Kapitel 12

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Natürlich siegte ihre Neugier. Deshalb zog sie ihren Morgenmantel über ihr Nachtgewand und ging zurück auf den Balkon.
,, Ich werde bald dort sein, richtet es ihm aus."
Der Bote sah grinsend zu ihr hinauf.
,, Ich werde ihm Bescheid geben, Mylady. Aber seid Ihr sicher, dass Ihr keine Hilfe braucht beim Abstieg von dem Balkon? "
Rose hob eine Augenbraue.,, Ich finde es rührend wie Ihr Euch um mich sorgt, doch glaubt ihr tatsächlich ich kletter dort hinab? Der Sprung in die Tiefe misst mindestens 4 Meter. Das werde ich nicht riskieren, keine Sorge."
Er sah amüsiert zu ihr hinauf.
,, Ich muss schon zugeben, eine flinke Zunge habt Ihr, da hat der Lord wohl einen guten Fang
gemacht. "
,, Obwohl ich das Gefühl habe, dass eure Worte ein Lob waren, wäre ich euch doch recht verbunden, wenn ihr mich nicht wie ein Tier, das man einfängt um es am Abend zu verspeisen, darstellen würdet."
Er lachte kurz, nickte dann aber.
,, So will ich der schönen Frau diesen Wunsch gewähren. Verlauft euch nicht auf dem Weg hinab. Sonst werde ich kommen und euch holen müssen. "
Rose ignorierte seine Worte und machte sich auf den Weg zu einer der Wendeltreppen, die zu einem geheimen Ausgang an der Rückseite des Schlosses führten.
Als sie dort ankam, sah sie den Mann an der Wand lehnend mit verschränkten Armen stehen, wie er sie beobachtete, während sie auf ihn zuging.
,, Wie ich sehe habt ihr es geschafft, folgt mir und passt auf, dass ihr euch nicht euren Knöchel brecht."
Er ging voraus, bis sie an den Ställen angelangt waren. Doch in dem Moment, als sie um die Ecke biegen wollten, hörte Rose eine Stimmt hinter sich.,, Mylady, seid Ihr das? "
Sie stellte sich schnell in den Weg, sodass der junge Page ihren Begleiter nicht sehen konnte.
,, Ja, ich bin es.", erwiederte sie und lächelte unschuldig.
,, Was führt Euch denn um diese Uhrzeit hinaus, Mylady? "
,, Ich wollte etwas an die frische Luft gehen und dachte mir ich könnte bei Gelegenheit doch einmal wieder bei meinem Pferd vorbeisehen, ob es Shadow gut geht." Shadow war der Name ihres schwarzen Hengstes, ein edles Tier. Groß und trotz der ausgeprägten Muskeln eine Eleganz, die man eigentlich einem Dressurpferd zuschreiben würde.
,, Keine Sorge, Mylady. Ich kümmere mich gut um ihn und befolge jede Eurer Anweisungen. "
Rose nickte und lächelte ihn dankbar an. ,, Das weiß ich doch Kenneth, aber ich möchte ihn trotzdem besuchen."
,, In Ordnung, aber passt auf Euch auf. In einer halben Stunde werde ich meine letzten Pflichten erledigt haben, dann komme ich wieder um Euch auf euer Zimmer zu geleiten, wenn Euch dies genehm ist. "
Rose stimmte seinem Vorschlag zu und er ließ sie allein. Zumindest dachte er das, doch sobald Kenneth außer Sichtweite war trat der Bote aus dem Schatten der Stallungen.
,, Ihr seid bei eurem Volk wahrlich geliebt.", sagte er leise.
,, Ich gebe mein Bestes jedem gerecht zu werden. "
Er ging langsam auf sie zu und mit jedem Schritt, den er auf sie zuging, machte Rose einen zurück.
Als sie mit dem Rücken gegen das Holztor stieß, nahm er ihr die Fluchtmöglichkeit, indem er sich vor sie stellte und seine Arme neben ihrem Kopf an die Wand stütze.
,, Was habt ihr vor? Ich lege hohen Wert auf körperliche Freiheit, also tretet bitte zurück und lasst mich zu meinem zukünftigen Ehemann.
Er lachte.
,, Er ist nicht hier, meine Liebe."
Gerade als Rose ihn von sich drücken wollte um wegzulaufen, presste er ihr ein in Flüssigkeit getränktes Tuch auf die Lippen, sodass sie nur wenige Momente später das Bewusstsein verlor und die Schwärze, die sich vor ihren Augen ausbreitete, sie verschlang.

Im Haus der FeindeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora