Literaturgespräche

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Ich schnalzte mit der Zunge und sah weg

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Ich schnalzte mit der Zunge und sah weg. Warum konnten wir uns nicht einfach küssen wie jedes normale andere Pärchen auch? "Und schon ist da wieder dieses Funkeln in deinen Augen . . .", flüsterte er lächelnd. Dann tat er ganz ernst: "Aber wenn du meinst, dass ich dich mehr vermisse, als du mich . . ." Mit herausforderndem Blick und erhobenen Händen ging er ein paar Schritte zurück, die Augen voller Verlangen auf mich gerichtet. Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Wirklich? Na gut, dieses Spiel konnte ich auch spielen. Ich biss mir verführerisch auf die Lippe, dieses eine Mal mit voller Absicht und knöpfte die oberen zwei Knöpfe meiner Bluse auf. Mir entwich beinahe ein Kichern bei dem Gedanken, was meine Freundinnen jetzt sagen würden, wenn sie mich in diesem Augenblick sehen könnten. Dann holte ich "Der kleine Hobbit" von Tolkien aus meiner Tasche. Ich las es bereits zum zweiten Mal und es gefiel mir wirklich gut. Trotzdem würde mich jetzt kaum auf die Handlung konzentrieren können . . . James zögerte kurz, nahm dann aber zu meinem Erstaunen auch ein Buch aus seiner Tasche. Ich ließ mir meine Verwunderung nicht anmerken und richtete meine Augen gespielt konzentriert auf die Schrift vor mir, obwohl ich keines der Wörter wirklich aufnahm. James stützte sich jetzt auf das Fensterbrett und sah aus dem Fenster. Über den Buchrand warf ich ihm immer wieder heimliche Blicke zu und musste mich selber unter größter Anstrengung zwingen, ruhig zu bleiben. Ja, ich wusste, dass auch er nur so entspannt tat. Und ja, es war mir auch bewusst, wie bescheuert mein Verhalten war. Was hatte ich vor kurzem noch von diesem Muggel-Philosophen namens Sigmund Freud gelesen? Wir Menschen verfügten im Großen und Ganzen nur über zwei Triebe: den Selbsterhaltungstrieb und den Sexualtrieb. Nun, in diesem Fall wusste ich ganz genau, welcher der beiden gerade von mir Besitz ergriff . . . Und wieso bei Merlins Bart dachte ich jetzt an Sigmund Freud? Mit meinem Gehirn stimmte etwas ganz eindeutig nicht. James trieb mich noch in den Wahnsinn. Und dabei sah er verdammt gut aus.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und trat näher zu ihm

