Kapitel 4

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Es waren fast 4 Tage vergangen, seitdem Rose erfahren hatte, wen sie heiraten musste.
Und heute würde sie ihren zukünftiger Ehemann zum ersten Mal kennen lernen.
Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, was weniger dem Treffen mit ihm als eher dem Wiedersehen mit seinem Vater galt.
Rose war schon früh aufgewacht und hatte nicht mehr in den Schlaf zurück finden können.
Inzwischen hatte ihre Zofe sie aufgehübscht und äußerlich war Rose bereit dafür, Lord Adam Lancaster kennen zu lernen.
Doch innerlich sträubte sie sich.
Es war bereits Nachmittag, als die Nachricht kam, dass die Familie Lancaster in Kürze eintreffen würde.
Rose hatte Mühe ruhig stehen zu bleiben, denn etwas trieb sie dazu zu fliehen, ganz weit weg, wo niemand sie finden würde.
Doch wie es sich für eine junge Frau ihres Standes gehörte blieb sie gesittet in den Reihen ihrer Familie stehen und wartete auf ihre Gäste.
Nach kurzer Zeit trafen einige Reiter zu Pferd ein, die mächtige Fahnen in den Händen hielten und hinter ihnen nahte die Droschke der Lancasters heran. Weitere Reiter hinter der Droschke bildeten den Abschluss dieses Zuges.
Als ein Diener die Tür der Droschke öffnete, warteten alle mitsamt Rose gespannt darauf, wer zuerst hinaus treten würde. Es war Lord Lancaster, sein schwarzes Haar war wie vor ein paar Tagen mit feinen weißen Strähnen durchzogen, seine grauen Augen sahen kühl auf das Empfangskomitee herab und seine Statur wirkte gewaltig und herrscherisch.
Seine Frau, hübsch und zierlich, geradezu zerbrechlich neben ihrem Gatten, folgte ihm. Der letzte musste ihr einziger Sohn sein. Rose' Zofe hatte nicht über trieben. Dieser junge Mann stand seinen Beschreibungen des Äußeren in keiner Weise nach.
Seine Schultern waren stark, er war groß und auffallend gut gekleidet. Seine Haare waren schwarz wie die Nacht und das tiefe blau seiner Augen strahlte Rose geradezu entgegen.
Doch er lächelte nicht. Es war als blickte er an allen Anwesenden vorbei geradeaus.
Die Lancasters kamen auf sie zu und blieben vor ihrem Vater und ihrer Mutter stehen.
Die Anspannung, sie alle ergriffen hatte, war deutlich zu spüren, als sich die verfeindeten Familien das erste Mal seit Jahren derartig gegenüber standen.
,, Herzlich Willkommen, Lord und Lady Lancaster.", verkündete Rose' Vater und verbeugte sich kurz. Sein Gefolge tat es ihm gleich.
Lord Lancaster nickte kurz, doch auch seine Frau und er hatten sich verneigt. Die erste Anspannung schien allmählich von den Anwesenden abzuweichen.
,, Und Lord Lancaster, was für eine Ehre euch hier zu wissen." Dies war an de Sohn gerichtet, der nun seinen Blick über Lord und Lady Vallington schweifen ließ und bei Rose verweilte. Seine Augen musterten sie genau und Rose senkte den Blick.
,, Ich danke euch.", erwiederte er ruhig. Seine Stimme ließ Rose wieder Aufsehen. Er sprach tief und durchaus angenehm. ,, Darf ich euch meine Tochter vorstellen? Lady Rose Vallington, eure zukünftige Braut."
Rose verneigte sich erneut.
Seine Aufmerksamkeit galt wieder ihr. Er trat einen Schritt näher und griff nach ihrer zarten Hand. Dann senkte er sein Haupt und gab ihr einen kurzen Handkuss. ,, Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen.", sagte er leise.
,,Nun denn, geben wir dem baldigen Eheleuten ein wenig Zeit, dies zu tun.", verkündete Lord Lancaster. Alle folgten seiner versteckten Anweisungen. Die Leute des Hauses Vallington schwärmten aus um ihre Arbeit aufzunehmen, die Begleiter der Lancasters ließen sich zum Speisesaal führen um sich zu stärken und Lord und Lady Lancaster folgten Rose' Eltern in den Spiegelsaal.
Kurze Zeit später stand sie allein mit ihm auf dem Vorplatz.
,,Nun, meine Braut, wie gedenkt ihr unser erstes Treffen zu gestalten?", fragte er. ,, Ich werde euch den schönsten Ort des Hauses zeigen."
,, Euer Schlafzimmer?" Rose sah ihn schockiert an. ,, Ich bitte euch, dies wird fürs erste nicht von Nöten sein.", sagte sie bestimmt. ,, Verzeiht meinen Scherz. Ich fühle mich geehrt, dass ihr mir sogleich den schönsten Ort vorführen wollt.", erwiederte er amüsiert.
,, So geht vor, ich folge, wohin auch immer euer Weg führen wird."
Seine Worte erfreuten Rose besonders. Zu der kleinen Lichtung des Waldes vor ihrem Anwesen führte auch eine Abkürzung mitten durch die Bäume hindurch. So konnte sie seine Worte gleich einmal testen und sich für den Scherz revangieren.

Im Haus der FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt