(14) Zu Halloween geh ich dieses Jahr als mein Liebesleben

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Ich hatte schon eine Weile nichts mehr über Alpha gehört, was darin begründet lag, dass Higgins die Aufgaben neu verteilt hatte: Deirdre und ich mussten die Jungen bei Laune halten und der Rest die Alpha-Katastrophe bannen. Tja. Aber bestimmt machte die Suche nach Alpha Fortschritte, anders war nicht zu erklären, dass die Jungen heute Ausgang hatten. Japp, die Band durfte einfach so unter Menschen gehen, und zwar unter eine Menge Menschen... aber ganz von vorne.

Nachdem ich, Finn und seine Freunde tatsächlich das Schweinchen verkleidet hatten, bekam ich zum Dank neben einem Löffel für mein Nutella auch noch eine Handvoll VIP-Eintrittskarten für die große Halloweenparty. Außerdem vergaß ich total die Zeit, weshalb ich erst gegen Mitternacht wieder vor dem wutentbrannten Higgins auftauchte und eine Menge zu erklären hatte. Meine Ausrede (ich hätte einen Beweis für die Existenz von Kobolden gefunden) glaubte mir leider niemand, nicht mal Deirdre oder Louis, die noch wach waren und voyeuristisch beobachteten, wie Higgins mich fertigmachte, als wäre es besser als jede Soap. Naja, nachdem ich die Party-Tickets gezeigt hatte, kam Louis jedoch plötzlich auf dumme Gedanken. „Hey, da steht Kostümpflicht... Paul, da müssen wir hin!"

Wie genau er ihn schließlich überredet hatte, entging mir, da ich ungefähr siebenundachtzigmal vom Auto ins Haus laufen musste, um die Einkäufe und vor allem die hundert Kürbisse heranzuschleppen. Jedenfalls gab Higgins irgendwann nach, vermutlich, da Deirdre versprach, eine professionelle Kostümbildnerin zu engagieren und Louis drohte, sonst ein paar Schafe zu schlachten. So kam es schließlich, dass die Jungs plötzlich wieder gute Laune hatten und mit ihrer Vorfreude auf dieses Fest nervten - und die ganze Küche nach dem Halloween-Abendessen  in eine Art Theaterkulisse verwandelt wurde.

Ich hatte noch die Schafe gefüttert und beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als ich beim Zurückgehen plötzlich in Darth Vader rannte. Also, Higgins. Leider machte er sich auch noch einen Spaß daraus, diese gruselige Stimme zu imitieren. Was auf Irisch noch mal schlimmer klang! Miss Kostümbildnerin sprach (wenn möglich) noch undeutlicher und vor allem schneller als Deirdre ... es war so, als wäre man in einem anderen Planeten gelandet. Die vielen Fratzen-Kürbisse, die wir als Beschäftigungstherapie gestaltet hatten, taten ihr Übriges.

Sämtliche Leibwächter waren bereits verkleidet in grotesk unkenntlichen Maskeraden, damit man nicht erkannte, dass sie eigentlich Erwachsene waren, da wir ja eine Jugendparty besuchten. Beckham ging als Tod. Er versteckte sich unter dem berühmten Totenschädel  und trug würdevoll eine Sense, während man dings, Don oder so ... Fahrertyp einfallslos eine Monstermaske ausgesetzt hatte.

Bei den Jungen gestaltete sich das Verkleiden noch schwieriger, schließlich durfte man sie absolut nicht wiedererkennen. Das war nicht so leicht bei weltberühmten Popstars. Louis zum Beispiel war wie ein französischer Pantomime angezogen und bemalt. Da er trotz seiner Tonnen Schminke im Gesicht an Streifenpulli und Hosenträgern angeblich noch erkennbar war, musste er unter Protest eine Perücke unter der Baskenmütze aufsetzen, die ihm einen blonden Pferdeschwanz zauberte und zugegeben gewöhnungsbedürftig aussah. Aber als Pantomime hatte er wenigstens eine Ausrede, nicht reden zu müssen und sein mangelndes Irisch würde nicht auffallen.

„Uuuuuuhhhhh Ninjaaaaa, dein Bluuuuut, ich muuuuuss es triiiiinkeeeeennn..." Ein Vampir näherte sich meinem Nacken und ich zuckte schon wieder zusammen. Hilfe, war Halloween widerlich! Dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass es nur Harry war, dem man tatsächlich die Haare geglättet hatte! Haha, er ließ das sicher nur mit sich machen, um aus dem Haus rauszukommen. Weiße Schminke und eine Augenmaske taten ihr Übriges. Auch wenn ich mir sicher war, dass er das mit dem nackten Oberkörper unter dem Umhang noch ändern musste, die Tattoos waren schließlich verdammt auffällig.

Am meisten liebte ich die Stylistin dafür, dass sie die glorreiche Idee hatte, Liam in den Teufel zu verwandeln. Er hätte dafür auch gar kein Kostüm gebraucht. Perfekt wurde seine Verkleidung aber erst, als er mich erblickte und sein Todesblick wieder erschien. Es sah mit dem roten Gesicht und den Hörnern sogar noch gruseliger aus als sonst. Auch wenn der Anzug und der Umhang durchaus attraktiv waren... Oh Gott, ich dachte immer noch so einen Scheiß! Dabei sollte das doch aufhören! 

(N)One DetectionWhere stories live. Discover now