Die Bewerbung und das Silbermond-Konzert...

598 49 0
                                    

Auch wenn ich das Treffen bei Frau M. auch zum Fasten "nutzen" wollte... mir ging es danach einfach super. Dieses Treffen mit Frau M. hat mir so viel Kraft gegeben!

Die nächsten Tage hatte ich zwar auch Fressanfälle, aber ich glaube nicht mehr so stark... aber umso weiter ich wieder in den Alltag reinkam, also das Lernen für's Abi und auch die Konflikte mit meiner Familie, desto mehr Fressanfälle hatte ich. Auch die Kommentare über meine Figur haben mir zu schaffen gemacht und als Reaktion darauf habe ich noch mehr gegessen, mich versucht mit dem Essen zu befriedigen, meine negativen Gefühle einfach zu verarbeiten, sie sozusagen “wegzuessen“.
Nicht nur das hat meine Essstörung in die andere Richtung getrieben, sondern auch "Langeweile". Ich weiß, das klingt komisch, aber anstatt zu lernen, bin ich immer wieder in die Küche gelaufen, besonders zum Kühlschrank, und habe sehr viel Süßes und Schokolade gegessen.

Ich habe immer mehr zugenommen und mich dadurch immer mehr gehasst, habe es versucht mit Hungern "auszugleichen", was natürlich nicht funktioniert hat, sondern nur noch zu mehr Heißhunger auf Süßes geführt hat. Aber das größte Problem war immernoch das emotionale Essen...

In der Zeit habe ich mich gleichzeitig auch um einen Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bzw. einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) gekümmert. Auf die BFD-Stellen in drei verschieden Jugendherbergen, auf die ich mich beworben habe, habe aber direkt einen Tag später die erste Absage bekommen, da die Jugendherberge anscheinend doch keine BFD-Stellen vergibt, wie mir fälschlicherweise aber gesagt wurde, naja...
Aber ich habe eine direkte Zusage bekommen und eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch ca. 400km weit weg erhalten. Die direkte Zusage habe ich mir erstmal "offen“ stehen lassen, weil ich mir die andere Option vor Ort anschauen wollte. Dort hätte ich nämlich eine eigene Wohnung bzw. ein Teil von dem Jugendherbergshaus zusammen mit dem anderen BFD-ler. Das wäre natürlich wesentlich schöner, als nur ein normales Jugendherberszimmer...

Das Bewerbungsgespräch war gut verlaufen und die Mitarbeiter alle sehr nett, deswegen habe ich gehofft, dass ich in den nächsten Tage, die Zusage erhalte. Und genau so war es! :) So, jetzt musste nur noch ich auch zustimmen, sodass ich am 1. September 2016 dort anfangen könnte und das bis Ende Mai 2016...

Ich wollte eigtl. sofort zusagen, mir aber noch einen "Kompromiss" offenhalten, damit ich wenigstens in den Augen meiner Eltern versucht habe, noch eine andere Stelle, die nicht ganz so weit weg ist, zu finden...

Ein paar Tage später bin ich dann mit meiner Mutter auf ein Konzert der Band "Silbermond" gegangen. Ich habe mich echt darauf gefreut, aber hatte davor ein Bewerbungsgespräch, für ein FSJ/BFD-Stelle, die nicht so weit weg von meinem momentanen Wohnort ist.
Das Konzert (Es war mein erstes Konzert ':D) am Abend war total schön und ich habe mich mit meiner Mutter so gut wie früher verstanden, es war einfach eine unbeschwerte Stimmung. Als wir rausgegangen sind, habe ich mich nochmal für den schönen Abend mit einem Küsschen und einer Umarmung für das schöne Geschenk zu meinem 18. Geburtstag bedankt. Doch nach dem Konzert war es ganz anders, als ich ihr gesagt habe, dass ich am nächsten Tag wieder zu meiner Lehrerin fahren würde...

Meine Mutter sagte mir im Auto dann: "Das Ticket nach XY (Wohnort meiner Lehrerin) ist ja dein Vergnügen, das zahlen wir dir nicht. Diese Psychotherapie bei deiner Lehrerin zahlt uns nämlich keine Krankenkasse."

Danach war meine die Stimmung echt im Keller, ich habe nur das Nötigste mit meiner Mutter im Auto gesprochen und kein Gespräch mehr von mir aus angefangen...
Als wir zu Hause ankamen, bin ich direkt in mein Zimmer gegangen und war froh, dass ich alleine war.
Warum können es meine Eltern nicht einfach akzeptieren oder mich wenigstens in Ruhe lassen? Warum musste ein eigentlich so schöner und harmonischer Abend in so einer Stimmung enden???

Wenn meine Eltern nur wüssten, dass ich ohne die Hilfe von Frau M., mir wahrscheinlich schon längst etwas angetan hätte...

Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...Where stories live. Discover now