Kapitel 33

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Es war warm, die Sonne schien und die Schüler hätten ihren Samstag gerne anders genutzt. Allerdings hieß es lernen, denn bald würden die Prüfungen starten. Lily saß mit Zoé, Xenia, Dorcas und Marlene in der Bibliothek. Leonie hatte eine ganze Weile mit gelernt, hatte sich allerdings vorhin von ihnen abgeseilt. Sie musste zur Sitzung bei der Psychologin. Miss Taylor war noch sehr jung. Sie trug ihre blonden Locken halb offen und ihre grünen Augen zogen jeden Mann in ihren Bann. Sie hatte eine angenehme Stimme und man hörte ihr gerne zu. Allerdings hatte Leonie keine Lust auf diese blöden Sitzungen. Wie sollte Miss Taylor ihr helfen, die zwar ausgesprochen sympathisch war, aber keine Ahnung von Leonies Situation hatte. Miss Taylor würde sie niemals verstehen, schließlich war sie nie in ihrer Lage gewesen. Allerdings wollte Leonie auch keinen Ärger. Ihre Eltern hatten angekündigt, dass wenn Leonie die Therapie nicht wahrnehmen würde, sie Hogwarts nicht weiter besuchen dürfte. Dann würde Leonie von zu Hause aus unterrichtet werden. Das war total unfair, fand Leonie.

Sie klopfte an die Tür und trat dann ein. "Miss Potter, schön Sie zu sehen.", grüßte Miss Taylor die junge Gryffindor. "Auch hallo.", grüßte sie knapp zurück. Sie würde sich auch heute nicht groß mit ihr unterhalten, sondern ihr Hauptsächlich zuhören. Leonie setzte sich auf den freien Sessel, gegenüber von Miss Taylor. Diese holte ihr Klemmbrett hervor. "Wie geht es Ihnen heute?", fragte die Psychologin mit ruhiger Stimme. "Gut.", antwortete Leonie knapp. Sie wusste, dass sie gerade log, doch sie wollte nicht reden. "Wie war Ihr heutiger Tag bisher?", fragte Miss Taylor unbeirrt weiter. "Gut.", antwortete Leonie wieder. "Was haben Sie denn gemacht?", wollte Miss Taylor von der Gryffindor wissen. "Gelernt.", gab Leonie als knappe Antwort. "Und das finden Sie gut?", hakte die Psychologin nach. "Ja.", sagte Leonie. Die Psychologin seufzte leise. "Ich verstehe, dass Sie keine Lust auf die Sitzungen haben. Aber bitte machen Sie es uns beiden doch nicht so schwer.", sagte Miss Taylor ruhig. "Worüber soll ich denn reden? Davon, was ich gelernt habe? Oder vom Gespräch beim Frühstück?", fragte Leonie pampig. "Das wäre zumindest ein Anfang. Letztes Mal haben Sie mir von Ihrer Familie erzählt. Vielleicht möchten Sie mir heute von Ihren Freunden erzählen? Sie haben mit Sicherheit viele Freunde.", gab Miss Taylor zurück. Nun war es Leonie, die leise seufzte.

"Erzählen Sie mir doch von Ihrer besten Freundin.", bat Miss Taylor. "Ich soll von Lily erzählen?", fragte Leonie verwirrt. "Wenn Lily Ihre beste Freundin ist, dann ja.", bestätigte Miss Taylor. "Lily und ich, wir kennen uns seit unserem ersten Schuljahr. Wir sind zusammen eingeschult worden. Außerdem ist sie auch in Gryffindor.", fing Leonie an und kam sich dabei ziemlich albern vor. "Und Lily wurde schnell ihre beste Freundin?", fragte die Psychologin. "Ja, weil Lily einfach eine unfassbar tolle junge Hexe ist. Sie ist herzlich und offen, sieht in Jedem das Gute und hat immer ein offenes Ohr. Ich kann mit allem zu ihr gehen.", erzählte Leonie, wurde dabei etwas entspannter. "Das klingt nach einer ganz wundervollen Freundin.", gab Miss Taylor der jungen Gryffindor recht. Leonie nickte. "Aber Sie haben mit Sicherheit noch mehr Freunde, habe ich recht?", fragte Miss Taylor. "Ja, habe ich.", antwortete Leonie leise. "Dann erzählen Sie mir doch von ihnen.", bat die Psychologin. Leonie zögerte kurz, erzählte dann aber von ihren Freunden.

"Nun, wie ich hörte, haben Sie in den letzten Monaten viel durchgemacht.", sagte Miss Taylor, nachdem sie eine Weile über Leonies Freunde gesprochen hatten. Sie wollte das Gespräch langsam umlenken. Leonie wurde etwas blass und senkte den Blick. "Ich frage mich, was in den letzten Monaten passiert ist.", sagte Miss Taylor weiter. Leonie schwieg. Die Psychologin sah sie geduldig an, was Leonie nervös machte. "Sie brauchen Ihre Zeit nicht mit mir verschwenden, denn Sie können mir eh nicht helfen! Niemand kann das!", sagte die Gryffindor schließlich unter Tränen. "Vielleicht kann ich Ihnen ja doch helfen.", sagte die Psychologin ruhig, doch Leonie schüttelte den Kopf. "Als ich ungefähr so alt war wie Sie, da musste ich auch zum Psychologen. Mir hat das damals sehr geholfen.", erzählte Miss Taylor. Überrascht sah Leonie sie an, ihr Gesicht voller Tränen. "In meiner frühen Kindheit verstarb meine Mutter. Mein Vater verfiel in ein tiefes Loch, weshalb er seine Arbeit verlor. Danach ertränkte er seinen Kummer mit Alkohol.", erzählte Miss Taylor weiter. "Durch den Alkohol fremd gesteuert, fing er irgendwann an mich zu schlagen. Immer und immer wieder. Manchmal sperrte er mich auch ein, um mich zu bestrafen.", endete die Psychologin. Leonie schaute sie groß an. "Und was ist mit Ihrem Vater passiert?", fragte sie leise. "Nachdem das Ganze rauskam, wurde mein Vater nach Askaban gebracht. Ich kam bei meiner besten Freundin unter. Ihre Eltern nahmen mich damals bei sich auf. Allerdings brauchte ich dennoch Psychologische Hilfe. Auch ich wollte diese Hilfe damals erst nicht annehmen.", antwortete Miss Taylor. Leonie schwieg. "Ich war damals ganz fiesen Kommentaren und Sprüchen meiner Mitschüler ausgesetzt. Sie meinten, ich hätte es nicht anders verdient, wenn ich mich nicht wehren könnte.", fügte die Psychologin hinzu. "Es war eine schlimme Zeit, doch ich hatte meine beste Freundin, die mir immer den Rücken stärkte. Und wenn mir jemand blöd kam, dann jagte sie demjenigen einen Fluch auf den Hals.", sagte sie und musste leicht lächeln.

Leonie schwieg einen Moment, ebenso wie Miss Taylor. Die Gryffindor atmete tief durch, zögerte noch mal kurz und fing dann an von Professor Hagelkorn zu erzählen. Die Psychologin hörte ihr geduldig zu. "Er mochte mich vom ersten Tag an nicht... Hat mich immer unfair behandelt...", erzählte Leonie und erzählte vom vielen Nachsitzen, von den Strafarbeiten und dem Punkte abziehen. Oftmals für Dinge, für die Leonie nichts konnte. "Klingt nach einem wirklichen fiesen Professor.", sagte Miss Taylor, die sich fragte, wie so jemand Lehrer werden konnte. "Im... Im Januar diesen Jahres... da... da reichte ihm das nicht mehr...", erzählte Leonie stockend. Sie fing an leicht zu zittern, zog ihre Knie an ihren Körper ran und schlang die Arme darum. Miss Taylor sah das Mädchen fragend an. Leonie atmete nochmal tief durch. "Er... Er fing an... fing an... mich...", stotterte sie, konnte allerdings nicht weiter reden, da sie anfing zu weinen. Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Knien und schluchzte. Die Psychologin ahnte worauf Leonie hinaus wollte. Vorsichtig setzte sie sich neben Leonie und legte behutsam einen Arm um ihre Schulter. Leonie zuckte heftig zusammen, ließ es dann aber zu. "Er hat Sie missbraucht, oder?", fragte Miss Taylor leise und vorsichtig. Leonie nickte, weinte in ihre Knie. Miss Taylor hielt Leonie im Arm, bot ihr Schutz und eine Schulter zum ausheulen.

Als Leonie sich ein wenig beruhigt hatte, fing sie stotternd an zu erzählen, was sie bei Hagelkorn in den Privatgemächern über sich hat ergehen lassen müssen. "Ich... Ich lag mit Fieber im Krankenflügel... Trotzdem kam... kam er in der Nacht... drückte mich ins Bett... Und dann... dann... hat... hat er mich... v...ver...vergewaltigt... Das ich krank war, war ihm... war ihm egal...", erzählte Leonie stotternd. Sie weinte dabei, schluchzte immer wieder und zitterte am ganzen Körper. Miss Taylor war entsetzt über die Skrupel des Professors. Und sie verstand nicht, wie so jemand hatte Professor werden können. Sie hielt Leonie weiter im Arm. "Ich hoffe er wurde bestraft.", sagte Miss Taylor. Leonie nickte schwach, weinte noch immer bitterlich. "Er... Er hat... den Kuss... Kuss des Dementors be...bekommen...", fügte Leonie unter Tränen hinzu. "Verdient hat er es.", sagte Miss Taylor, die absolut kein Mitleid mit dem Professor hatte. Miss Taylor ließ das Mädchen sich ausweinen. Als Leonie keine Tränen mehr hatte, versuchte die Psychologin mit Leonie zu reden. Sie machte ihr klar, dass das auf keinen Fall ihre Schuld war und das sie sich auch nicht dafür schämen musste.

Also hier ist mein Versuch von einer der Therapiestunden. Besser bekomme ich es nicht hin 🙈

Nikky

Leonie Dorea Potter I (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now