A.M. (Zarry)

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A.M. (Zarry)

Beinahe stolperte ich über meine eigenen Füße, als ich mich torkelnd durch die Straßen bewegte. Haltsuchend krallte ich mich erfolglos an die glatten Hauswände. Unbewusste trugen mich meine Füße einen altbekannten Weg entlang.

Ich wusste nicht mehr, wie viel ich getrunken hatte. Nach dem vierten Shot und dritten Bier gab ich das Zählen auf und konzentrierte mich eher darauf, peinlich zu tanzen und von irgendwelchen Mädchen angesprochen zu werden, die ich eigentlich nicht einmal wirklich attraktiv fand.

Eine stumme Träne rollte über meine Wange, als ich mir einem nur allzu bekannten platinsilbernen Tor gegenüber stand. Ohne wirklich darüber nachzudenken gab ich die in mein Kopf eingebrannte Zahlenkombination ein.

Leise schwang das große Tor auf und ließ mich eintreten. Neugierig wanderte mein Blick umher - zu meinem Erstaunen hatte sich kaum etwas verändert. Natürlich waren einige Büsche und Bäume gewachsen, aber trotzdem sah es noch genauso aus wie zwei Jahre zuvor.

Kaum zu glauben, dass es mittlerweile schon zwei Jahre her gewesen war, als sich das letzte Mal das Tor für mich öffnete, als ich das letzte Mal wirklich so betrunken war wie in diesem Moment. Lange hatte ich mich zurück halten können, war sorgsamer gewesen, wenn auch nicht immer trocken. Doch diesen Abend hatte ich die Kontrolle verloren, diesen Abend stürzte alles wieder auf mich ein und instinktiv wusste ich, dass es nur eine Person gab, die ich sehen wollte - die mir helfen konnte.

Meine Hand zitterte plötzlich unglaublich, als ich versuchte, den Klingelknopf zu betätigen. Müde folgten meine Augen dem roten Licht der Überwachungskamera, welches blinkte. Tief atmete ich nochmal durch, bevor es mir schließlich gelang, zu klingeln.

Ungeduldig wartete ich darauf, dass die Tür aufschwang, den Blick starr auf meine Schuhe gerichtet. Leicht zuckte ich zusammen, als sich die Tür tatsächlich öffnete. "Harry", keuchte die Person gegenüber ungläubig. Ein schiefes Lächeln legte sich auf meine Gesichtszüge, meine Augen füllten sich nun vollständig mit Tränen. "Zayn"

Stumm standen wir einige Zeit so gegenüber, beide mit Tränen in den Augen. Wir hatten beide nicht gedacht, dass ich jemals nochmal vor Zayns Haustür auftauchen würde. Aber ich brauchte ihn und an diesem Abend siegte die Sehnsucht und nun stand ich da.

"Darf ich reinkommen?", flüsterte ich leise. Schwach nickte der Schwarzhaarige und öffnete die Tür weiter. Mit wackeligen Beinen betrat ich die fast schon heimatliche Villa. Auch in dem imposanten Haus hatte sich nichts verändert. Automatisch trugen mich meine Füße in das Wohnzimmer.

Mein Blick fiel auf die dunkelblaue Ledercouch. Der Gedanke daran, was Zayn und ich schon alles auf diesem Möbelstück erlebt hatten, ließ eine Träne aus meinem Auge entfliehen. Schwer hörte ich seinen Atem hinter mir. Ein wenig unwohl setzte ich mich nieder.

Beinahe konnte ich es selbst nicht glauben, dass Zayns Haus einmal einer meiner Lieblinsorte war. Ein Ort an dem ich mich unglaublich geborgen und heimisch fühlte und obwohl sich im Prinzip nichts verändert hatte, fühlte ich mich nun an diesem Ort so fremd wie wahrscheinlich an keinem anderen.

Mit einem wackeligen Atemzug setzte sich Zayn neben mich, sein Blick starr gerade aus gerichtet. "Um ehrlich zu sein hatte ich nicht daran geglaubt, dich nochmal persönlich zu sehen", gestand er schließlich. Ich biss mir auf meine Unterlippe und nickte kaum merklich. "Ich auch nicht"

Mein Blick wandete sich zu seinem, sodass ich sein Profil beobachten konnte. Er war stets so schön wie damals und hatte sogar ein wenig zugenommen - zum Glück. "Eineinhalb Jahre Harry" Erneut stimmte ich ihm mit einem Nicken zu. Eineinhalb Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen. Kaum zu glauben, dass die Zeit so schnell verging. Über ein halbes Jahr der Pause war bereits vorbei und ich hatte das Gefühl, als hätte ich noch nichts Erholsames getan.

One Direction One Shots (1D OS)Where stories live. Discover now