9. Hochzeit per WhatsApp

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"Was ist das?" Fragte ich ihn neugierig und nahm Nico den blauen Umschlag aus der Hand.

Kurz sah er auf seine Hände, aus denen ich ihm den Brief gerissen hatte und drehte sich dann auf die Seite um dabei zusehen zu können, wie ich das helle Papier öffnete.

"Ich glaube ich weiß was das ist!" Stellte Nico fest und rieb sich müde über die Augen.

Ich schielte kurz zu ihm rüber und holte eine zusammen gefaltete Karte aus dem Umschlag.
"Einladung" stand in geschwungenen Buchstaben auf dem weißen Papier.

Gespannt faltete ich die Karte auseinander und las schweigend, den abgedruckten Text.

"Es ist die Hochzeitseinladung von Macon und Lilly in zwei Wochen."
"Ich habe doch gesagt ich weiß was es ist!" Freute Nico sich und las ebenfalls die Karte.

"Warum machen die sich die Mühe und schicken uns eine Karte, wir sehen uns doch sowieso jeden Tag?"
Ich verdrehte die Augen.
"Weil es so viel romantischer ist?!"
"Was ist denn bitte an einer Hochzeiteinladung romantisch?" Nico musterte mich kritisch und ich sah ihn fassungslos an.

"Das ist doch nicht dein Ernst."
"Ich meine ja nur", erklärte sich mein Freund, "fällt das nicht unter Umweltverschmutzung wegen Papier Verschwendung oder so?"

Ich versuchte mir ein Schmunzeln zu verkneifen. "Man lädt die Leute halt nicht über WhatsApp zu einer Hochzeit ein."

"Es würde aber vieles einfacher machen." Warf Nico ein.
"Was ist wenn dadurch ganz viele Postboten ihre Jobs verlieren?"

Er sah mich wenig überzeugt von der Seite an. "Doch nicht wegen ein paar Hochzeitseinladungen?! Also ich würde..."
"Halt, stopp!", unterbrach ich ihn, "ich würde meiner Familie bestimmt nicht über WhatsApp eine Hochzeitseinladung schicken!"

"Wenn es hart auf hart kommt reden wir nochmal darüber!"
"Ich fasse es nicht, dass ich über so etwas mit dir diskutieren muss!" Stellte ich schließlich fest und schaltete meine Nachttisch Lampe aus.

•●•●•●•●•●•●•

"Das ist nicht fair", jammerte ich, als mir jemand im Halbschlaf die Decke wegzog. Dieser Jemand war Nico, der sich neben mir hingesetzt hatte und wohl beschlossen hatte, mich so schlimm wie es ging aus dem Bett zu quälen.

Ich zog meine Beine an meinen Körper um wenigstens noch ein wenig Restwärme bei mir zu behalten, doch das hatte sich schnell erledigt, da Nico anfing mich zu kitzeln.

"Nein, nein, nein, bitte hör auf, bitte, ich bin ja wach!" Japste ich und versuchte von ihm weg zu rutschen, was dazu führte das ich fast aus dem Bett fiel.

"Du bist gemein..." Jammerte ich und setzte mich im Schneidersitz auf die weiche Matratze.
"Ich weiß", seufzte Nico und sah mich gespielt mitleidig an, "ich bin ein schrecklicher Mensch, deswegen kann ich nachts auch so schlecht schlafen."
"Na das hat man gestern ja bemerkt."
Konterte ich ihm.

"Wann musst du los?" Fragend sah ich ihn an.
"In einer Stunde, willst du mitkommen?" Nico kratze sich am Nacken und stand auf, um die Rollläden hoch zu ziehen, jedoch ließ er sie sofort wieder runter.

"Was ist?" Verwirrt musterte ich ihn, wie er den Rollladen wieder hoch zog, doch diesmal viel langsamer.
"Das Auto", murmelte er schließlich, "das ist das Gleiche, was uns auch schon gestern auf dem Heimweg verfolgt hat."

Sofort bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und ging fast schon ängstlich um unser Bett herum und sah ebenfalls nach draußen.

Tatsächlich stand dort der dunkel blaue Wagen von gestern...

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Ich saß auf einem kleinen Tisch im Dressingrooms der Jungs und unterhielt mich mit Allison, die mir gegenüber auf einem Stuhl saß.

Nico und Macon saßen gerade an einem langen Tisch mit sehr vielen schminkte Utensilien und wurden von drei Stylisten fertig gemacht.

