist schon gut, T-Rex." Jaja, das war wohl eine meiner schlechtesten Eigenschaften. Ich verzieh Menschen nach dem ersten Schock viel zu schnell und einfach alles, egal, was sie getan hatten. Wie bei meinem Bruder. Lag vielleicht daran, dass ich selbst wirklich nicht in der Lage war, mich aufrichtig zu entschuldigen und es mich deshalb bei anderen zu sehr rührte. „Wie meinst du das, wir sehen uns nicht mehr?"

„Nur ein Bruchteil vom Team geht mir auf diese Spezial-Undercover-Aktion. Der Rest hat andere Aufgaben, nach Alpha forschen und falsche Spuren legen zum Beispiel. Du bist ja bestimmt mit für die große Reise eingeteilt." Er lächelte vorsichtig und irgendwie musste ich das auch tun. Ja, meine Ich-bin-nicht-länger-böse-als-fünf-Minuten-Einstellung war doof. Aber immerhin hatte ich T-Rex ja auch eine Menge Geld abgenommen und irgendwie waren wir quitt. Ich prostete ihm verlegen mit der Tasse voller Kaffee zu, die die Maschine gefüllt hatte. „Na dann, war nett, dich kennengelernt zu haben. Du bist übrigens nach wie vor mein Lieblingskollege."

Diese Worte genügten, und schon konnte mein Dino wieder grinsen wie eine Cartoonfigur. Er wollte sogar seine Tanzmoves vorführen, wobei er beinahe einen Stuhl umkickte. Einem plötzlichen Geistesblitz folgend kramte ich mein Handy raus. „Hey, sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun? Deine kleine Tochter, die ich im Einkaufszentrum kennengelernt habe, sagst du ihr liebe Grüße und gibst mir deine Nummer, falls ich dich mal sprechen will? Also, beziehungsweise sie?"

„Ähm, ja, klar, das mach ich. Ich kann dir auch ihre Handynummer geben, sie hat schon ein eigenes Smartphone." Während T-Rex sich in Carls altem Handyknochen verewigte, wurde die Tür, die ich hinter mir zugeknallt hatte, auch schon wieder aufgerissen. Zum Glück waren es nicht Liam und die  Bandmitglieder, die ihn rächen wollten, sondern nur ein abgehetzt wirkender Higgins und zwei Mitarbeiter, die den Raum betraten. T-Rex schielte ehrfürchtig zu ihnen, warf mir mein Handy und eine Kusshand zu und verschwand schneller, als ich "Tschüs" sagen konnte. Higgins setzte sich seufzend an den Tisch und wühlte in einem Ordner, den er herumtrug. Ich begutachtete ihn das erste Mal seit dem Wiedersehen genauer. Live erschien er noch erschöpfter zu sein. Völlig überarbeitet, besorgt und gestresst. Aber er strahlte trotzdem diese Autorität aus, die mich vor Ehrfurcht zehn Zentimeter schrumpfte und ich würde ihm jetzt lieber nicht töchterlich besorgt die Hand tätscheln und nach seinem Befinden fragen. Stattdessen räusperte ich mich. „Ich müsste mal auf's Klo. WC, meine ich. Wo ist das denn hier?"

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