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„... Das war es eigentlich auch schon." Ich ließ meine Arme sinken. Selly starrte mich an. „Das waren doch gerade Mal zwei Wochen." Beklagte sie sich. Sie schlug mir gegen den Hinterkopf. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?" Rief sie vorwurfsvoll. Ich zuckte die Schultern. Ich wusste es ja selber nicht. „Ich glaubte es wäre besser dir das persönlich zu sagen." Verteidigte ich mich und lächelte ihr zu.
„Also hast du dich in ihn verliebt?" Sie klang verwirrt. Etwas was ich gut verstehen konnte, denn so fühlte ich mich auch. „Du warst noch nie verliebt." Erklärte Selly, so stimmte das natürlich nicht ganz. Ich hatte schon einige Freunde gehabt. Ok. Zwei, doch ich war verliebt gewesen. Irgendwie jedenfalls. „Ich war schon verliebt." Versuchte ich mich zu verteidigen, denn es fühlte sich an, wie ein Vorwurf.
Vehement schüttelte sie den Kopf. „Nein du warst doch immer nur froh, wenn ein Junge auf dich stand. Weil du immer zu feige warst die Jungs, die du mochtest anzusprechen." Leider war da vielleicht sogar etwas Wahres dran.
„Wie kann man denn bitte jemanden Heiraten, wenn man schon mit wem anders verlobt ist?" Rief Selly plötzlich und stand auf. „Das ist doch absurd. Und dann baggert er dich noch an. Das ist nicht in Ordnung. Er spielt mit deinen Gefühlen. Das ist unfair. Er ist ein Mistkerl."
Diesmal schüttelte ich den Kopf. „Ich bin doch zu ihm gefahren." Verteidigte ich David. „Er hat die Blumen geschickt." Rief sie empört, darüber dass ich ihn auch noch verteidigte. „Was waren das eigentlich für Blumen?" Fragte Selly und ich lächelte, als mir klar wurde, dass sie diese geheime Leidenschaft ihrer Mutter verdankte.
„Narzissen." Sie hob die Augenbrauen. „Welche Farbe?" Hakte sie weiter nach und ich zögerte. Warum? „Weiß." Gab ich vorsichtig von mir. „So ein Arsch. Das ist ja mal typisch. Wieso kann er sich nicht einfach selbst in den Hintern treten. So ein Arschloch." Sie meckerte weiter.
David war kein schlechter Kerl. Wir waren schließlich betrunken, mehr nicht. „Selly." Ermahnte ich sie, als sie nicht aufhören wollte zu meckern. "Was?" Fragte sie, als ich ihren Namen noch ein zweites Mal, aber lauter gerufen hatte. „Er ist kein schlechter Kerl? Weiße Narzissen? Weißt du denn nicht was weiße Narzissen heißen?" Ich schüttelte den Kopf. Natürlich wusste ich das nicht. Und vermutlich wusste David das auch nicht. Wer wusste so etwas schon? Selly wusste das auch nur, weil ihre Mutter Gärtnerin war und Blumen liebte. „Niemals endende Sehnsucht." Spuckte Selly aus. Beinahe verächtlich schnaubte sie. „Ich denke nicht, dass David das weiß." Verteidigte ich ihn wieder. Doch Selly machte das nur wütender. „Komm schon? Wer verschenkt denn sonst weiße Narzissen? David tut nichts ohne Bedeutung!" Rief Selly bestimmt. Vielleicht stimmte das bei vielen Sachen, doch noch immer war mir klar, dass er sicher nicht von der Bedeutung einer weißen Narzisse gewusst hatte.
Zudem kam, dass diese Hochzeit in Las Vegas ein gutes Beispiel dafür war, dass nicht alles was er tat eine Bedeutung hatte. 
Manchmal war das Leben eben wie es war. Keine Bedeutung, kein tieferen Sinn. Einfach nur so, wie es war. Mehr nicht. 
Und ich hasste es, dass Selly glaubte was sie glaubte. Denn ich wollte es auch glauben. Das alles was er tat eine Bedeutung hatte. Das diese Blumen eine Bedeutung hatten. Niemals endende Sehnsucht. Das war kitschig und total überheblich und absolut albern. Aber verdammt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, dass er wusste was weiße Narzissen für eine Bedeutung hatten. Ich hätte wirklich absolut überhaupt nichts dagegen gehabt. 

Welcome to VegasWhere stories live. Discover now