41

413 27 0
                                    

Leise kroch ich zurück ins Bett. David hatte sich kaum bewegt, doch sobald ich mich zurücklegte, spürte ich seine Hand, wie sie sich um meinen Körper schloss und an sich presste. „Hey." Hauchte er leise, während er mit seiner Nase meinen Hals entlang fuhr. „Hey." Hauchte ich zurück und schloss die Augen. Schweigend wiegte mich sein gleichmäßiger Atem in den Schlaf. Sein Geruch lullte mich ein und seine Hände gaben mir die Sicherheit die mir die Angst nahmen. Ich wollte für immer so liegen bleiben. Nur er und ich. Und keinen Rest der Welt. 

***

Mir war warm. Ich schwitzte. Doch dieses Gefühl gefiel mir irgendwie. Langsam krochen warme Fingerspitzen über meinen Rücken, jagten mir eine Gänsehaut durch den Körper.

Verwirrt schlug ich die Augen auf. Das hier war kein Traum. Langsam setzte ich mich auf, sah mich um, doch es war zu dunkel um etwas zu sehen.

Der Druck mit dem mich der Arm umschlossen hielt, lockerte sich eine Sekunde, bevor ein leises Stöhnen folgte und ich weiter an den halbnackten Mann gepresst wurde, der neben mir lag.
Jedenfalls hoffte ich sehr, dass er halbnackt war. Ich traute mich nicht unter die Decke zu blicken. Ruckartig blickte ich an mir hinab.
„Was zum....? Fuck!" Hauchte ich und erkannte, dass auch ich weniger Kleidung trug, als ich sollte.
„Hey." Flüsterte der Fremde neben mir plötzlich. „Hey." Hauchte auch ich, hoffte er würde wieder einschlafen. „Komm her." Flüsterte er, sein Arm zog mich noch näher. „Ich liebe es neben dir zu schlafen." Fügte er leise hinzu, bevor er wieder in den Schlaf sank und schwieg.
Ich wusste doch, das Vegas eine schlechte Idee war. Zwar spürte ich den Restalkohol noch in meinem Blut, dafür allerdings fehlten mir Teile der letzten Stunden. Ich erinnerte mich nicht daran, diesen Mann kennengelernt zu haben und erst recht nicht mit ihm in mein Zimmer gegangen zu sein.
Als ich mich vorsichtig umdrehte wollte ich am liebsten Schnauben. Denn im Ernst, dieser Mann war heiß. Er war vermutlich ebenso betrunken gewesen, wie ich.
Mit einem langen Atemzug schloss ich die Augen und ließ mich zurück in die Kissen sinken. Leise stellte ich den Wecker, da unser Flug früh abheben würde. Kurz danach war ich wieder eingeschlafen.

