Kapitel 44

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Haylees Sicht:

Zwei Wochen lang lag ich fast nur in meinem Bett und vegetierte vor mich hin. Ich hatte mich für die Arbeit krankschreiben lassen, meine Essgewohnheiten hatten sich grundlegend geändert: Entweder ich aß 2 Kilo Eiscreme am Tag oder ich aß gar nichts. Sprechen tat ich nur, wenn es absolut notwendig war. Jede Andeutung von Romy auf Justin, blockte ich direkt ab. Wenn Alex zu Besuch war, schloss ich mich in meinem Zimmer ein und machte ganz laut Musik an, damit ich die beiden Turteltäubchen nicht ertragen musste.

Wenn ich Fernsehen schaute und in den Nachrichten ein Bericht über Justin kam, schaltete ich den Fernseher aus. Ich hatte alle Songs von Justin - die ich seit dem Videodreh echt gerne gehört hatte - vom Handy gelöscht. Das Musikvideo hatte ich von meiner Plattform gelöscht. Alle Bilder vernichtet. Das Bettelarmband verschloss ich in einer kleinen Schmucktruhe, die ich nie wieder öffnete.

Manchmal konnte ich es jedoch nicht vermeiden irgendwo etwas von Justin zu hören. Schon gar nicht, wenn ein Lied im Radio lief und ich es erst nach ein paar Sekunden merkte.

In diesen Momenten tat mein Herz noch mehr weh. Es war sowieso nur noch eine leere Hülle. Eine Hülle, die zu bröckeln anfing. Von Tag zu Tag brach ein weiteres Stück meines Herzens ab und verwandelte sich zu einer Scherbe, die eine tiefe Wunde in meine Brust schnitt. Eine Wunde, die niemals heilen würde. Ich wollte diesen Jungen vergessen, wollte nicht mehr an ihn denken müssen, wollte keine Liebe für ihn empfinden, doch es war unmöglich. Ich war nicht stark genug, um ihn zu vergessen. Ich war nicht stark genug, um mit der Situation klarzukommen. Ich war nicht stark genug mit meiner besten Freundin darüber zu reden. Ich war ja nicht einmal stark genug, einfach eine glückliche Fassade aufzusetzen, darüberzustehen und raus auf die Straße zu gehen, um der Menschheit - und meinem Ego - zu zeigen, dass ich mich von einem blöden, arroganten Star nicht unterkriegen ließ.

„Lee?", hörte ich Romy - wie so oft - fragen. Sie klopfte dabei an meine Zimmertür und im Hintergrund hörte ich Alex reden. Genau aus diesem Grund hatte ich mich ein weiteres Mal in mein Zimmer eingeschlossen. Ich gönnte meiner besten Freundin ihr Glück, aber ich wollte dieses Glück nicht zu Gesicht bekommen, da es mich nur noch mehr verletzen würde.

„Was?", krächzte ich. Ich war erschrocken über meine eigene Stimme, sie klang so brüchig und überhaupt nicht mehr voller Elan, wie normalerweise.

„Mach' doch die Tür auf, Liebes. Ich möchte mit dir reden", flehte Romy hoffnungsvoll.

„Nein!", schrie ich wütend.

„Nicht über... ihn."

Die Scherben drückten in meine Brust. Ich fasste mir ans Herz und krümmte mich auf dem Bett. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass Liebeskummer so schlimm sein konnte, dann hätte ich niemals irgendetwas mit einem Jungen unternommen. Aber wer konnte schon erahnen, dass ich mich in den Weltstar schlechthin verlieben würde? Eigentlich hätte ich es wissen müssen, dass es gefährlich sein würde in Justins Nähe zu sein. Er hatte mich Tag für Tag manipuliert. Er hatte mir etwas vorgespielt und ich war - trotz Hails Warnung - darauf reingefallen. Selbst Schuld, Lee.

„Die Tür ist offen, komm rein."

Ich hatte mich doch dazu entschieden die Tür aufzumachen, denn ich vertraute Romy und glaubte ihr, dass sie nicht über IHN reden würde. Tatsächlich hielt sie ihr Versprechen, doch als ich sie sah weitete ich meine Augen ein wenig.

„Wo willst du denn hin?", fragte ich sie schockiert.

Sie trug eine schwarze sehr kurze Hotpants, schwarze High Heels und ein bauchfreies weißes Top. Ihre Augen waren stark in einem Smokey Eye Look geschminkt, ihre Haare locker hochgesteckt und nur ihre Lippen sahen aus wie immer.

I bet you will - j.b. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt