Epilogue

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Gefühlte Stunden lag ich auf dem kalten Boden und weinte all meine Schmerzen heraus.
Doch es half nichts. Der Schmerz wurde nicht besser. Nichts würde mir jetzt noch helfen.
Ich krümmte mich immer wieder zusammen, fühlte mich sogar so, als müsste ich mich jeden Moment übergeben.
Diese Schmerzen waren die schlimmsten, die ich je gespürt hatte.
Nach weiteren Stunden, in welchen ich einfach nur schlaff auf dem Boden lag, da ich keine Tränen mehr übrig hatte, ertönte auf einmal ein Geräusch von etwas weiter weg.
Ich zuckte stark zusammen und setzte mich ruckartig auf.
Mit rasendem Herzen blickte ich mich um.
War Zayn vielleicht zurück gekommen?
Hoffnungsvoll stand ich auf. "Wer ist da?", rief ich.
Ich sah, wie sich eine Tür öffnete.
Ich schluckte und spannte mich an, doch in der Sekunde als ich diese schwarzen Haare sah, breitete sich das größte Strahlen auf meinem Gesicht aus, was ich jemals gezeigt hatte.
Mir viel ein riesen Stein vom Herzen "Zayn", rief ich und bekam sofort wieder Tränen in die Augen, diesmal waren es jedoch Tränen der Freude. Gerade wollte ich losrennen, doch seine Worte stoppten mich.
"Hey hey hey, ich bins", ertönte eine Stimme, die sich definitiv nicht wie Zayns anhörte.
"Nein", flüsterte ich.
Kraftlos sank ich auf den Boden und zog die Beine an mich. Meine Sicht war erneut von Tränen verschwommen.
"Was machst du hier Keirran", sagte ich stumpf.
"Ich hab gesehen, wie es dir geht", sagte er.
"Ist schon scheiße, hm?"
"Das hilft mir jetzt relativ wenig, Keirran. Kannst du mich bitte einfach in Ruh- warte, gehst du jetzt wieder zurück nach Edom??"
Ruckartig stand ich auf uns schaute ihn an.
"Ehm, ja, warum?", verwirrt blickte der rotäugige mich an.
"Nimm mich mit", amtwortete ich und sah ihn flehend an.
"Ich würde alles tun, um wieder bei Zayn zu sein, alles", schluchzte ich und erneut liefen Tränen aus meinen Augen.
"Das geht nicht, Li, tut mir leid", sagte er.
"Aber da muss es doch einen Weg geben! Irgendeine Möglichkeit! Ich möchte doch einfach nur zu Zayn"
Erneut begann ich unkontrolliert zu weinen. Ich konnte einfach nicht einsehen, dass ich Zayn verloren hatte, es musste doch irgendeine Möglichkeit geben.
Keirran schüttelte den Kopf und setzte sich in bewegung. Er ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang.
"Auf wiedersehen, Liam"
"Nein!", rief ich weinend.
"Keirran, warte!"
Er war doch meine letze Hoffnung.
Der schwarzhaarige öffnete die riesige Tür, welche der Ausgang von Zayns Haus war.
Schnell rannte ich ihm hinterher. Meine Atmung wurde vor Verzweiflung immer schneller und wegen der Tränen sah ich mein Umfeld nur noch verschwommen.
Keirran stoppte an der Schwelle der Tür.
"Wenn du jetzt dieses Haus verlässt, wird es für dich für immer unsichtbar sein"
Sofort blieb ich stehen. Noch mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich griff nach seinem Handgelenk.
"Dann bleib bitte bitte stehen", flehte ich ihn an.
"Aber es gibt keine Möglichkeit, dich mit nach Edom zu nehmen. Menschen können da nicht hin."
Auf einmal weitete er jedoch die Augen, als würde ihm ein Licht aufgehen.
"Also gibt es eine Möglichkeit??", fragte ich hektisch.
Keirran schaute kurz weg und schüttelte dann den Kopf.
