Kapitel 15

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In diesem Moment erfasste Rose ein Gefühl der Freude. Es schien als könnte sie sich auf ihren zukünftigen Ehemann verlassen, ihm vertrauen. Doch sie war dennoch nicht gänzlich von seiner Unschuld überzeugt. Vielleicht lag dieses Misstrauen auch daran, dass sie seinem Vater gar ängstlich gegenüber stand.
Sie beschloss, sich auf den Rückweg zu ihrem Zimmer zu begeben.
Gerade als sie die Tür des kleinen Seitenraums öffnete und unbemerkt hinaus schlüpfen wollte, stieß sie unsanft gegen einen älteren Mann, der sie überrascht ansah, sie jedoch geistesgegenwärtig bei den Schultern packte und sie zurück auf die Füße zog.
,,Mylady, was in Gottes Namen führt euch in dieses verstaubte Kämmerchen?“
Sie bemerkte wie sie leicht errötete.
,,Die Neugier, nehme ich an“, murmelte sie kleinlaut und blickte auf ihre Zehen hinab.
Der Mann lachte. ,, Dafür müsst ihr euch keineswegs schämen. Das ist die perfekte Voraussetzung.“
Rose runzelte die Stirn. ,,Wofür?“
,, Ich werde euch für die Zeit eures Aufenthaltes zur Seite stehen und euch unterrichten.“
Erneut sah Rose in verwundert an. ,, Ich habe einen eigenen Lehrer gehabt seit ich ein Kind war, weshalb sollte ich nun wieder einen Lehrer zugewiesen bekommen?“
,, Da ihr in Kürze den Thronfolger ehelichen werdet, bin ich damit beauftragt worden, euch in die Verhaltensweisen einer Königin einzuweisen. Aber ganz unter uns macht euch keine Sorgen, Mylady.
Ihr müsst nicht nur still neben euren Ehemann auf dem Thron verweilen und verdummen. Im Gegenteil, als seine Ehefrau wäre es von seinem sowie eurem größten Interesse, wenn ihr im geheimen die rechte Hand des Königs wäret. Welch ein Fortschritt es wäre würden die Geheimnisse des Krieges und die Pläne innerhalb der Familie bleiben...Oh entschuldigt bitte ich vergaß mich euch vorzustellen, Mylady. Mein Name ist Paul Devans.
Hauslehrer und guter Freund der Familie Lancaster.“
Er deutete eine Vorbeugung an.
Rose lächelte. Der Mann war ihr von Beginn an sympathisch. ,,Mein Name ist Rose und ich freue mich sehr darauf von euch zu lernen.“
,,Habt ihr etwas gegessen? Ihr seht ganz blass aus, lasst mich euch etwas holen, was euch schmecken könnte.“
Als er das Essen erwähnte, merkte sie wie hungrig sie war.
,, Sehr gerne, Lord Devans, vielen Dank.“, sagte sie.
Er geleitete sie zu ihrem Zimmer und machte sich dann auf den Weg zu der Küche.
Rose stellte sich an das Fenster, als sie hinaus sah bemerkte sie die Klinke zu ihrer linken. Vorsichtig öffnete sie das Fenster und stand daraufhin auf einem Balkon mit einem herrlichen Ausblick auf die riesigen, schier edlosen Gärten, die man vor dem Anwesen hatte anlegen lassen.
In diesem Moment erinnerte sie sich an die vielen Dinge, die sie mit James vor einiger Zeit erlebt hatte.

Rückblick:
Es war ein wunderschöner, warmer Sommerabend. Rose Vallington jedoch saß im Speisesaal bei ihren Eltern und ihren Besuchern an der Tafel und konnte den Blick nicht von den riesigen Fenstern abwenden, durch die Sonnenstrahlen auf den weißen Marmor schienen.
Als sie sich kurz umblickte, entdeckte sie James in einem Flügel der Tür stehen. Er lächelte ihr zu und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu ihm zu kommen.
Rose überlegte einen Moment. Dann räusperte sie sich vernehmbar.
,, Vater, ich bitte um die Erlaubnis mich in meinen Gemächern zu Bett zu begeben. Ich bin sehr müde, es war ein langer Tag.“
Als ihre Eltern sie gehen ließen und sie sich von den Gästen verabschiedet hatte, rannte sie den Flur entlang um James zu finden. Doch gerade als sie enttäuscht um sich sah und ihn nicht erblickte, wurde sie am Handgelenk in eine Niesche gezogen. James grinste als er ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah. ,,Hättest du nicht auf dem Flur warten können? Mein Leben ist mir genug wert, um nicht an einem Herzfehler zu sterben!“, sagte sie, musste jedoch ein Lachen unterdrücken. ,,Na los, lass uns gehen. Uns bleibt nicht viel Zeit, bis auch die letzten Sonnenlichter erloschen sind.
Sie folgte ihm während er den Weg zum Stall einschlug. Ihre Pferde standen bereits gesattelt am Tor und die Stallburschen reichten ihnen die Zügel.
,,Ihr seid auf einem Spaziergang, Mylady und der junge Lord begleitet euch?“, fragte George amüsiert.
,,Ganz genau,danke euch!“ ,sagte Rose lächelnd.
Die beiden kannten die abendlichen Ausritte von ihr und ihrem engsten Freund bereits seit Jahren.
Und so ritten James und Rose dem Sonnenuntergang entgegen, wie sie es schon immer getan hatten taten.
James hatte es jedes Mal geschafft sie zum Lachen zu bringen, er war für sie da, wenn sie ihn brauchte und auch er hatte sie schon immer ins Herz geschlossen.
Ihre Freundschaft war etwas, was niemand erklären konnte.

Doch eins war Rose bewusst.
Sie brauchte ihn. Egal ob sie verheiratet war oder nicht. Besonders  in dieser Zeit, der Zeit vor ihrer Hochzeit, brauchte sie ihn dringender als je zuvor.
Sie wusste nicht wie, aber sie wusste, dass sie ihn bald wieder sehen wollte.
Und genau dafür musste sie sich einen Plan ausdenken...

Im Haus der FeindeWhere stories live. Discover now