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Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und trat näher zu ihm. Er setzte sich aufrecht hin und feixte. "Gibst du auf?", wollte er mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck wissen. Ich lächelte nur und griff nach dem Buch in seiner Hand. Abwartend und mit einem amüsierten und gespanntem Grinsen beobachtete er mich. Mir verschlug es fast den Atem, als ich erkannte, dass es sich um Jane Austens "Gefühl und Vernunft" handelte. Mit offenem Mund starrte ich ihn an und konnte gar nichts sagen. Was aber nicht weiter schlimm war, weil James wie immer genau wusste, was er tun musste. "Richtig, Lily", bestätigte er die unausgesprochene Frage zwischen uns. "Ich lese. Nachdem du mir bei unserem letzten gemeinsamen Treffen in der Bibliothek im November auf so freundliche Weise mitgeteilt hast, dass das schwarze die Buchstaben sind, konnte ich tatsächlich ein Buch lesen." Er zuckte spöttisch mit den Augenbrauen. Ich senkte beschämt den Blick. Es schien so, als hätte ich mich tatsächlich in ihm getäuscht. Er hob mein Kinn an und grinste. Wir schwiegen beide, bis ich vorsichtig fragte: "Und du liest wirklich etwas von Jane Austen? Wie gefällt es dir denn?" Wie konnte er es wagen, so süß zu sein und Jane Austen zu lesen? Wusste er denn gar nicht, was er meinem verliebten Herz damit an tat? Im Moment machte es jedenfalls ganz viele kleine Hüpfer hintereinander und wollte sich gar nicht beruhigen . . . Er schaute schmunzelnd weg, dann sah er mich mit diesem intensiven Blick in seinen haselnussbraunen Augen an. "Als ich mich im Herbst wie ein Arsch verhalten hatte, habe ich mir während den Ferien in einem Muggelbücherladen alle Bücher von ihr gekauft, weil ich wusste, wie sehr du sie liebst. Ich wollte dir nahe sein, verstehst du? Es war ein tolles Gefühl. Und . . . also . . . okay, das ist jetzt etwas peinlich!", er lachte verlegen und fuhr sich durch das Haar. Ich kaute auf meiner Lippe herum. War er sich eigentlich bewusst, wie sehr ich es mochte, wenn er ausnahmsweise so schüchtern war? "Mir gefällt es auch so ziemlich gut . . .", fügte James schließlich vage hinzu. "Du meinst, obwohl du eigentlich so ein knallharter Typ bist?", erkundigte ich mich seriös. Er lachte leise auf und ging nicht darauf ein, stattdessen antwortete er: "Am besten fand ich ehrlich gesagt 'Emma', obwohl die meisten ja 'Stolz und Vorurteil' vorziehen. Aber ich muss sagen, es ist irgendwie schön, wie Mr Knightley die ganze Zeit über Emma mochte, und sie es einfach nicht gemerkt hat. Ihre Art, sich um die Leute in ihrem Umfeld zu kümmern und sie zu ihrem Liebesglück zwingen zu wollen, erinnert mich ehrlich gesagt etwas an dich. Um die Wahrheit zu sagen erinnern mich so verdammt viele Dinge an dich . . ." Ich betrachtete ihn liebevoll und grinste ihn mich hinein. Er hielt vorsichtig meinem Blick stand und fügte dann fragend hinzu: "Welche der Bennet-Schwestern magst du eigentlich am liebsten? Klar, Lydia und Kitty sind grauenvoll, und Mary finde ich auch unsympathisch, aber mir gefallen Elizabeth und Jane beide total gut . . ." Konnte es sein, dass ich mich gerade mit James Potter ernsthaft über gute Literatur unterhielt? War das ein schlechter Scherz oder ein wunderbarer Traum? Gott, ich war so verliebt in ihn . . . Und deswegen legte ich jetzt meine Hand sanft auf seine und zog ihn zu mir heran. "Sagen wir doch einfach, wir beide haben es nicht mehr ausgehalten, in Ordnung?", wisperte ich und spürte beim Küssen sein Lächeln. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, aber es fühlte sich an, als würden wie eine Ewigkeit dort zwischen den Bücherregalen in der Bibliothek stehen und uns küssen. Zwischendurch flüsterte er mir Liebeserklärungen in mein Ohr und hob mich schließlich sanft auf seinen Schoß. Ich wollte am liebsten in seinen Augen versinken und küsste ihn fordernd. Auch seine Küsse wurden immer wilder und er umfasste fest mit seiner Hand meine Hüfte. Ich keuchte leise auf. Auf einmal ertönte hinter uns eine ungläubige, verletzte Stimme: "Lily?" Erschrocken fuhr ich herum. Nein. Dort stand weder Madam Pince, noch einer unserer Freunde. Es war Severus. Er starrte mich betroffen und gekränkt an. Ich schnappte überrascht nach Luft und kletterte schnell von James' Schoß, während ich meinen Rock und meine Bluse gerade zupfte. Man, war das peinlich! James hatte jetzt die Arme verschränkt und sah meinen ehemaligen besten Freund mit bösem Blick an, zum Glück sagte er jedoch nichts. Verbitterung trat in