***

Die Sonne strahlte mir direkt ins Gesicht und ich öffnete murrend die Augen. Blinzelnd kämpfte ich gegen das Licht an. „Guten Morgen." Flüstere David, der müde Lächelte. „Morgen." Erwiderte ich errötend. Sanft strich er mir über die Wange.
„Hast du gut geschlafen?" Genießend schloss ich die Augen ignorierte den Stich in meiner Brust. Ich hatte gut geschlafen. Verdammt, ja! Doch das Aufwachen, neben ihm in einer Situation die so normal war, war viel besser. Das hier war perfekt.
„Durchaus." Versuchte ich gelassen zu erwidern. David durchschaute mich total. Das Vibrieren seines Handys riss uns aus dieser kleinen Blase. 
Wie das Sonnenlicht in seinen dunklen Haaren glitzerte. Wie sein sanftes Lächeln aussah. Er war ein wirklich schöner Mann.
Widerstrebend wandte er sich zu dem kleinen Nachtisch und blickte auf den Display. Ich wusste sofort, dass es Anne war. Denn sein Gesicht verriet ihn. Schnell erhob ich mich, wandte mich aus seinem Arm. Ich wollte mich nicht noch angreifbarer machen. Auch wenn ein Teil in meinem Hinterkopf bemerkte, dass er hier war und nicht bei ihr. Dass ich bloß weiter das Wrack spielen musste. Das er bleiben würde, wenn er glaubte, dass ich ihn brauchte. 
Aber deswegen sollte er nicht bleiben. Deswegen sollte er mich nicht wollen. Deswegen sollte er nicht bei mir sein sollen.
Ich huschte ins Bad blickte in den Spiegel und fuhr mir frustriert über die Augen. Mein Leben war ein Desaster. Eigentlich sollte ich glücklich sein. Mit meiner Familie verstand ich mich so gut, wie schon lange nicht mehr und ich hatte einen guten Job. Meine beste Freundin zog mit mir zusammen. Alles perfekt. Zu minderst fast.
„Maja." Rief David, nachdem er leise klopfte. Ich öffnete die Tür und sah ihm in die Augen. Sein strahlender Blick zeigte keinerlei Gefühl, dass ich empfand. Dabei waren seine Augen so schön. Ich wollte etwas anderes in ihnen sehen.
„Das war..." Er hielt sein Handy hoch. War das sein ernst? „Ich weiß wer das war." Gab ich bissig zurück und überraschte ihn damit. Er war hier, war gekommen, als es mir schlecht ging, doch auf lange Sicht war er nicht gut für mich. Er führte mich durch Höhen und Tiefen, die mich entweder antrieben oder völlig aus der Bahn warfen. Und wieder waren wir an diesem Punkt.
„Du bist..." Er verzog das Gesicht. „...wütend?" Fügte er fragend hinzu, die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Verbittert schnaubte ich.
„Ach was." Maulte ich, ging an ihm vorbei und betrat die Küche. Mit einem Blick auf die Uhr erkannte ich, dass Selly schon vor drei Stunden zu ihrem Bewerbungsgespräch gegangen war, wobei das eigentlich nur eine Formsache war, da ihr Vater Kontakte hatte.
„Warum?" Riss mich David aus meinen Gedanken. „Ist das dein ernst?" Ich lachte auf. Ich wollte nicht streiten. Nicht schon wieder.
David, der zu überlegen schien, warum ich sauer war nickte zögernd. „Streiten wir jetzt?" Diese Frage überraschte mich. Ich sah ihn an. Ich wollte alles, aber nicht streiten. Ich schloss die Augen, versuchte das Verlangen niederzuringen, dass mich zu ersticken drohte, schaffte es allerdings nicht.
Langsam ging ich auf ihn zu, legte meine Hand auf sein Herz und spreizte die Finger. Seine Wärme drang durch sein zerknittertes Hemd in meine Finger. „Ich will nicht streiten." So leise wie ich flüsterte überraschte es mich, dass er mich verstand. Gerade weil mein Herzschlag so laut zu sein schien, dass er alles übertönte. „Was willst du dann?" Unsere Blicke verhakten sich ineinander. Meine Lippe zitterte, mein Mund wurde trocken.
Langsam fuhr ich mit meiner Hand seine Brust hinab. Langsam strich ich seinen Bauch und beendete unsere Berührung. „Ich will dich anfassen." Hauchte ich in einem mutigen Augenblick. David schien ebenso überrascht zu sein, wie ich es war. Aber was brachte es zu Lügen? Wir hatten in den letzten Wochen so oft gelogen. Uns etwas vorgemacht und waren doch immer wieder an diesem Punkt gelandet.
Langsam ging ich noch einen Schritt auf ihn zu. Zögernd begann ich die kleinen Knöpfe seines Hemdes zu befreien. Ich wartete darauf, dass er mich stoppen würde und mir erklären würde, dass wir das nicht tun konnten. David allerdings schwieg.
Zitternd holte ich Luft als ich den letzten Knopf geöffnet hatte. „Ich will dich berühren." Flüsterte ich weiter, fuhr mit meinen Fingerspitzen unter sein Hemd und schob es ihm von den Schultern. Sanft glitt es auf den Boden und blieb um seine Füße liegen, doch keiner von uns achtete darauf.
Wieder legte ich meine Hand auf sein Herz, diesmal auf seine nackte Brust. Mit Zufriedenheit stellte ich fest, dass meine kalten Fingerkuppen ihm einen Schauer über den Rücken jagten.
Ich erkannte in seinen Augen den Wiederstand. Die Ehre die er hatte, den Anstand den er behalten wollte. Doch ich konnte auch sehen, wie er den Kampf verlor. Wie er nachgeben wollte. Wie schwer es ihm fiel das Richtige zu tun. Denn ich wusste genau, dass sich das Richtige zu tun, sich einfach nur Falsch anfühlte. 


Welcome to VegasUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum