Kapitel 34

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In einer Woche würden die Prüfungen starten. Leonie legte sich ordentlich ins Zeug. Sie schlief Nachts kaum, weswegen sie müde und erschöpft war. Allerdings wollte sie unbedingt ihre Prüfungen ablegen und ihren ZAG bestehen. Zumindest hatte sie sich endlich ihrer Psychologin anvertraut und redete während der Sitzungen viel mit ihr. Es half ihr, auch wenn sie es erst nicht zugeben wollte.

Es war an einem Abend, als Leonie am Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorbei lief. Die Tür war einen Spalt breit offen und Leonie hörte Stimmen. Überrascht blieb sie stehen. Unterricht fand heute keiner mehr statt und die Schüler waren in ihren Gemeinschaftsräumen, in der Bibliothek oder auf den Ländereien. Die Lehrer vermutlich im Lehrerzimmer oder in ihren Büros. "Wie geht es Miss Potter? Redet sie endlich?", hörte sie die fragende Stimme eines Mannes. Sie runzelte die Stirn. "Du weißt, ich darf über meine Patienten nicht sprechen, Elijah.", antwortete eine warme Frauenstimme. Leonie erkannte sofort, dass dies die Stimme von Miss Taylor war. Professor Coleman seufzte leise, fragte aber nicht weiter. "Ja, ich weiß, Isabella.", sagte er lediglich. Leonie war erleichtert. Ihr Vertrauen zu Miss Taylor hatte sich somit gerade verstärkt.

"Ich muss dir etwas sagen.", sagte die hübsche Psychologin leise. Leonie lauschte gespannt. "Und das wäre?", wollte Coleman wissen. Einen Moment lang hörte Leonie gar nichts, weshalb sie vorsichtig durch den Türspalt ins Klassenzimmer schaute. Sie sah die beiden Erwachsenen. Miss Taylor holte etwas schmales aus ihrer Hosentasche und hielt es Coleman hin. Überrascht nahm er es. Als er sah, was sie ihm gegeben hatte, machte er große Augen. "Du... Du bist Schwanger?", fragte er und konnte nicht verhindern auf ihren Bauch zu schauen. Sie lachte nervös. "Ja... Wir wollten ja eigentlich noch warten... Wir wollten doch erst Geld sparen, Urlaub machen und heiraten... Aber die Verhütung hat irgendwie nicht... nicht gewirkt...", fing sie an zu reden. Coleman zog Miss Taylor in seine Arme. "Ich freue mich trotzdem auf unser Baby.", sagte er und konnte ein paar Tränen nicht zurück halten. Erleichtert erwiderte sie die Umarmung. Hinterher schauten die beiden Erwachsenen sich an. "Wie machen wir das? Wir können doch nicht in getrennten Wohnungen leben, wenn das Baby kommt. Und wie sieht es Finanziell aus? Wie sollen wir das schaffen? Wir sind noch so jung, werden wir da überhaupt gute Eltern sein können? Außerdem sind wir unverheiratet!", überrollte die junge Frau ihren Freund. Der Professor blieb ruhig. "Hey, ganz ruhig, Isabella.", stoppte er ihren Redefluss. "Dann heiraten wir jetzt schon. Ich hätte dich am liebsten eh schon zu Schulzeiten geheiratet. Und wir suchen uns eine gemeinsame Wohnung, die wir uns schön einrichten werden. Finanziell wird das auch machbar sein. Und hey, viele Paare vor uns sind jung Eltern geworden und haben es geschafft. Da schaffen wir es auch. Du wirst eine ganz wundervolle Mama sein. Außerdem bist du nicht alleine, denn ich werde immer an deiner Seite sein!", beruhigte der Professor seine große Liebe. Diese entspannte sich, sah ihn dankbar und verliebt an.

