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Schnell sortierte ich die Artikel und erhob mich hastig. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nur noch drei Minuten hatte bis ich die Artikel bei Frau Rothe auf den Tisch legen sollte. Den gesamten Vormittag hatten mich sämtliche Leute angerufen und wollten Termine machen. Die Hälfte hatte ich abservieren müssen, die sich allerdings nicht hatten abwimmeln lassen. Denn jeder von ihnen war der wichtigste überhaupt. Ich musste mir auf die Lippen beißen um nicht genervt einfach aufzulegen und das Kabel aus dem Telefon zu reißen.
Leise klopfte ich an die Tür und drückte die Klinke herunter als ich das leise „Herein!" hörte. Überrascht blieb ich stehen.
Meine, perfekt wie aus dem Ei gepellte, Chefin stand und kicherte noch über einen Witz den ihr gegenüber wohl gerade gemacht hatte. Am liebsten wäre ich einfach wieder umgedreht. Ich hatte sie noch nie Kichern gehört. Aber ich starrte einfach in den Raum. Starrte den Mann an, den ich gebeten hatte, mir nie wieder über den Weg zu laufen. Und doch machte mein verräterisches Herz einen aufgeregten Sprung.
Was sollte das? Ich versuchte mich doch von ihm fernzuhalten, wieso also tat er es nicht? Am liebsten hätte ich so getan, als hätte ich ihn nie gesehen, doch mein Körper verriet mich.
Natürlich ging ich davon aus, dass es geschäftlich war. Doch trotzdem hielt ich es für gemein einfach hier aufzutauchen. Ich hoffte nur, dass er sich genauso lautlos rausschleichen würde, wie er reingeschlichen war.
Ich wollte nicht mit ihm reden, denn jedes Mal artete das aus. Der Vorwand, dass wir Freunde waren, war genauso geheuchelt wie gelogen. Wir hatten keinerlei Gemeinsamkeiten. Nur dieses alberne Gefühl dass ich es eigentlich nicht schlimm fand, wenn wir im gleichen Raum waren, ließ mich immer wieder an ihn denken. Und in schwachen Momenten sogar seine Nähe suchen. Dabei ging es meiste aber um triftige Gründe. Jedenfalls redete ich mir das ein. Und bis jetzt funktionierte das ziemlich gut.
„Entschuldigung, ich wollte nicht stören. Ich wollte nur schnell die Artikel vorbeibringen." Erklärte ich schnell und vermied es David anzusehen, der mich genau beobachtete. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und mein Herz flatterte. Verdammtes Verräterherz.
Ich bereute es, dass ich mich heute für eine übergroße Strickjacke in grau über einem schwarzen Top und einer Jeans entschieden hatte. Meine Haare hatte ich bei der Arbeit heute zu einem unordentlichen Zopf gebunden und sah dementsprechend aus.
Ich wirkte völlig schlampig angezogen, während Frau Rothe wie immer perfekt aussah und David einen schwarzen, perfekt sitzenden Anzug trug. Warum sah er auch so heiß aus?
Sein schlanker, muskulöser Körper wandte sich mir zu. In seinem stolzen, schönen Gesicht bildete sich ein wunderschönes Lächeln. Eines dieser Echten. Sanft und stark zugleich. Ich musste mich echt zusammenreißen.
„Oh. Das ist ja wunderbar. Ich hatte nicht gedacht, dass sie so schnell fertig würden. Bei ihnen hat das Telefon ja den ganzen Vormittag geklingelt." Erklärte sie mir. Verdutzt nickte ich. Immerhin stimmte es.
„Ja. Ich habe einige Termine eingetragen." Flüsterte ich beinahe. „Das ist super. Ich danke ihnen." Auf mein Gesicht schob sich ein Lächeln. Erst jetzt blickte ich David in die Augen. Er war ruhig und gelassen. Doch sein Lächeln steigerte meine Laune schlagartig. Aber ich durfte mich nicht einwickeln lassen. Ich war nicht in ihn verliebt. Ich war nur mit ihm befreundet. Bekannt. Wir kannten uns flüchtig. Lüge!
Ich lächelte ein letztes Mal und wandte mich dann um. „Ich mache mich dann wieder an die Arbeit." Sagte ich nur schnell, doch Frau Rothe rief noch einmal nach mir. „Machen sie doch jetzt ihre Pause, bevor sie wieder an die Arbeit gehen." Schnell nickte ich.
Das war keine schlechte Idee. Immerhin war ich hungrig und ein bisschen frische Luft würde mir sicherlich nicht schlecht bekommen. Zumal mir plötzlich mehr als warm war. „Ja. Danke." Hastig verließ ich das Büro und ging wieder auf meine Box zu. Holte tief Luft und schloss die Augen, nur einen kurze Moment.
„Maja." Ich wandte mich um. Hoffte ich hätte es mir nur eingebildet. Doch David stand direkt vor mir. Er grinste. Ein verschmitztes Lächeln. Er hatte gute Laune. Und er sah so gut aus, wenn er gute Laune hatte.
„Trinken wir einen Kaffee zusammen?" Fragte er und wartete nicht auf eine Antwort. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und ich folgte seinem stummen Befehl. Als wäre ich nur dafür gemacht, seinen stummen Befehlen zu folgen. Ich war ein echtes Weichei.

***

Er stand direkt vor mir. Seine Hand legte sich auf meinen Rücken. Meine Brust berührte seine. Mein Geist war benebelt, doch ich spürte seine Berührungen so stark, das ich beinahe schmolz. Hitze schoss durch meinen Körper. Alles in mir schrie nach ihm. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich dieses Gefühl bei einem Mann hatte. Schlimmer noch, dass ich nicht wusste, ob er es wirklich in mir auslöste oder ob es der Alkohol war der pulsierend durch meinen Körper schoss.
Ich blickte nach unten. Wusste nicht, wie ich aussah. Ob es ihm vielleicht peinlich sein sollte. Dann überlegte ich krampfhaft was für Unterwäsche ich trug, doch meine Gedanken wurden unterbrochen.
Er legte seine Hand unter mein Kinn. „Hey." Hauchte er. „Mach dir keine Gedanken." Fügte er sanft hinzu, zog mich näher an sich heran und legte seine Lippen sachte auf meine.
Wir standen alleine vor meinem Zimmer. Das Zimmer, das mir solche Angst einjagte, dass ich beinahe zitterte.
Dort drin würde vielleicht etwas passieren, was ich wollte, doch ich wusste nicht, ob ich es noch konnte. Es war Jahre her und ich hatte nicht gerade oft Übung darin gehabt. Ich wünschte mir plötzlich ich hätte öfter Sex gehabt.
„Hey." Flüsterte er wieder und sah mir tief in die Augen. „Du bist wunderschön. Du bist intelligent." Fügte er hinzu. Und als er seine Lippen wieder auf meine legte spülte er jeden Gedanken fort. Ich war wie leer gefegt und erwiderte den Kuss hungrig. Meine Finger fuhren seine Arme hinauf, gruben sich in seine starken Schultern. Ein leises Stöhnen drang aus seiner Kehle und ich verlor mich völlig.

***

Welcome to VegasWhere stories live. Discover now