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„Ich muss zur Arbeit zurück." Sagte ich, als mir einfiel, dass die Stunde vermutlich schon um war. Ich wollte das hinter mich bringen. Wollte das Pflaster abreißen und es so kur und schmerzlos halten, wie es ging.
„Ich verstehe das nicht." Fuhr David unbeirrt vor. In seinem Gesicht lag ein gehetzter Ausdruck. „Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich will mich fernhalten. Aber ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll." Er sprach plötzlich so schnell, dass ich mich konzentrieren musste um ihn richtig zu verstehen. „Du bist alles, was ich nicht bin und das macht mich verrückt." Wütend wischte ich eine Träne aus meinem Auge.
Ich dachte an Tobi und ich wünschte mir ich hätte meine Wohnung nie verlassen. Ich fühlte mich deplatziert und spürte, wie alles um mich herum immer lauter wurde. Es hatte lange gedauert diese Attacken unter Kontrolle zu bekommen, doch manchmal konnte ich sie nicht zurückdrängen.
Ich wollte keine süßen Nichtigkeiten hören. Nichts hören, was meine Fantasien und Hoffnungen wieder hochpushte. Ich wollte nicht hoffen, dass er sich doch für mich entschied.
Verkrampft versuchte ich meine Finger zum stillhalten zu bewegen, doch sie zitterten immer weiter. Meine Lippen begannen zu zittern. Mein Herz begann zu rasen. Panik kroch meinen Rücken hinauf.
Tränen flossen aus meinen Augen und ich war nicht mehr in der Lage sie zu kontrollieren. Ich wollte nicht ich sein. Ich wollte Anna sein. Nur für einen Tag, wollte ich glauben, das er mir gehörte. Ich wollte mir keine Gedanken darüber machen, wie ich aussah. Ich wollte einfach nur glücklich sein.
David musterte mich, dann griff er nach meinen Händen. Bevor ich mich versah, hatte er mich in die Arme gezogen und presste mich an seine Brust. In seinen Duft. Seine Wärme. 
 „Ich bin ja da." Hauchte er leise. Ein Schluchzen schüttelte mich, doch ich würgte es zurück. Schmerzhaft grub ich meine Fingernägel in meine Handflächen, der Schmerz lenkte mich ab. Dabei wollte ich mich doch nur in ihm verkrallen. Ihn an mich ziehen. Mein Körper versteifte sich komplett.
„Ich bringe dich nachhause." Erklärte er und schob mich vorwärts, doch ich kämpfte mich frei und schüttelte den Kopf. „Ich muss zur Arbeit." Am liebsten würde ich mich einfach umdrehen und gehen, doch obwohl ich mich nach dem großen Ende sehnte, war ich noch nicht bereit ihn loszulassen. Noch immer hielt ich seine Hand umklammert.
„Ich sollte gehen." Erklärte ich leicht gehetzt. Ich durfte mir nichts erlauben. Noch war ich in der Probezeit und ich hatte nicht vor meinen Job so leichtfertig zu verspielen.
„Ich werde dich so ganz sicher nicht gehen lassen, erst recht nicht wenn ich das verursacht habe." Langsam ließ ich seine Hand los. Verbittert lachte ich auf.
„Das ist nicht deine Schuld. Vielleicht hast du das noch nicht oft gemerkt, doch die Welt dreht sich nicht immer um dich." Natürlich wusste ich dass ich verletzend wurde, doch das änderte nichts. Es war leichter verletzend zu sein, als verletzt zu werden. Zudem hatte ich es ihm schon mal gesagt. Denn die Welt drehte sich nicht immer nur um ihn. Es war egal, dass meine Welt sich viel zu oft um ihn drehte.
David blickte mich an. Ich wünschte mir zu wissen, was er dachte. „Du hast gesagt, dass ich kompliziert bin, dass ich Probleme habe. Das stimmt." Erklärte ich kalt. Er hatte genau das noch vor wenigen Augenblicken gesagt. „Ich will dich nicht alleine lassen." Er klang fragend. Wollte er von mir hören, dass es in Ordnung war abzuhauen?
„Mir geht es gut." Eine Lüge, doch die konnte ich mir ganz einfach selbst verzeihen. Ich hatte auch keine wirkliche Wahl. David schnaubte. „Wir wissen beide dass du lügst." Wie Recht er doch hatte. Ich nickte. Er nickte.
„Ich gehe jetzt und wir werden vergessen und ignorieren, was auch immer das hier ist. Wir können keine Freunde sein, das klappt nicht. Also..." Mehr sagte ich nicht. Wir sahen uns einige Augenblicke einfach an. Dann nickte ich, wandte mich um und ging.
Alles in mir wollte sich umdrehen, wollte sehen ob er noch da stand, doch ich tat es nicht. Das wäre nur kontraproduktiv gewesen. Dabei wollte ich so dringend wissen, ob er mir nachsah. Ob sein Blick noch auf mir lag.
Das war es also nun? Das war das Ende? Das Nie- Mehr- Wieder? Das Auf- Nimmer- Wiedersehen? Das Tschüs? Bye Bye? Ciao, Bella?

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