"Das wäre absurd. Es ist nichtmals sicher, ob es überhaupt klappen würde, es wurde erst einmal getan"
"Das ist mir egal!! Ich tue alles!"
"Und was springt dabei bitte für mich raus?", fragte Keirran genervt.
"Alles!", rief ich "Ich gebe dir alles was du willst!"
"Hmm", grinsend blickte er mich an.
"Ich will die Kette"
Mit einem breiten Grinsen zeigte er auf die Kette, die Zayn mir geschenkt hatte.
"A-aber die hat Zayn mir geschenkt", widersprach ich und sah ihn flehend an. Das konnte er mir nicht auch noch wegnehmen.
"Na gut, ich werde es tun, aber wenn es nicht klappt und du dann stirbst ist es nicht meine Schuld, verstanden?"
"Ich könnte dabei sterben?", fragte ich ängstlich.
Keirran nickte grinsend. Ich atmete einmal durch und nickte dann.
"Okay, tun wirs, ich hab nichts mehr zu verlieren", murmelte ich.
In meinem Hinterkopf bildeten sich nun Schuldgefühle und Gedanken an Niall. Wenn ich jetzt verschwinden oder sterben würde, würde er sich starke Vorwürfe machen.
Schnell schüttelte ich jedoch den Kopf und verdrängte diese Gedanken. So selbstsüchtig es auch war, ich musste es tun, ich brauchte Zayn einfach.
Er war mein Leben.
Keirran nickte und bedeutete mir dann mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.
Ich schaute noch ein letztes Mal hinter mich in das edele Haus, was sich mittlerweile bereits wie mein eigenes Zuhause anfühlte.
Ich hatte mich dort wohlgefühlt. Doch jetzt war es vorbei.
Kurz schloss ich meine Augen, um mir das Haus genau einzuprägen und schritt dann langsam in den Wald.
Ich spürte, wie erneut Tränen drohten, aus meinen Augen zu laufen, doch ich würde jetzt nicht wieder weinen. Ich würde stark sein.
Und ich würde mich nicht mehr umdrehen, da ich wusste dass ich dort nicht mehr das edele Haus, sondern nur Wald vorfinden würde.
Ich hatte nun auch mein Zuhause für immer verloren.
Tief atmete ich durch und blickte dann fragend zu Keirran.
"Komm mit", murmelte dieser nur und begann in irgendeine Richtung des Waldes zu laufen. Ohne zu zögern folgte ich ihm, während die Nervosität in mir jedoch immer mehr stieg.
Nach etwa einer halben Stunde kamen wir bei einem winzigen See -wohl eher etwas angestautes Wasser mit ungefähr zwei Meter Breite- an.
Das Wasser sah klar und sauber aus und die Art,  wie sich die Sonne darin spiegelte, ließ das ganze irgendwie magisch wirken.
"Hat der See irgendwelche magischen Kräfte?", fragte ich.
Keirran begann laut zu lachen. "Das, mein lieber Liam, ist ein stinknormaler See. Ich habe nur gedacht, dass es vielleicht schöner wäre, hier zu sterben, als irgendwo sonst im Wald.
Nervös schluckte ich.
"Ist die Wahrscheinlichkeit wirklich so hoch, dass ich sterbe?"
Keirran nickte.
"Jap, es ist ziemlich wahrscheinlich. Es hat bis jetzt nur einmal bei einem Menschen geklappt. Aber irgendetwas sagt mir, dass du eine Chance haben könntest. Du bist besonders, Li. Sehr sogar."
Etwas irritiert schaute ich den kleineren an. Was sollte das denn bitte heißen? Was machte mich so besonders?
Doch ich verdrängte das was er gesagt hatte schnell und blickte ihn dann auffordernd an. "Mach einfach", murmelte ich.
Keirran nickte.
"Gib mir deinen rechten Arm.", forderte er und streckte seine Hand aus. Zögerlich blickte ich ihn an und streckte ihm dann langsam meinen Arm entgegen.
