40. Seinen Herzschlag

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Wir liefen am Rand des Sees entlang, weg von unseren Schlafplätzen.

"Wie geht es dir?", fragte Will und ich lachte kurz auf, warum, wusste ich nicht so genau.

"Es ist schön hier, aber ich fühle mich irgendwie trotzdem kaputt und müde.
So wie immer eben.
Und, wie geht es dir?", fragte ich.

Er antwortete nicht und das brachte mich dazu, hochzusehen.
Er schaute mich bereits an und ich bekam eine Gänsehaut, obwohl mir gar nicht kalt war.

"Warum warst du einfach weg? Warum bist du einfach verschwunden?", fragte ich leise und er blieb stehen.

Die anderen waren mittlerweile zu weit weg, um sie genau erkennen zu können und dort, wo wir jetzt standen, war kaum mehr Gras auf dem Boden.
Nur noch ein Gemisch aus Sand und Erde.

Ich blieb also auch stehen und so standen wir uns gegenüber.

"Weil ich nachgedacht habe, Liz."

"Aber du kannst doch nicht einfach so abhauen. Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich hab gedacht, dir wäre etwas passiert", schluchzte ich schon fast.
Dabei hatte ich mir eigentlich vorgenommen, stark zu bleiben.

"Ich musste nachdenken, verstehst du? Ich musste alleine sein und einen klaren Kopf kriegen.
Es tut mir leid."

"Hauptsache dir geht's gut", murmelte ich und bereute es kurz darauf auch wieder.

Wütend auf mich selbst senkte ich meinen Blick und malte mit meinen nackten Füßen kleine Kreise in das Sand und Erd Gemisch.

"Liz, du weißt doch, dass ich möchte, dass du mich anschaust, wenn wir reden. Bitte."
Sein Ton klang fast flehend.

Vorsichtig schaute ich wieder hoch und auf einmal waren wir uns ganz nah.
Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und hörte, wie er ein- und ausatmete.

"Ich habe über uns nachgedacht, Liz", sagte er und seine dunklen Augen wirkten noch dunkler als sonst.
"Ich habe darüber nachgedacht, was ich für dich empfinde."

Ich schluckte. Verdammt, dachte ich.

"Kannst du dich erinnern, als wir uns das erste Mal getroffen haben?", murmelte er, doch ich verstand ihn trotzdem gut, weil er mir so nah war.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und auch ich musste lächeln, obwohl mein Herz viel schneller schlug als sonst und ich aus irgendeinem Grund total nervös war.
Will war der Grund dafür, dachte ich.

Ich antworte: "Wie könnte ich mich nicht daran erinnern?"

"Schon bei unserem ersten Treffen, hab ich angefangen, dich zu mögen. Doch ich hätte nie gedacht, dass du mal ein so wichtiger Teil meines Lebens sein würdest.
Mit meinen Gefühlen für dich war ich mir nie wirklich sicher. Ob ich mehr für dich empfand als nur für eine Freundin, war mir am Anfang gar nicht klar."

Ich schluckte wieder schwer und erinnerte mich an all die Momente in Klinik Woods.
Daran wie wir Basketball gespielt hatten, wie er meine Wunden gesäubert hatte, wie wir nebeneinander eingeschlafen waren und wie wir durch den Regen gelaufen waren.
Es gab so viele schöne Momente mit ihm, dachte ich und er fuhr fort.

"Als du dann gesagt hast, dass du mich magst und ich das Arschloch gespielt hab und du mir verziehen hast...Da war ich glücklich. Wirklich. Ich war einfach nur froh, dich zu haben und bin es immer noch.
Aber als du dann auf der Wiese vor mir gestanden hast und gesagt hast, dass du ohne mich nicht auskommen würdest, da war das neu für mich.
Niemand hat je sowas zu mir gesagt.
Und dann war es mir irgendwie klar.
Dass ich mehr für dich war.
Und das war so ein neues Gefühl für mich, dass ich jemandem etwas bedeute."

Freaks [wird überarbeitet]Where stories live. Discover now