Kapitel 23

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"Wir sollten zu Professor McGonagall gehen.", sagte Remus, nachdem sie nun schon seit einer Stunde nach Leonie suchten. Unsicher sah Zoé ihn an. "Dann gibt es mit Sicherheit Ärger.", stellte Johanna fest. "Den gibt es in der Tat.", bestätigte eine strenge Stimme hinter den Teenagern. Erschrocken drehten sie sich um und blickten ins strenge Gesicht von Professor McGonagall. "Professor McGonagall...", sagte Xenia kleinlaut. Diese schaute die drei Schüler streng an. "Was machen Sie außerhalb der Betten?", fragte sie forsch. Dann schaute sie zu Remus. "Von Ihnen, als Vertrauensschüler, hätte ich mehr erwartet, Mister Lupin.", tadelte sie den Jungen. "Professor, bitte lassen Sie mich erklären.", bat Remus seine Lehrerin. "Ich höre.", sagte sie forsch und sah ihn abwartend an. "Wir suchen nach Leonie. Während Astronomie ist sie weggelaufen. Wir dachten, sie würde in ihren Schlafsaal laufen. Allerdings ist sie dort nicht. Zoé kam zu uns, hat nach Leonie gefragt. Aber bei uns war sie auch nicht.", fing Remus an zu erklären. Aus irgendeinem Grund wurden McGonagalls Gesichtszüge weicher. "Wir machen uns Sorgen um Leonie. Seit einiger Zeit ist sie im Unterricht so unaufmerksam geworden. Sie kommt öfter zu spät oder fehlt komplett. Und bei jeder Berührung zuckt sie zusammen.", erklärte Remus weiter. Professor McGonagall seufzte. Das war ihr selbst auch schon aufgefallen. "Wo haben Sie denn schon gesucht?", fragte die Professorin mit ruhigerer Stimme. Überrascht sahen die Teenager sich an, fingen dann aber zu erzählen.

Leonie hatte sich inzwischen wieder aufgerafft und auf einen großen Stein gesetzt. Ihre Knie waren aufgeschürft und bluteten. Der Fuß, mit dem sie an der Baumwurzel hängen geblieben war, hatte sich dabei umgeknickt. Es tat weh, doch Leonie störte es eher, dass sie nicht wusste, wie aus dem Wald kommen sollte. Sie hatte völlig die Orientierung verloren. Allerdings hatte sie auch keine Kraft, um Stundenlang durch den Wald zu irren. Also blieb sie sitzen und hoffte auf ein Wunder. Das Einzige, was ihr bis jetzt eingefallen war, war es einen Schutzzauber zu wirken. So hatte sie um den Stein herum Schutzzauber gesprochen und verbarg sich nun in diesem Schutzkreis. Tränen rollten über ihr Gesicht und sie zitterte. Ihr war kalt und sie hatte Angst.

Professor McGonagall ging mit den Teenagern zu Professor Dumbledore. "Dann los, finden wir Miss Potter.", sagte der Schulleiter und verließ mit den Anderen sein Büro. McGonagall lief mit Zoé und Johanna durchs Schloss, während Dumbledore mit Remus nach draußen ging. Er holte schließlich Hagrid dazu. "Fragend sah Remus den Schulleiter an. "Professor Dumbledore.", sagte Hagrid, als er die Tür geöffnet hatte. "Hagrid, kannst du uns durch den Wald begleiten? Wir suchen einen Schülerin.", fragte der Schulleiter, wobei er wusste, dass Hagrid nicht nein sagen würde. "'Türlich.", antwortete Hagrid, entzündete seine große Laterne und lief mit Dumbledore und Remus in den verbotenen Wald. "Meinen Sie, Leonie ist im Wald?", fragte Remus unsicher. "Eine Suche ist es auf jeden Fall wert.", antwortete Dumbledore. "Leonie ist die verschwundene Schülerin?", fragte Hagrid erschrocken. Er mochte die junge Potter, denn sie hatte stets ein offenes Ohr für ihn und besuchte ihn oft. Dumbledore nickte.