Keirran nahm ihn in die Hand und drehte ihn so, dass meine Handfläche nach oben schaute.
Er schaute mich noch einmal an.
"Du wirst danach nie wieder so sein wie du jetzt bist. Willst du das wirklich tun?", fragte er.
Ich nickte bestimmt.
"Tu es einfach"
Auch, wenn ich nicht wusste, was er tun würde, was konnte schon schlimmer als mein jetziger Zustand sein?
Mit einem Mal fuhr Keirran seine langen Krallen aus und bohrte damit ohne Vorwarnung in meine empfindliche dünne Haut über der Pulsschlagader.
Ganz langsam drückte er die Kralle immer tiefer in mein Fleisch, was  mich schmerzerfüllt aufschreien ließ.
Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, diesmal jedoch nicht wegen der starken innerlichen Schmerzen, sondern wegen der äußerlichen.
Ein Blick auf meine Arminnenseite verriet mir, wie übel das ganze war.
Blut strömte ungestoppt aus der Wunde, welche bereits breit geöffnet war.
Keirran hatte jedoch nicht meine Pulsschlagader erwischt.
Trotzdem war der Schmerz unaushaltbar.
Ich wollte meinen Arm wegreißen, doch Keirran hielt ihn mit eisernem Griff fest.
Er würde mich umbringen.
Panisch versuchte ich meinen Arm aus seinem festen Griff zu entwenden, doch es ging nicht.
Keirran bohrte unbeirrt weiter in mein Fleisch und bewegte dann die Kralle in meiner Haut in einer geraden Linie nach vorne.
Ich schrieh erneut ohrenbetäubend laut und merkte, wie meine Sicht bereits Unscharf wurde.
Ich würde sterben.
Warum hatte ich Keirran nur vertraut?
Der jüngere bewegte seine Kralle zu weiteren Linien, doch ich hatte nicht mehr die Kraft zu schreien.
"Hör auf", flehte ich schwach, doch Keirran schüttelte nur den Kopf.
Der Schmerz legte sich über all meine Sinne.
Ich konnte kaum noch etwas sehen, kaum noch etwas hören, alles was ich wahrnahm war dieser Schmerz. Nichts anderes.
Ich spürte jedoch auch nicht mehr meinen seelischen Schmerz und das war es, was mich davon abhielt, wirklich gegen Keirrans Brutalität anzukämpfen.
Jeder Schmerz war besser als der, den Zayn mir zugefügt hatte.
Ich spürte wie mein Körper immer schlaffer wurde und hatte plötzlich den Drang, einfach die Augen zu schließen und zu schlafen, mich einfach der Schwärze hinzugeben.
Meine Augenlider wurden immer schwerer und selbst den höllischen Schmerz nahm ich nun immer weniger wahr.
Einfach nachgeben. Einfach schlafen.
Langsam wurde alles schwarz.

Auf einmal spürte ich einen stechenden Schmerz an meiner Wange und zuckte zusammen.
Meine Augen öffnete ich und blickte in Keirrans bestimmtes Gesicht.
"Du wirst jetzt nicht sterben, Liam, hörst du? Du wirst überleben. Tu es für Zayn. Wemn du überlebst kannst du ihn wieder sehen"
Und auf einmal wurden meine Sinne wieder schärfer, als hätte Keirran mit dem Namen "Zayn" einen Schalter in mir umgelegt.
Ich würde vielleicht Zayn wiedersehen.
Ich blickte auf meinen Innenarm und sah, dass Keirran sein Werk vollbracht hatte.
Der ganze Arm war blutverschmiert, doch ich konnte etwas erkennen, was Keirran in meine Haut geritzt hatte.
Ein Muster.
Es war win fünfzackiger Stern in einem Kreis.
Irgendwo hatte ich es schonmal gesehen.
"Ein Pentagram", sagte Keirran.
"Das gleiche wie das auf der Kette die Zayn dir geschenkt hat. Es ist unser Zeichen.
