Prolog

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"Was machst du da eigentlich?", frage ich Miri, die schon geschlagene zwei Stunden vor meinem MacBook sitzt und die Tastatur beinahe vergewaltigt.

Ich lehne mich etwas nach links und entferne mich somit aus dem direkten Windstrahl des Ventilators, vor dem ich nur in Shorts und Bikkinioberteil sitze.

"Psst", bringt meine beste Freundin mich zum schweigen uns hält sich eine violett lackierten Nagel an die Lippen. Das violett ihrer Nägel passt perfekt zu dem Ton ihrer gefärbten Haare. Seit knapp zwei Wochen hat Miri ihrer Haare jetzt schon in einem fliederton gefärbt. Ein wenig neidisch bin ich schon, weil an meiner besten Freundin einfach alles gut aussieht. An mir würde diese Farbe einfach nur lächerlich aussehen, aber Miri steht es. Wie ich sie kenne wird sie sich bald von dem Lila verabschieden und sich für eine neue Haarfarbe entscheiden.

"Wollten wir nicht in den Pool", jammere ich und drehe die Stufe des Ventilators eins höher.

Die kühle Luft bläst mir direkt ins Gesicht, aber trotzdem ist die Hitze nicht auszuhalten. Miri wirft einen Blick in meine Richtung und heftet ihre Augen dann wieder auf den Bildschirm meines MacBooks. Noch immer hat sie meine Frage nicht beantwortet. Ich stütze meinen Kopf in die Hände und lasse mir weiter kühle Luft ins Gesicht pusten.

"Was wird das wenn es fertig ist? Willst du in das Sicherheitssystem der Regierung einbrechen?", es sollte eigentlich ein Scherz sein, aber ich kann mir den nervigen Unterton in der Stimme einfach nicht verkneifen.

Miri ist nicht gekommen, um sich bei mir zwei Stunden vor den PC zu setzen. Wir wollten uns eigentlich in den Pool hinter meinem Haus abkühlen, stattdessen hänge ich jetzt hier in meinem stickigen Zimmer fest und Miri gibt mir keine gescheiten Antworten.

"Bleib Locker, Bambi", murmelt sie und trinkt einen schluck von ihrem Smoothie, den sie auf meinem Nachtischchen abgestellt hat. Man sieht noch den feuchten Rand, den das kühle Glas hinterlassen hat.

"Nenn' mich nicht Bambi", schnaube ich und verdrehe die Augen.

"Dann mecker nicht rum."

Ich seufze leise und stehe auf. Mein Zimmer könnte eine Sauna sein, so heiß ist es hier drinnen.

"Sag mir endlich was du da machst, oder ich gehe ohne dich in den Pool", drohe ich Miri.

Sie streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn und grinst herausfordernd.

"Das machst du eh nicht."

Lässig lehnt sie sich auf meinen Bett zurück und kreuzt die Arme vor der Brust.

"Wetten doch", ich springe auf und will gerade nach der Türklinke greifen, als Miri endlich nachgibt.

"Na gut, ich erzähl es dir, aber es interessiert dich sowie so nicht. Setz dich wieder", sie klopft neben sich auf die Bettdecke. Mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht lasse ich mich neben sie fallen.

"Vonwegen Bambi", nuschele ich. Miri dreht das MacBook so, dass wir beide etwas sehen können. Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe.

"Du verbringst verdammte zwei Stunden damit auf der Homepage dieser Band zu surfen?" Sie stößt mich leicht und sieht mich gespielt böse an, aber muss dann gleich lachen.

"Mensch, das ist nicht irgendeine Band, das sind Paradise."

"Ich weiß wer das ist", erwidere ich bissig.

Jedes Mal wenn Miri mich in ihren roten VW Golf mit zur Schule nimmt, läuft ein Lied nach dem anderen der Band. Paradise ist ganz okay, aber die Sängerin ist ziemlich abgehoben und die Jungs der Band auch. Einige schöne Lieder haben sie schon, aber das gebe ich Miri gegenüber nicht zu. Sonst würde sie mich gleich auf das nächste Konzert mitschleifen.

Shy Star Where stories live. Discover now