Irgendwann stand Leonie auf und trat aus dem Schutzkreis. Sie musste sich bewegen, sonst würde sie einschlafen und das wäre nicht gut. Also fing Leonie an sich zu bewegen. Als sie Schritte hörte, zuckte sie zusammen und rannte davon. Hagrid bemerkte die Bewegung und leuchtete mit seiner Laterne in die Richtung. Nun bemerkten auch Dumbledore und Remus die Bewegung. "LEONIE?!", rief Remus und rannte los. "Mister Lupin, bleiben Sie hier!", rief Dumbledore, doch Remus war nicht mehr zu halten. Er rannte Leonie nach. "LEONIE?!", rief er mehrmals. Leonie schaute beim Rennen hinter sich, stolperte dabei über einen Stein und fiel der Länge nach hin. Schnell rannte Remus zu ihr, dicht gefolgt von Dumbledore und Hagrid. Remus kniete sich neben seine beste Freundin und zog sie aus dem Dreck. "Leonie.", sagte er, erleichtert das sie lebte. Leonie schaute ihren besten Freund blass an, brach dann in Tränen aus und warf sich in seine Arme. Überfordert legte dieser die Arme um Leonie und drückte sie an sich. "Ich bin ja da.", sagte Remus leise und strich seiner Freundin über den Rücken. Er merkte, dass sie fror, weshalb er seinen Umhang auszog und ihr über die Schultern legte. Der Schulleiter und der Wildhüter schauten schweigend zu. Das war etwas, da hatten sich die Erwachsenen nicht einzumischen. Leonie hörte langsam auf zu zittern. Weinend schlief sie, vor lauter Erschöpfung, in Remus' Armen ein. "Wir sollten Miss Potter in den Krankenflügel bringen.", durchbrach der Schulleiter die Stille. Remus nickte, konnte mit Leonie in den Armen aber nicht aufstehen. Vorsichtig nahm Hagrid ihm Leonie ab, um sie ins Schloss zu tragen. Dankbar sah Remus ihn an und stand dann auf. Dumbledore schickte einen Patronus zu McGonagall, damit diese nicht weiter suchte.

Im Krankenflügel legte Hagrid die junge Gryffindor auf ein freies Bett. Madam Pomfrey kam sofort angelaufen. "Wir haben sie draußen gefunden. Sie wird ein paar Stunden draußen gewesen sein.", erklärte  Dumbledore der Krankenschwester. Diese nickte und sprach einen Wärmezauber über Leonie. Dann versorgte sie ihre Knie. In dem Moment kam Professor McGonagall rein. Mit dabei hatte sie Johanna und James. Sie hatte Zoé zurück ins Bett geschickt. "Leonie!", sagte James und lief zu seiner Schwester. Leonie jedoch schlief. Man sah ihr die Erschöpfung an und auch, das sie viel geweint hatte. Madam Pomfrey heilte hinterher Leonies Fuß und deckte sie dann zu. "Miss Potter braucht jetzt Ruhe.", sagte die Krankenschwester streng und wollte die Teenager raus schicken. "Bitte, ich möchte bei meiner Schwester bleiben.", flehte James. "Na gut, aber nur Sie, Mister Potter.", sagte Madam Pomfrey. James nickte und setzte sich neben Leonies Bett. "Wir kommen morgen früh nach euch schauen.", versprach Remus, klopfte James kurz auf die Schulter und ging dann. Johanna sah kurz zu Leonie und folgte dann Remus nach draußen.

