Die Essstörung "wendet" sich...

595 49 9
                                    

Ich merke immer mehr, wie sich meine Essstörung in eine, für mich immer schlimmere Richtung, ändert.
Meine Fressanfälle sind manchmal mehrmals täglich, manchmal aber auch "nur" abends, wenn ich den Tag über gehungert habe... aber dafür abends umso stärker... Teilweise nehme ich innerhalb weniger Stunden bis zu 5000kcal zu mir, was bei meinen Maßen und meinem Alter, mehr als das Dreifache meines täglichen Kalorienbedarfs ist! Auch wenn ich nicht immer 5000kcal esse, sonder oft "nur" 3000kcal esse, habe ich danach immer Bauchschmerzen und mein Bauch ist von dem vielen Essen extrem aufgebläht, sodass ich aussehe, als wäre ich schwanger. Außerdem zeigt die Waage abends nach einem Fressanfall bis zu 5kg mehr an, als morgens...

Ich nehme stetig zu und zwar sehr viel in kürzester Zeit!
Meine Familie sagt mir immer öfter, dass ich nicht so viel essen soll (natürlich haben sie recht, weil ja 3000kcal oder sogar 5000kcal wesentlich zu viel für mich sind!) Allerdings belasten mich die Kommentare meiner Familie sehr...
Auch wenn die Dinge, die mein Bruder zu mir gesagt hat, angeblich "lustig" gemeint waren und er sich auch danach entschuldigt hat... Solche Worte wie "Fress' nicht so viel, du bist eh schon fett genug!", verletzen mich wirklich...
Auch meine Mutter hat mir öfters gesagt, während ich einen Fressanfall hatte: "Achtung Lissi, sonst passt du nicht mehr in dein Abiballkleid." Ich weiß, dass dieser Satz nur gut gemeint war, aber das hat mich wieder unter Druck gesetzt, sodass ich noch öfter zur Schokolade im Kühlschrank gegriffen habe und so noch mehr zugenommen habe...
Mein Vater hat sich zwar mit den Kommentaren mir gegenüber weitgehend zurückgehalten, aber meine Mutter hat mir dafür alles erzählt, was er zu meinem Essverhalten und über mich, zu ihr gesagt hat...
Meine Mutter hat zu mir aber auch gemeint, als ich gesagt habe, dass mich solche Sätze von ihr verletzen, dass es aber doch wirklich so sei, dass ich meine Figur mal mit meiner "alten" Figur vergleichen sollte, die ich vor ein paar Wochen/Monaten hatte... damals hat ich ca. 8-10kg weniger als jetzt gewogen...
ABER zu dieser Zeit hatte ich nur gehungert... ich hatte die meiste Zeit viel zu wenig Kalorien zu mir genommen, war kraftlos, jede Anstrengung war zu viel für mich, hatte keine Konzentration. Zusammengefasst: Ich war physisch und auch psychisch total am Ende...

Und meine Mutter will mir im Ernst sagen, ihrer essgestörten Tochter, sie solle mal ihre jetzige Figur vergleichen, mit der Figur, die immer an der Grenze zum Untergewicht war???

Mich hat das alles so wütend gemacht, ich war innerlich so wütend... wütend auf meine Mutter, dass sie sowas sagt und auch wütend auf mich! Wie kann ich nur so dumm sein, und immernoch so viel Essen? Warum mache ich das? Warum kann ich nicht wenigstens "normal" essen, wenn ich schon nicht dazu "fähig" bin wie früher zu hungern???

Diese Sätze meiner Familie, egal, ob sie direkt oder indirekt zu mir gesagt wurden, haben mich sehr verletzt! Wahrscheinlich habe ich deswegen immer mehr gegessen, um mit diesen schlechten Gefühlen umgehen zu können...

Meine Essstörung hat sich also "gewendet". Als erstes ging mein Essverhalten Richtung Magersucht, da ich ja sehr viel abgenommen habe und gehungert habe... dann hatte ich eine Mischform von Fressanfällen und Hungern und jetzt ist es nur noch Binge-Eating, also nur noch die extremen Fressanfälle, bei denen ich komplett die Kontrolle verliere und ich mich danach noch schlechter fühle, als sowieso schon...

Es ist einfach gerade alles so viel... ich nehme nur noch zu und zwar in extremen Tempo. Warum "schaffe" ich es einfach nicht mehr zu hungern...?

Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...Where stories live. Discover now