Leonie beschloss, lieber nicht weiter zu lauschen. Es wurde zu privat und es ging sie nichts an. Leise lief sie davon und in ihren Gemeinschaftsraum. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Professor Coleman vergeben war. Wenn die ganzen Klatsch-Weiber das wüssten, dann würden sie ganz blass vor Neid werden. Leonie wusste, dass viele Mädchen auf den Professor standen. Sie fing an zu lachen, weshalb sie viele verwirrte Blicke erntete. Es war das erste Mal, seit Januar, das Leonie wieder lachte. Aber sie freute sich für ihren Professor und auch für Miss Taylor, dass die Beiden einander hatten. Es schien die ganz große Liebe zu sein und jetzt würde bald ein Baby dazukommen. Als sie daran dachte, wurde sie jedoch wieder etwas traurig. Sie dachte an ihr eigenes Baby, welches sie verloren hatte. Es war ein Schock gewesen, doch Leonie hätte dem Baby gerne ein zu Hause gegeben. Im Nachhinein war es wohl aber besser so, denn spätestens durch Hagelkorns Folter hätte sie das Baby dann eh verloren. Verzweiflung überkam sie, welche sich jedoch schnell in Wut umwandelte. Zum ersten Mal verspürte sie Zorn, wegen dem, was Hagelkorn ihr angetan hatte. Bisher hatte sie Trauer, Angst und Verzweiflung verspürt. Nun wurde es Zorn. Leonie ballte ihre Hände zu Fäusten, schrie einmal auf und rammte ihre Hand in die harte Steinmauer im Gemeinschaftsraum. Alle Köpfe ruckten zu ihr und starrten die Gryffindor entgeistert an.

Remus sprang auf und lief zu seiner besten Freundin. "Was ist los? Was ist passiert?", fragte er besorgt und legte einen Arm um sie. Leonie zitterte und in ihren Augen schimmerten Tränen. Es waren Tränen des Zorns. Remus erschrak, als er ihren Blick sah. Sie schüttelte den Kopf, löste sich aus seiner Umarmung und rannte die Treppe zu ihrem Schlafsaal hinauf. Remus schaute ihr besorgt nach. "Ich rede mir ihr.", sagte Lily, stand auf und lief ihrer Freundin hinterher. Leonie war ins Badezimmer gelaufen. Sie stützte sich am Waschbecken ab und schaute in den Spiegel. Tränen des Zorns weinte sie. Lily seufzte leise und ging langsam zu Leonie. "Warum? Warum musste das passieren?", fragte Leonie sich selbst, ballte ihre rechte Hand wieder zur Faust und schlug mit dieser in den Spiegel. Der Spiegel ging sofort zu Bruch. Leonies Hand blutete und der Schmerz pochte. Sie keuchte auf, weinte nun noch mehr. "Leonie!", stieß Lily erschrocken aus. Sie zog ihre Freundin aus dem Bad. "Wir gehen damit besser zu Madam Pomfrey.", sagte Lily und ließ keine Widerrede zu. Leonie murrte, ließ sich aber von ihrer Freundin in den Krankenflügel bringen. Madam Pomfrey heilte Leonies Hand, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.

Dir letzte Woche vor den Prüfungen war die härteste Woche. Die Lehrer gingen mit den Klassen nochmal den Stoff des Schuljahres durch, während die Schüler außerhalb des Unterrichts auch noch lernten. Leonie hatte es besonders schwer, da sie zusätzlich noch zu den Therapiestunden bei Miss Taylor musste. Sie machte allerdings Fortschritte und Miss Taylor versuchte ihr bei Wutanfällen zu helfen. Sie war für die Zeit, in der sie Leonie therapierte, mit nach Hogwarts gezogen. So musste sie nicht jeden Tag nach Hogwarts kommen. Also versuchte Miss Taylor der Schülerin auch außerhalb der Sitzungen zu helfen. Nun ging Leonie, wenn sie wieder Zorn auf Hagelkorn verspürte, zu ihrer Psychologin. Diese nahm sich sehr viel Zeit für ihre Patienten und lenkte sie in die richtige Richtung, um ihrem Zorn nicht zu verfallen.

Dieses Kapitel ist etwas kürzer, dafür erlaubt es einen Einblick ins Privatleben von Miss Taylor und Professor Coleman 🤫

Nikky

Leonie Dorea Potter I (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now