Am nächsten Morgen kamen Remus und Johanna in den Krankenflügel. Sie wollten nach Leonie schauen, diese schlief allerdings noch. "James?", fragte Remus leise. Sofort schaute James auf und blickte die beiden Anderen müde an. "Du hast die Nacht nicht geschlafen.", stellte Johanna nüchtern fest. Sie kannte ihren Cousin. "Wie hätte ich schlafen sollen...", erwiderte dieser und unterdrückte ein Gähnen. "Leonie wird schon wieder.", versuchte Remus seinen Freund zu beruhigen. In dem Moment wurde Leonie wach. Sie blinzelte gegen das Licht an und blickte dann zur Seite. Sie erblickte James, welcher neben ihrem Bett saß. Dann erblickte sie Remus und Johanna, welche standen. "Leonie!", sagte Johanna, erfreut Leonie wach zu sehen. Leonie brummte leise und setzte sich langsam auf. "Wie geht es dir?", fragte James besorgt nach. "Gut.", log Leonie, ohne ihren Bruder dabei anzusehen. "Also geht es dir schlecht.", stellte dieser seufzend fest. "Ich bin nur müde...", schwindelte sie. Leonie hatte keine Lust darüber zu reden. "Warum warst du im Wald?", fragte Remus leise. Leonie zuckte mit den Schultern und schwieg. "Und warum bist du aus dem Unterricht gerannt?", fragte Johanna vorsichtig. "Weil ich meine Ruhe haben wollte.", antwortete Leonie barsch. "Und ich will auch jetzt meine Ruhe haben!", fuhr sie ihre Cousine an. Diese zuckte zusammen und sah Leonie aus großen Augen an. "Sollen wir gehen?", fragte Remus leise. Leonie schwieg, weil sie ihren Freunden nicht vor den Kopf stoßen wollte. Tatsächlich wäre sie aber gerne alleine. Remus verstand auch ohne Worte. "Wir kommen später nochmal nach dir schauen.", sagte er leise, drückte kurz Leonies Hand und ging dann mit Johanna nach draußen. "Du bitte auch...", sagte Leonie leise zu ihrem Bruder. Dieser sah sie überrascht an, stand dann aber auf. "Wenn was ist, dann rede bitte mit mir.", sagte er leise, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und ging dann. Leonie schaute auf ihre Bettdecke und schwieg.

Remus und Johanna hatten vorm Krankenflügel auf James gewartet. Zusammen gingen sie zum Frühstück. "Ich mache mir Sorgen um meine Schwester.", gestand James, welcher am Tisch saß und nichtmal sein Essen anrührte. "Wir machen uns auch Sorgen um Leonie. Seit kurzem ist sie so... verändert...", stimmte Remus seinem Freund zu. "Sie wirkt irgendwie zerstreut, mit den Gedanken woanders.", versuchte er zu erklären. Sirius nickte leicht. "Ja  als sei sie in ihrer eigenen Welt.", bestätigte der junge Black. "Sie will uns auch nicht mehr bei sich haben. Ich habe Angst, dass wir uns voneinander entfernen.", äußerte James seine Sorgen. Überrascht schauten die anderen Teenager ihn an. "Leonie hat dich sehr gerne. Nur ich glaube, momentan muss sie irgendwas mit sich selbst ausmachen.", versuchte Remus ihn zu beruhigen. "Vielleicht ist es ein Frauending. Ich kann ja mal versuchen mit ihr zu reden.", bot Lily an. Zwar mochte sie James nicht, doch dafür mochte sie Leonie umso mehr. James sah sie dankbar an und nickte schnell. "In einem ruhigen Moment rede ich mit ihr.", versprach die hübsche Rothaarige dem jungen Potter. "Bitte sag mir Bescheid, wenn du mit ihr gesprochen hast. Lily nickte.

Am Abend durfte Leonie den Krankenflügel wieder verlassen. Ziellos lief sie durch die Gänge. Sie hatte keine Lust in ihren Gemeinschaftsraum zu gehen. Dort würden ihre Freunde sie wieder mit Fragen bombardieren. Wieder raus gehen wollte sie aber auch nicht. Sie wollte nicht wieder im Wald landen. Schließlich fand sie sich im Astronomieturm wieder. Dieser war leer, da heute kein Unterricht dort stattfand. Leonie lehnte sich ans Geländer und schaute raus auf die Ländereien von Hogwarts. Sie seufzte schwer. Wie oft würde sie das noch über sich ergehen lassen müssen? Und wie schlimm würde es noch werden? Konnte es überhaupt noch schlimmer werden? Sie hatte keine Ahnung, wozu ihr Lehrer noch alles fähig war und was er noch alles besaß. Tränen rollten über ihr blasses Gesicht. Am liebsten hätte sie erzählt, was passierte, doch sie hatte Angst. Würde sie was erzählen, dann würde Mailin das Gleiche durchstehen müssen. Leonie wollte nicht, dass ihre kleine Schwester genauso leiden musste. Also beschloss sie zu schweigen.

Leonie Dorea Potter I (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now