Ich nickte schwach und schaute dem Blut zu wie es aus der Wunde quoll und meinen Arm entlanglief.
Erneut wurde mir etwas schwindelig.
"Liam!", zischte Keirran.
So weit ich es erkennen konnte, ritzte er sich selbst mit der Kralle einmal über die Handfläche und legte diese dann auf meine Wunde.
Schmerzerfüllt wimmerte ich auf, zu mehr war ich nicht im Stande.
Der Schmerz wurde erneut unerträglich, als Keirran leicht mit seiner Hand auf meiner Wunde zudrückte.
Auf komische Weise spürte ich, wie sich unser Blut vereinte.
Keirran sah mich eindringlich an. "Nur noch kurz durchhalten", sagte er und erhob damn seine Stimme.
"Dimon nore tryvol!", rief er und presste  seine Hand noch einmal fest auf meine Wunde.
Ich schluchzte auf und sackte erneut in mich zusammen. Der Schmerz war einfach zu viel.
Es wäre so viel einfacher, sich einfach fallen zu lassen.
Auf einmal begann mein Herz jedoch unkontrolliert zu rasen und mein Brustkorb krampfte sich zusammen.
Panisch japste ich nach Luft und riss meine Augen auf.
Was passierte hier?
Die Stelle, an der sich Keirrans und mein Blut vereint hatten begann zu Kribbeln, was schnell zu einem höllischen Brennen wurde.
Ein weiterer heiserer Schrei verließ meinen Mund, als ich spürte, wie sich das gemischte Blut und damit auch das Brennen langsam in meinem ganzen Körper ausbreitete.
Der Schmerz war unbeschreiblich.
Schlimmer als die Wunde, die Keirran mir hinzugefügt hatte, schlimmer als die Schmerzen die Zayn mir zugefügt hatte.
Es waren die schlimmsten und qualvollsten Schmerzen, die ein Mensch je erleiden konnte.
Schreiend wälzte ich mich auf dem Boden,  während mein Körper sich anfühlte, als würde er innerlich in Flammen stehen. Als würde alles in mir drin weggeätzt werden.
Der Schmerz schien niemals zu enden, es fühlte sich an wie Stunden, in denen ich mich schreiend auf dem Boden herumwälzte, hoffend, dass die Folter bald zu Ende war und ich endlich sterben konnte.
Der Tod war jetzt mein Lichtblick. Die Erlösung von den Qualen.
Er war nicht mehr mein Feind, sondern mein Freund.
Nach gefühlten Stunden stoppten jedoch mit einem Mal die Schmerzen und mein Herzschlag verlangsamte sich drastisch.
Schwer atmend lag ich schlaff dort.
War ich tot?
Mein Blick war zum Himmel gerichtet und ich sah mehrere Baumkronen.
Alles war auf einmal klar und heller und schärfer als je zuvor.
Ich musste tot sein.
Nach weiteren Minuten hob ich ganz langsam meinen Kopf und schaute auf die Stelle, an der Keirran zuvor gesessen hatte.
Und tatsächlich saß er dort noch.
Er hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
"Schau dein Spiegelbild im Wasser an.", sagte er knapp.
Verwirrt setzte ich mich etwas auf.
Mein Gehirn hattte noch nicht ganz begriffen, was gerade vor sich ging, alles war auf einmal komisch.
Was war nur los mit mir?
Ich fühlte mich vollkommen anders, als je zuvor.
Vorsichtig beugte ich mich etwas über das Ufer des kleinen Sees und sog sofort geschockt die Luft ein, als ich mein Spiegelbild sah.
Ich war komplett verändert.
Mein Gesicht war  auf einmal schmaler geworden, meine Haare hatten mehr glanz bekommen, meine Haut war etwas blasser und die Gesichtszüge schärfer, doch das was mich wirklich schockierte war etwas anderes.

Meine Augen waren rot.
Rot wie Blut.

Ende

Monster [Ziam Fanfic]Where stories live. Discover now