Kapitel 10 (Teil 2)

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Miri fängt einfach an Cam irgendwelche Fragen zu stellen, aber der bleibt locker und beantwortet alle brav. Bestimmt kennt er so was schon. Ich würde Miri am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Kann sie sich nicht ganz normal verhalten, anstatt wie ein Groupie. Sie kann es einfach nicht. Cam rückt kaum merklich näher an mich heran und unsere Knie berühren sich leicht. Ich muss ein wenig lächeln und blende das Gequatsche von Miri aus, während ich mich zurücklehne und die letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut kitzeln. Es wäre schöner, wenn ich mit Cam alleine sein könnte. Immerhin sind wir hier an einem ruhigeren Teil des Strandes, den nur die Einheimischen kennen und der zum Glück nicht von den ganzen Touristen überflutet wird. Bis auf uns drei und eine Frau mit ihrem kleinen Sohn ist niemand da. Wie gerne würde ich mich jetzt an Cams Schulter lehnen, aber ich reiße mich zusammen und lasse es. Miri würde mich dafür umbringen. Ihre messerscharfen Blicke entgehen mir nach wie vor nicht.

"Hast du eigentlich eine Freundin?", will Miri irgendwann von Cam wissen.

Das sie sich überhaupt traut so was zu fragen. Aber ich kenne die ja. Miri nimmt nur selten ein Blatt vor den Mund und so langsam scheint sie aufzutauen. Cam zieht eine Augenbraue in die Höhe. Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe Cam an. Er sieht mich fragend an, aber ich schüttele bloß den Kopf.

"Nein", antwortet er schließlich und Miri springt beinahe auf, wobei sie leise quietscht.

"Aber es gibt da ein Mädchen, das ich mag", fügt er noch hinzu und Miris Lächeln fängt an ein wenig zu bröckeln.

Cam nimmt meine Hand, sodass Miri es nicht sehen kann und gibt mir somit zu verstehen, dass ich das Mädchen bin, das er mag. Ich grabe meine Zähne fester in meine Lippe, um nicht wie ein totaler idiot zu grinsen.

"Wer ist es?", bohrt Miri dreist weiter und ich kann es nicht fassen, dass ihr die Antwort nicht genügt.

Vielleicht hofft sie ja immer noch, dass Cam zu ihr sagt, dass sie das Mädchen ist. So naiv hätte ich Miri nicht eingeschätzt, aber wenn sie verliebt ist, scheint sie wirklich so naiv zu werden. Es kommt mir schon so blöd vor, dass ich beinahe darüber lache, kann es aber im letzten Moment noch als husten tarnen. Cam lässt meine Hand los und dreht sich ein wenig zu Miri um.

"Ich glaube das bleibt mein Geheimnis", lacht er und tippt dann mit seinem Zeigefinger einmal auf ihre Nasenspitze, wie man es bei einem fünfjährigen Kind machen würde, aber doch nicht bei einem siebzehnjährigen Mädchen.

Miri himmelt Cam an und läuft knallrot an.

"Ich glaube ich muss los", verkündet Cam und steht auf.

Miri und ich springen gleichzeitig auf. Cam sammelt seine Klamotten wieder zusammen und zieht sich seine Hose wieder über, auf das T-Shirt verzichtet er und gewährt mir so noch einige Zeit einen Anblick auf seinen atemberaubenden Sixpack. Ich wische den Sand von meinen Beinen ab und sehe dann Cam an. Er kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ich lege meine arme um seinen Hals und stelle mich ein wenig auf die Zehenspitzen.

"Du weißt, dass ich dich mag Sky, oder?", flüstert er mir kaum hörbar ins Ohr.

Ich nicke kurz und meine Augen bleiben an seinen hängen.

"Du weißt, dass ich dich küssen wollte, oder? Und auch dass ich es immer noch will?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke wieder. Ich will dich auch küssen, hätte beinahe geantwortet, aber die Worte kommen nicht über meine Lippen. Was vielleicht auch besser ist.

"Bis morgen Cam", murmele ich und wage es ihn, vor meiner besten Freundin, auf die Wange zu küssen.

"Bis morgen, Sky", sagt er mit einem lächeln auf den Lippen.

Shy Star Where stories live. Discover now