Kapitel 6

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Leonie lief Gedankenverloren und mit leerem Blick durchs Schloss. Ihr Kopf war wie leer gefegt und ihre Augen schauten nach vorne, während sie nichts um sich herum wahr nahm. Die letzten beiden Stunden bei Professor Binns hatten ihr die Sinne vernebelt. Der Professor war echt langweilig und Leonie hatte die ganze Doppelstunde über nichts wahrgenommen. Ohne jegliche Orientierung, mit leerem Kopf und mit verschleierten Augen bog Leonie um die nächste Ecke und stieß mit jemandem zusammen. Mit einem Rums landeten beide auf dem Boden. Verwirrt rieb Leonie sich den Po. "Tschuldigung... War mein Fehler...", nuschelte sie, gerade so verständlich und schaute sich vorsichtig um. Wo war sie gerade? "Macht nichts. So ein Miest, meine Bücher!", erwiderte die andere Person bloß, stand dann ruckartig auf und sammelte verzweifelt ihre Bücher zusammen. Überrascht sah Leonie zu der Person, welche gerade ein Buch aufhob und überprüfte, ob es noch heile war. "Mailin?!", rief Leonie überrascht, die plötzlich wieder klar denken und sehen konnte. "Ja?", fragte die Kleine gereizt und sammelte das nächste Buch auf. "Oh Merlin, warum immer nur ich?", jammerte Leonie und rappelte sich dann auf. "Was ist eigentlich los mit dir?", fragte Mailin schließlich und sah ihr größeres Ebenbild nachdenklich an. Es hatte Mailin Überwindung gekostet, so freundlich zu Leonie zu sein und sie hoffte, Leonie würde es nicht mit einem Fußtritt danken. Sie kannte das Mädchen schlecht und wollte es besser kennen lernen. "Was soll schon sein? Ich bin wieder Single und hatte als letztes eine Doppelstunde Geschichte der Zauberei! Dementsprechend fühle ich mich gerade ausgelaugt. Aber warum interessiert dich das?", erwiderte Leonie, völlig überrumpelt von der ganzen Situation. "Oh ja, Geschichte ist echt langweilig. Das einzige Fach, was ich nicht mag.", stimmte Mailin ihr zu und überrascht sah Leonie die Kleine an. Führte sie hier gerade wirklich ein normales Gespräch mit Mailin McAllen? Stirnrunzelnd sah Leonie dem kleinen Mädchen direkt in die Augen. Das Mädchen erinnerte sie an jemanden, an den Leonie am liebsten nicht gedacht hätte. Es konnte auch gar nicht sein. Mailin konnte nicht die Person sein, an welche Leonie gerade dachte. Es gab ein großes Geheimnis in der Familie Potter und niemand, außer ihren Eltern, ihrem Bruder und Leonie selbst, wussten davon. Leonie wollte auch gar nicht, dass dieses Geheimnis je raus kam. "Hast du dir was getan bei dem Sturz?", fragte Leonie plötzlich leicht besorgt das kleine Mädchen vor sich, welche energisch den Kopf schüttelte. "Nein, alles gut.", fügte sie noch hinzu und sah Leonie aus großen, runden Augen an. Genauso hatte sie auch immer geguckt. Nicht Leonie, sondern sie. Schnell schüttelte Leonie den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. "Gut, ich muss dann auch mal weiter. Hausaufgaben!", sagte Leonie schnell, legte Mailin kurz eine Hand auf die Schulter und lief dann schnellen Schrittes weg. Verwirrt schaute Mailin ihr hinterher.

Sie lief durch das Schloss und hatte nur noch einen Gedanken im Kopf. Leonie blieb vor dem Portrait der fetten Dame stehen und rang nach Luft. Sie war die meiste Strecke gerannt. "Passwort?", fragte die fette Dame und musterte Leonie von oben bis unten."Quidditch!", antwortete Leonie außer Atem und kletterte durch das Loch, nachdem das Portrait zur Seite geschwungen war. "Ach, Leonie! Da bist du ja endlich!", rief Sirius und zog Leonie zur Couch vorm Kamin. "Wir planen an unserem Streich weiter, jetzt wo unsere Köpfe nicht voll Alkohol sind!", lachte Peter und sofort sahen die anderen drei Jungs überrascht zu Peter. Es war ungewöhnlich für ihn so zu reden. Kurz sah Leonie ihn überrascht an, dann fasste sie sich wieder und drehte sich zu Sirius. "Der Streich ist mir gerade egal!", platzte es aus ihr heraus und sofort sahen die Jungs erschrocken zu Leonie. "James, wir müssen reden. Alleine!", redete Leonie unbeirrt weiter, während sie ihrem Bruder direkt in die Augen sah. "O ... Okay!", gab dieser überrascht von sich und stand auf. "Bis später Jungs!", rief Leonie, schnappte ihren Bruder am Handgelenk und zog ihn aus dem Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Die fette Dame meckerte leise, weil Leonie eben erst rein wollte und nun wieder raus wollte, doch Leonie kümmerte es nicht. Unbeirrt zog Leonie ihren Bruder die Treppen runter und ins nächst beste, leere Klassenzimmer. Nicht mal Peeves war da. Sofort schloss Leonie die Türe. "Was ist denn los, Leonie?", fragte James verwirrt und sah seine Schwester nachdenklich an. "Sie!", antwortete Leonie bloß. Erst sah James sie verwirrt an, dann begriff er und Augenblicklich hielt er den Atem an. "Ich kann das alles nicht mehr! James, ich muss dauernd an sie denken! Seid Mailin in unser Leben getreten ist, muss ich dauernd an sie denken! Es frisst mich auf!", platze es aus Leonie heraus und sofort zog James seine Schwester in die Arme. "Hey, Leonie! Beruhig dich!", flüsterte er ihr durch das Haar durch zu und strich ihr dabei behutsam über den Rücken. Leonie war noch während ihrer Worte in Tränen ausgebrochen und James konnte seine Schwester einfach nicht weinen sehen. Als es mit ihr damals passierte, waren Leonie und James erst vier gewesen, doch es fühlte sich immer noch so an, als wäre es erst gestern gewesen. Sie war doch noch so klein gewesen!

Leonie Dorea Potter I (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now