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Selly lächelte mich freundlich an. David drückte meine rechte Hand und Selly grub sich förmlich in meine Linke.
Meine Mutter war nervös und mein Vater tat alles daran, sie zu beruhigen. „Ist der das?" Rief sie freudig. Doch das tat sie jede dreißig Sekunden. Und jedes Mal machte mein Herz einen aufgeregten Hüpfe, nur um dann wieder eine Ewigkeit zu brauchen sich zu beruhigen. 
„Nein." Schob sie direkt enttäuscht hinterher blickte weiter suchend durch die Menge. „Sie macht mich ganz verrückt." Flüsterte ich und lehnte meinen Kopf an Davids Schulter. Er grinste. Er kannte sie mittlerweile und kannte auch mich. Er wusste dass ich sie liebte. Und seit einiger Zeit war unser Verhältnis viel besser geworden.
Vicky stand neben Mama und strahlte übers ganze Gesicht. Sie war so glücklich und wollte ihm unbedingt ihre neue, feste Zahnspange zeigen. Sie war so stolz darauf, dass sie seit über einem Monat nur noch breit grinsend durch die Gegend lief.
„Das ist so aufregend." Quiekte Selly förmlich. Auch sie reckte ihren Hals und spähte über die Menge hinweg. Als würde sie ihn dann besser finden. Sie liebte diese Flughafenszenen, wie sie es nannte. Auch wenn ich ein wenig überrascht von ihrer Aufregung war. Immerhin ging es hier um Vince. Meinen kleinen, mittlerweile Volljährigen Bruder Vince.
Mein Herz setzte beinahe aus, als ich ihn erkannte. Auch wenn man ihn kaum erkennen konnte. Seine schwarze Lederjacke hatte er gegen ein langes Hemd eingetauscht, das locker aus seiner Hose hing. Seine Haare waren länger und nun zu festen Rasterzöpfen geflochten. Er strahlte eine Ruhe aus, dich ich von ihm nicht kannte. Er war ein völlig anderer Mensch und ich lächelte. Denn er wirkte nicht mehr so, als wäre er wütend auf die Welt. Er sah gut aus. Zufrieden.
Abwartend suchte er in dem großen Raum herum und seine Augen begannen förmlich zu leuchten, als er uns erkannte. Mit einem großen Seesack kam er lässig auf uns zu geschlendert. Sein altbekanntes verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht. Er sah erwachsen aus.
Aus drei Monaten waren fünf geworden. Aus fünf wurden acht und aus Acht wurden beinahe dreizehn.
Freudig schloss er Mama in die Arme, die auch ihre klammerartig um ihm schloss. Heulend musterte sie ihn und umarmte ihn. Machte es für zehn Minuten nicht möglich ihn zu erreichen. Ließ ihn einfach nicht los.
Vicky die tänzelnd und breit grinsend zu ihm ging schloss ihn ebenfalls fest in die Arme, bevor sie ihm von ihrer Zahnspange erzählte und mit breitem Grinsen auf ihr Gesicht zeigte.
„Was? Nein? Das ist so cool." Erklärte er zwinkernd und brachte Vicky damit noch weiter zum Strahlen.
Als auch Selly ihn fest umarmt hatte und sich dann wieder auf die freundschaftliche Ebene, aus der sie kurz rausgerutscht war, begeben hatte. Und auch David ihn freundschaftlich, mit einem Handschlag und einem 'Hey, Schwager' begrüßt hatte, blickte er mich an. Ich lächelte stolz.
Breit Lächelnd kam er auf mich zu und umarmte schlussendlich mich. Seine Arme waren kräftig geworden und drückten mich so fest an seinen starken Körper, dass ich beinahe Losheulte. Das musste an den Hormonen liegen.
„Und?" Fragte er dann. Dieses eine simple Wort erschien mir so wenig zu sagen und alles wissen zu wollen, dass ich nicht wusste, welche Antwort ich darauf erwidern konnte.
Vermutlich gab es keine Antwort. Keine Antwort auf ein Jahr weg. Keine Antwort aufs erwachsen werden. Keine Antwort aufs verlieren. Keine Antwort aufs finden.
Keine Antwort aufs Leben.

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