Josh hatte sich an die Wand gelehnt und tippte etwas auf seinem Handy ein.
Lilly war nicht mitgekommen, da sie gerade irgendwas für die Hochzeit klärte.

Die graue Tür zu unserem Raum wurde aufgestoßen und ein Mitarbeiter mit Headset und Klemmbtett hielt Grace und Dan die Tür auf, bevor er wieder durch einen der unzähligen Gänge im Gebäude verschwand.

Die beiden traten schnell ein, bevor die Tür wieder ins Schloss fiel.
Dan stellte den MaxiCosi, den er in der Hand hielt neben der Tür auf dem Boden ab und winkte einmal begrüßend in die Runde.

Grace nahm das weiße Tuch, das zum Schutz vor den Fotografen über dem trage Bügel gespannt war von der Kindertrage und schnallte ihren Sohn ab.

Der Kleine sah sie mit großen Augen an und griff nach den Haaren meiner besten Freundin, als sie ihn auf ihren Arm hob.

"Hey" lächelte ich und stieß mich von dem Tisch ab, auf dem ich bis eben noch gesessen hatte und lief auf Grace zu.

"Na Kleiner?" Fragte ich und strich Louis sanft über die Wange, bevor ich vorsichtig Grace umarmte.

Auch die anderen begrüßten die beiden und Josh und Dan tauschten mit Nico und Macon in der Maske die Plätze.

"Kannst du ihn mal nehmen?" Fragte Grace mich.
Im nächsten Moment hielt ich auch schon das zwei Tage alte Baby in den Armen und Grace verschwand aus dem Raum.
Ich sah ihr etwas verwirrt hinter her und setzte mich langsam auf das freistehende Sofa an der Wand und musterte den kleinen Jungen, der mit geballten Fäustchen in meinen Armen schlief.

Wir konnten uns alle gar nicht satt sehen an dem kleinen Jungen, der immer wieder glucksende Geräusche von sich gab und mit den Füßen strampelte.

Als die Tür wieder aufging, sah ich Grace fragend entgegen, die sich neben mich auf das Sofa fallen ließ.

"Wo warst du?" Fragte ich sie neugierig.
"Auf Toilette."
"Du musst mir ja sehr vertrauen wenn du mir einfach so dein Kind in die Hand drückst und verschwindest."

Sie schmunzelte, während ich ihr den groß vor sich hin schauenden Louis zurück auf den Arm gab.

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"Wir könnten noch Essen gehen." Schlug Macon vor.
"Ja, aber wo?" Fragte Al kritisch und lehnte sich gegen Josh, der neben ihr auf einem Stuhl saß.

"Ich habe gerade auch nicht wirklich Lust auf Menschenansammlungen."
Gab Grace zu und sah zu wie Dan Louis zurück in seinen MaxiCosi verfrachtete.

"Wir könnten zu uns."sagt Nico und sah mich fragend an.
Ich zuckte mit den Schultern und nickte.
"Klar, wenn ihr wollt, warum nicht?"

Also saßen wir keine halbe Stunde später alle bei uns im Wohnzimmer und unterhielten uns über Gott und die Welt.

"Ach Leute", warf Macon plötzlich ein, "ich wollte euch noch was erzählen!" Er rutschte in dem Sessel, auf dem er saß nach vorne und stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab.
"Lilly und mir ist was aufgefallen. Ich möchte euch jetzt nicht beunruhigen oder so, aber wir haben das Gefühl, als ob uns seit ein paar Tagen jemand verfolgt. Ständig sehen wir so einen schwarzen Wagen in unserer Nähe.
Ich wollte erstmal euch davon erzählen, bevor ich damit zu Cici oder so gehe."

Erst sah ich ihn geschockt an, und blickte dann neben mich zu Nico.
Unsere Blicke tragen sich und er sah mich vielsagend an.
"Ähm Macon", sagte Nico langsam, "bei uns ist es genau das gleiche, nur das der Wagen der uns verfolgt dunkel blau ist."

Jetzt meldete sich auch Josh zu Wort. Er hatte eine Hand auf Allisons Knie gelegt und sah zwischen seinen besten Freunden hin und her.
"Ich dachte ich hätte mir den Wagen der ständig hinter uns fährt nur eingebildet..."

The Spotlight in your EyesWhere stories live. Discover now