Prolog.

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Erst als ich eine kalte, trockene Nase in meiner Handfläche spürte, schlage ich gequält die Augen auf. Mein Körper bebt, meine Hände zittern leicht und ich versuche, mich zu beruhigen. Ich drehe mich auf den Bauch und vergrabe das Gesicht im Kopfkissen - sofort schlüpft eine Nase an meine Nase und schleckt mir übers Gesicht. Leise kommt ein Lachen über meine Lippen und ich vergrabe die Hände, welche noch leicht zittern, in dem weichen Fell hinter ihren Ohren. Ich greife kurz unter das Kissen, ziehe mein Handy hervor und sehe auf die Uhr - 3:23 Uhr. Ein Seufzen, nicht mal eine Uhrzeit, wo man schon aufstehen könnte. Ich habe schlecht geträumt, mal wieder. Seitdem die letzten Wochen der High Scool anstehen, kann sich mein Körper nicht mal mehr nachts runterfahren - zu viel, dass auch so schon auf mir lastet. Ich schlüpfe in meine Haussocken und gehe leise die Treppe runter, um meine Familie nicht zu wecken. Baldrian- und Hopfentee, nicht sonderlich lecker, aber immerhin etwas, was helfen könnte. Meine Mutter mag sämtliche Arten von chemischen Mitteln nicht sonderlich, weshalb Schlaftabletten nicht zur Debatte stehen. Während das Wasser kocht reibe ich mir leicht die Arme, da es in unserem Haus nachts aufgrund abgeschaltener Heizungen grundsätzlich kalt ist.

Kurze Zeit später sitze ich mit meinem Tee auf dem Bett, trinke ihn aus und stöbere noch ein wenig in meinem Buch rum, schaue auf dem Handy meine Nachrichten durch. Eine Nachricht von Chloé Was machst Du um die Uhrzeit an Deinem Handy? Kannst Du nicht schlafen?. Chloé ist einfach eine Nachteule - sie ist nicht wach, weil sie nicht schlafen kann, sondern weil sie lediglich am Nachmittag schlief und sich nachts mit irgendwelchen Leuten aus England verzockt. Ich stelle die mittlerweile leere Tasse ab und tippe eine kurze Antwort: "Hab schlecht geträumt. Mach den Laptop zu, ist schon spät ;). Leg mich jetzt auch wieder hin. Bis in vier Stunden!" 4:11 Uhr. Als mein Handy vibriert, schlafe ich ein.

"Ich" - übrigens. Florence, 19 Jahre alt, in den letzten sechs Wochen meines High Scool Lebens und mein Kleiderschrank besteht aus schwarz. Mag klischeehaft klingen, ist aber schon seit mehreren Jahren so gewesen und geblieben. Nicht unbeliebt, nicht beliebt. Nichts, was im Leben wichtig ist, hat mit mir zu tun. Meine Familie besteht momentan aus Mutter und kleiner Schwester - sechs Jahre alt, manchmal nervig, überwiegend ein lieber Engel. Kurze, langweilige Haare. Groß (Einhundertneunundsiebzig Centimeter), schlank (laut meinen Freunden) und eine Seele, die eher meinem Kleidungsstil ähnelt als der Natur. "Ich" fotografiert gerne, hat einen Hang zur Poesie, raucht und mag frische Bettwäsche. Ach, und, ich bin lesbisch.

Something Good. II girlxgirlWhere stories live. Discover now