Severus' Augen und eine Spur Härte lag nun in seiner Stimme: "War ja klar. Das hätte ich mir denken können. Nicht mal du kannst dem tollen James Potter widerstehen!" Seine vorwurfsvolle Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Ich bildete mir ein, auch etwas Eifersucht heraus zu hören. "Was?", fragte ich entgeistert. "Nein, das ist nicht so, wie du denkst! Das ist keine unbedeutende Affäre, es ist Liebe!", versuchte ich ihm überzeugt zu erklären. Er schnaubte abfällig. "Das glaubst du ja wohl selber nicht, Lily!" Sev machte eine verzweifelte Geste mit der Hand in Richtung von James. "Jahrelang haben wir ihn gehasst, über ihn gelästert und waren uns einig, dass er der größte Vollidiot der Welt ist, und jetzt machst du hier mit ihm rum?" Komischerweise waren mir seine Worte total egal, ich war nur besorgt, was James von mir denken würde. Er wusste zwar, dass ich ihn bis zum Anfang von diesem Schuljahr nicht hatte leiden können, aber das war wirklich etwas mies es so klar formuliert ins Gesicht gesagt zu bekommen. "So war das nicht!", verteidigte ich mich verzweifelt und drehte mich mit flehendem Blick zu James um. Er schien verunsichert. Mir stiegen Tränen in die Augen. "Natürlich war das so, Lily! Jetzt tu doch nicht so verdammt scheinheilig!", schrie Severus unbeherrscht. "Was ist denn bloß los mit dir? Erst küsst du mich an Halloween und jetzt kannst du deine dreckigen Schlammblutfinger nicht von diesem Angeber lassen! Was bist du denn für ein Flittchen?" Ich holte verletzt Luft, aber bevor ich etwas sagen konnte, war James an mir vorbeigetreten. Gerade wollte ich ihn bitten, nicht zu gehen, aber das war gar nicht nötig. Mit einem furchtbar wütendem Blick hatte mein Freund seine Hand zu einer Faust geballt und schlug dem Slytherin nun mit voller Wucht ins Gesicht. Ich unterdrückte einen Aufschrei und starrte ihn entsetzt und bewundernd zu gleich an. Er schüttelte seine Hand kurz, um sie zu lockern, während Snape am Boden stöhnte. "Komm, schnell, bevor Madam Pince uns sieht!", meinte er nur zu mir und zog mich mit. Mit einem zögernden Blick auf Snape folgte ich James. So schlimm war es nicht, er würde es überleben. Meine Unterlippe bebte, während wir zügig und ohne uns umzublicken den Korridor entlang eilten. James sah wahnsinnig zornig aus und voller Angst fragte ich mich, ob mein früherer Hass alles kaputt gemacht hatte. Dabei lief es doch gerade so gut zwischen uns! Ich wollte ihn nicht wieder verlieren. Bitte nicht. "James? Bitte. Hör mir zu. Es tut mir Leid!", sagte ich zitternd. "Dir tut es Leid?", entgegnete er mit mühsam unterdrückter Wut. "Dem sollte es Leid tun!", rief er aufgebracht und deutete in Richtung Bibliothek. "Diesem stinkendem, widerlichem, ranzigem Snape! Ich kann nicht glauben, was er zu dir gesagt hat! Nachdem ihr all die Jahre befreundet wart. So ein Idiot!" Er trat kräftig mit seinem Fuß gegen die Wand. Ich sah ihn stumm an. Er war nicht auf mich sauer, sondern auf Snape. Weil er gemein zu mir gewesen war. "Aber warte es nur ab! Für den werden Tatze, Moony, Wurmschwanz und ich uns noch etwas Schönes ausdenken! Der wird sein blaues Wunder erleben. Verlass dich drauf!", teilte er mit drohend mit erhobenem Finger mit. Zuneigung für James durchströmte mich und ich ergriff seine Hand. "Es ist okay", meinte ich sanft. "Ich habe ja dich. Zum Glück. Ich liebe dich, James" Sanft küsste ich ihn und er entspannte sich etwas. "Ich liebe dich auch, Lily", flüsterte er. Dann warf er einen Blick auf die Uhr: "Wir haben noch eine halbe Stunde bis zu deiner Berufsberatung." Ich gluckste: "Dann lass uns über Jane Austen reden. Das war wunderschön." Lächelnd gingen wir den Korridor entlang.

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Hey ❤

Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen dieses Kapitels genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben. Bei der Szene in der Bibliothek musste ich die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd grinsen. :D

Tausend Dank für eure Reads, Votes und Kommentare! Ihr macht mich so unendlich glücklich damit. Deshalb ein dickes Danke an jeden Einzelnen von euch. Fühlt euch gedrückt! Habe übrigens schon ein nettes Special für die 3k geplant. Seid gespannt! ;) Aber ich wäre für weitere OS-Vorschläge sehr dankbar...Es muss nicht unbedingt über ein Pairing aus der Rumtreiberzeit sein und ich würde auch über ein Pairing schreiben, das ich nicht shippe. Also immer her mit euren Ideen! :**

LG, Jean Marauder :)

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