Kapitel 16 (Teil 1)

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Nach dem Date mit Parker gestern Abend habe ich gleich Miri angerufen, weil ich es ihr versprochen habe. Wir haben bis spät in die Nacht geredet, weswegen ich jetzt auch hundemüde bin. Einige Details habe ich aber ausgelassen, weil sie Miri nichts angehen und ich sie, auch wenn es egoistisch klingen mag, nur für mich haben will. Lächelnd schwebe ich die Treppe nach unten, aber sobald ich meine Eltern wartend am Küchentisch sitzen sehe, fällt es mir wieder ein. Sie wollten ja mit mir reden. Unauffällig versuche ich mich wieder nach oben zu schleichen, aber vergebens.

"Skylar", sagt meine Mutter mit einem Unterton, der mir deutlich zu verstehen gibt, dass sie mich gesehen hat und das sie gerade im Moment sehen kann, wie ich versuche mich aus dem Staub zu machen.

"Ja?", frage ich unschuldig und halte in der Bewegung inne.

Das mit Parker gestern hat mich so auf einer Wolke schweben lassen, dass ich heute immer noch total high von ihm bin. Ich sollte mein Gehirn doch mal öfter benutzen und aufmerksamer sein. Jetzt gibt es kein zurück mehr vor diesem mysteriösen Gespräch mit meinen Eltern.

"Kannst du mal kommen?", bittet meine Mutter, aber es ist keine Bitte, es ist ein Befehl.

"Mhm", gebe ich von mir und bewege mich betont langsam in Richtung Küche.

Ich will gar nicht wissen, was sie mir sagen wollen. Vielleicht will meine Mom mir ja wieder vorwerfen, das die Jungs aus der Band es nur auf meinen Körper absehen oder das ich wieder mit dem Klavier spielen anfangen sollte, anstatt einem dummen Teenietraum nach zu jagen. Ich kann mir so viel, wie ich will den Kopf darüber zerbrechen. Es wird nichts nützen. Am besten bringe ich es schnell hinter mich, damit ich dann meine Mails lesen kann, wie Parker es mir geraten hat.

"Was gibt es?", will ich wissen und trete in die Küche.

Meine Eltern sitzen am Küchentisch. Mein Vater trägt noch einen Pyjama und meine Mutter ist wie zu jeder Tageszeit schon perfekt gestylt.

"Setz dich", meint mein Vater und deutet auf den leeren Stuhl ihm gegenüber.

Der Kloß in meinen Hals wird immer größer und ich kann nur noch nicken. Ich lasse mich auf den Stuhl sinken und sehe auf die Tischplatte.

"Wir wollen mit dir über diese Bandgeschichte reden", beginnt mein Vater, aber ich unterbreche ihn sofort.

"Ich werde nicht aufhören", protestiere ich und verschränke die Arme vor der Brust.

Mein Vater lächelt ein wenig.

"Wir wollen doch gar nicht, dass du aufhörst", meint mein Vater und wirft meiner Mutter einen auffordernden Blick zu. Sie nickt daraufhin und lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück.

"Was dann?", will ich ängstlich wissen.

Wenn sie wollen, dass ich mich von Parker fernhalte, können sie das gleich mal vergessen.

"Ich finde es toll, dass du deinen eigenen Weg gehen willst, aber wir wollen, dass du dich nicht nur zu 100% auf diese Band verlässt. Wir möchten, dass du dieses Jahr trotzdem deinen Abschluss an der Schule machst", erklärt mir mein Vater und bedient sich einer seiner psychologischen Techniken.

Er ahmt meine Bewegungen etwas zeitversetzt nach, um mir zu zeigen, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Na super, also führe ich dieses Gespräch gar nicht mit meinem Vater, sondern mit dem Kinderpsychologen. Meine Mom hält sich überraschender weise zurück. Wahrscheinlich, weil mein Vater sie darum gebeten hat. Wir wissen ja alle, dass solche Gespräche nicht ihr Ding sind und sie schnell die Geduld verliert.

"Und wie sill das gehen?", will ich wissen.

In die Schule kann ich ja schlecht gehen. Erstens wird mich dort jeder erkennen, ich werde keine ruhige Sekunde haben. Zweitens hätte ich gar keine Zeit in die Schule zu gehen, weil die Band auf ihre Termine hat und bald eine Tour ansteht. Drittens, weiß ich gar nicht, wie ich das alles schaffen soll.

Shy Star Where stories live. Discover now